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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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gefährlichen Sachen lassen wir einfach die Finger, konzentrieren uns auf das machbare.“
    „Und woher wollt ihr die gefährlichen von den ungefährlichen Fällen unterscheiden, ehe ihr mitten drin steckt?“, hakte Margarete nach.
    „Wir werden es lernen“, entgegnete Jaqueline. „Du hast es schließlich auch irgendwann einmal gelernt. Falkengrund ist kein Kindergarten. Wir wissen, was wir tun.“
    „Aha“, sagte die Dozentin und Hexe nur.
    „Ich finde, sie sollten es ausprobieren – und sich gehörig die Finger dabei verbrennen.“ Zum ersten Mal schaltete sich Traude Gunkel in die Diskussion ein. Die alte Dame mit dem strengen Haarknoten sprach kühl und distanziert. „Ich bezweifle zwar, dass es ohne Tränen und Blessuren abgeht, und Einnahmen sollten wir uns davon ebenfalls nicht erhoffen, doch es wird gut für ihre charakterliche Entwicklung sein. Sie leben hier viel zu behütet. Es wird Zeit, dass dies aufhört.“
    Margarete sprang auf. „Übernehmen Sie die Verantwortung, falls ihnen etwas zustößt?“
    „Warum sollte irgendjemand die Verantwortung für erwachsene Menschen übernehmen? Ich bitte Sie, werte Kollegin, machen Sie sich nicht lächerlich!“
    Margarete setzte sich wieder, als sie einsah, dass alles, was sie jetzt sagte, ihrer verhassten Kollegin nur Oberwasser geben würde, und brütete vor sich hin.
    „Wer würde bei einer Detektei für das Okkulte mitmachen?“, fragte Dorothea laut und hob dabei selbst die Hand.
    Nach ein paar Sekunden waren insgesamt drei Hände oben. Außer Dorothea und Jaqueline hatte sich Georg gemeldet. Der hünenhafte Student mit der Glatze wirkte fest entschlossen, und das, ohne ein Wort zu sagen. Alle anderen im Raum zögerten.
    „Nur drei?“, flüsterte Dorothea enttäuscht.
    „Drei Leute sind genug“, erklärte Jaqueline. „Wir gründen eine Detektei, keine Fußballmannschaft.“
    „Drei Fragezeichen“, kommentierte Harald, und jemand lachte.
    Jaqueline ließ sich von ihm nicht aus dem Konzept bringen. „Ich schlage vor, wir suchen uns ein kleines Zimmer in der Nähe, in dem wir ungestört arbeiten und auch Kunden empfangen können. Klienten.“
    „Schön. Und woher nehmt ihr das Geld für die Miete?“, fragte Werner.
    „Kleine Investitionen sind unumgänglich, wenn man ein Gewerbe eröffnet. Es muss eben sehr günstig sein. Eine enge, dunkle Bruchbude erfüllt den Zweck. Ja, das ist vielleicht sogar stimmiger – atmosphärischer. Die Leute mögen so etwas.“
    „Und wie findet ihr eure … Klienten?“
    „Glaub mir, sie werden kommen. So wie sie zu den Wahrsagern und Kartenlegern strömen, werden sie auch uns finden. Eine Seite im Internet vielleicht, suchmaschinen-optimiert, versteht sich …“
    „Und der Unterricht?“
    „Wir werden unsere Arbeit auf die freien Nachmittage, die Abende und Wochenenden beschränken“, erklärte Jaqueline nüchtern.
    „Ich werde euch ein paar Amulette zum Schutz mitgeben“, bot Margarete an.
    „Und wenn wir schon dabei sind, wie wäre es mit einem Babyfon?“, stichelte Traude Gunkel.
    „Es ist spät“, stellte Werner Hotten fest. „Fast ein Uhr. Wir sollten uns aufs Ohr hauen.“ Er sah es stets als seine Aufgabe, das Thema zu wechseln, ehe Situationen zu eskalieren drohten.
    Die Studenten erhoben sich, einige eilig, andere träge. Artur schüttelte den Kopf und unterhielt sich mit Melanie über den Plan, den Jaqueline und die anderen hatten. Isabel gesellte sich zu ihnen, trug jedoch nichts zum Gespräch bei, beobachtete die beiden nur. Margarete ging eilig auf ihr Zimmer, um Traude Gunkel nicht mehr ins Gesicht sehen zu müssen, und diese verzog sich noch in die Bibliothek, vermutlich, um sich nach einer Bettlektüre umzusehen.
    Als auch Werner sich zu den diskutierenden Artur und Melanie stellte, sah Artur den Rektor lange an. „Irgendetwas an dir hat sich verändert“, sagte er zögernd. „Wenn ich nur wüsste, was es ist …“
    Werner strich sich mit einem Lächeln über den Kopf, wie er es in den letzten Tagen mehrmals getan hatte. „Na endlich. Und ich dachte schon, ich bin der einzige, dem es auffällt – im Spiegel natürlich.“ Auf seinem sonst spiegelglatten Kopf hatte sich ein dünner brauner Haarflaum gebildet, fast wie bei einem Säugling. Melanie nahm sich die Freiheit heraus, mit der Hand darüber zu streichen.
    „Haare?“, brachte sie ungläubig hervor.
    „Haare“, antwortete er mit stolzgeschwellter Brust und wand sich wie ein gestreichelter Hund unter ihrer

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