Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Dorothea nickten. „Ein Jahr mietfrei, wenn wir das Gespenst verjagen oder herausfinden, was sich dahinter verbirgt?“, fragte Jaqueline.
„Das ist das Angebot der Hausbesitzer“, erwiderte Zander etwas verstimmt. „Wenn es nach mir ginge, würden Sie Miete zahlen, wie es sich gehört. Aber ich arbeite nur hier. Und nicht mehr lange, fürchte ich. Der Rollstuhl wartet schon auf mich. Und das Pflegeheim. Gäbe es nicht diese vielen Treppen hier, wären meine Gelenke schon lange eingerostet. Setze ich mich erst einmal in den Rollstuhl, werde ich wohl nie mehr aufstehen.“
„Gut, wir nehmen die Wohnung. Allerdings werden wir hier nicht leben, sondern nur eine kleine Detektei einrichten. Wir werden vermutlich nicht einmal jeden Tag hier sein.“
„Eine Detektei? Sie sind – Detektive?“ Der alte Zander, der eben noch aus dem Fenster gesehen hatte, kreiselte herum … und krümmte sich unter dem Schmerz, den die unüberlegte Bewegung seinen Gelenken bescherte.
„Meisterdetektive“, antwortete Georg, ehe Jaqueline etwas sagen konnte. „Und wir haben eben unseren ersten Fall angenommen.“
7
In einem Second Hand-Geschäft erstanden sie einen Schreibtisch, einen Aktenschrank, Stühle und einige Büroutensilien. Artur ging Georg beim Möbelschleppen zur Hand. Den wuchtigen Schreibtisch über die enge Wendeltreppe in den dritten Stock zu bugsieren, war eine Heidenarbeit, und als die beiden Männer das Möbelstück schwitzend in dem ehemaligen Wohnzimmer abgestellt hatten, öffneten sie das Fenster, um die kühle Herbstluft hereinzulassen, und ließen sich auf die Stühle nieder.
Es dauerte keine zwei Minuten, da richtete sich Artur irritiert auf.
„Was war das?“
„Was war was ?“
Artur blieb ihm die Antwort schuldig und lief ins Nebenzimmer hinüber. Dort versuchten Jaqueline und Dorothea, ein Schlafzimmer in einen Computerraum zu verwandeln. Jaqueline hatte gleich drei schrottreife PCs für einen Appel und ein Ei erworben und die funktionierenden Teile zu einem einzigen zusammengesetzt. Während sie mit den Einstellungen im BIOS haderte, betrachtete Dorothea das Wesen, das sich mitten auf den Fußboden gesetzt hatte.
Als Artur den Raum betrat, blitzte es ihn aus blauen Augen an, feindselig, wie es schien, obwohl man das bei der unbestimmten Mimik dieser Tiere nicht genau sagen konnte.
Artur blieb stehen. Eine gewaltige Katze mit rotem Fell hockte dort in dem engen Raum, langhaarig und mit riesigen Augen. Das einzige, was sie zu stören schien, war die Anwesenheit des jungen Mannes. Langsam spannte das Tier seine Muskeln. Obwohl es nicht fauchte, sah es aus, als würde es den Studenten jeden Moment anspringen wollen.
Artur trat einen Schritt aus dem Türrahmen zurück und gab den Weg zum Flur frei. Dorothea hatte Jaqueline angestupst, und nun beobachteten sie den Besuch zu dritt.
„Die Katze, von der der Verwalter sprach“, sagte Jaqueline. „Sie ist riesig. Ein richtiger kleiner Löwe.“
Das Tier setzte sich langsam in Bewegung, ging mutig auf Artur zu, während sich das prachtvolle Fell immer mehr sträubte. Er schüttelte sich plötzlich, verzog das Gesicht.
„Was hast du?“, wollte Jaqueline wissen.
„Mein Schutzgeist ist ein Hundegeist. Ich glaube, sie mag ihn nicht. Und ich spüre, wie er sich in mir regt.“ Arturs Atem beschleunigte sich. „Wahrscheinlich kommt es gleich zu einem Kampf. Verdammt … daran hatte ich nicht gedacht!“
„Raus hier!“, rief Jaqueline. „Verschwinde aus der Wohnung. Wir können so etwas nicht gebrauchen. Dein Beschützer wird die Katze töten.“
In diesem Punkt täuschte sich die aufgeweckte Studentin.
Es war zu spät für Artur, um das Geschehen noch zu stoppen. Das Wesen in seinem Inneren drängte nach außen. Obwohl es üblicherweise nur Menschen seiner strengen Prüfung unterzog, machte es bei dieser Katze eine Ausnahme. Unsichtbar schoss es auf sie zu, doch die Katze war keineswegs wehrlos.
Sie machte einen Buckel und schien dabei noch einmal zu wachsen. Drohend hob sie ihre Pfote – um im nächsten Augenblick blitzschnell zuzuschlagen! Für eine Sekunde war etwas zu sehen. Dort, wo ihre weit ausgefahrenen Krallen das transparente Wesen getroffen hatten, malte sich eine Spur ab, eine Spur aus dunkelrotem Licht, Licht, das spritzte, als wäre es Blut. Doch dieses Blut hinterließ keine Spuren auf dem Fußboden. Es verschwand, ehe es dort auftraf.
Das war nur die erste Runde des Kampfes gewesen. Die Katze stürzte sich auf das Wesen.
Weitere Kostenlose Bücher