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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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sah Anders an, als wollte er fragen: Soll das ein Witz sein? , tippte mit seinen Pfoten den Hering an und rollte ihn zwei, drei Mal auf dem Steg herum.
    Sein Vater verfolgte die Bewegungen des Katers ebenfalls mit gespanntem Interesse. Als Dante der Meinung war, den Fisch genug gerollt zu haben, biss er erneut zu, und diesmal hörte man das Knirschen von Knochen, die zermalmt wurden. Der Kater verschlang den Hering binnen einer Minute, nahm daraufhin den zweiten in den Mund und verließ den Steg mit hoch erhobenem Schwanz.
    Anders’ Vater richtete sich auf und rieb sich die Hände. »Dann wollen wir mal loslegen.« Bevor Anders an Land ging, um die Werkzeuge zu holen, warf sein Vater noch einen Blick ins Boot und ergänzte: »Mein lieber Mann, das nenne ich einen Fang.«
    Merkst du das erst jetzt? , dachte Anders, sagte aber nur: »Was denkst du, wie viel ist es?«
    Sein Vater spitzte den Mund. »Ungefähr neunzig Kilo. Da haben wir ein Weilchen zu tun.«
    Neunzig … also zweihundertsiebzig Kronen. Aber so viel kann man nicht verkaufen. Wenn man den Preis senkt …
    Anders ging an Land und holte das Spülnetz und die Kisten. Währenddessen schwenkte sein Vater den Ladebaum aus, zog das Netz hoch und begann es zu schütteln. Die Heringe fielen aus dem Netz ins Boot. Einige flogen auch ins Wasser, aber es tauchten immer noch keine Möwen auf, um sie herauszufischen. Stattdessen waren zwei Krähen am Fuß des Stegs gelandet. Sie traten auf der Stelle und wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie sich nicht wie sonst mit den Möwen balgen mussten.
    Anders nahm das Spülnetz, sprang ins Boot und warf den Krähen ein paar Heringe zu. Sie schluckten sie ganz, krächzten aufgeregt, und wenige Minuten später hatten sich drei weitere Krähen zu ihnen gesellt.
    Die Heringe wirbelten um Anders’ Kopf, und er hatte alle Hände voll zu tun, sie in das Netz zu schaufeln, im Meer zu spülen und in die Kisten zu kippen. Das war schwieriger als sonst, da die Heringe noch immer starr waren und ihm deshalb aus den Händen zu gleiten drohten. Als er nach einer frisch gefüllten Kiste von seiner Arbeit aufblickte, sah er vor dem Steg zwei Möwen schwimmen.
    Als er sich wieder über seine Arbeit beugte, hörte er ein Flattern und Klatschen neben dem Boot. Die Möwen hatten begonnen, sich der Fische anzunehmen, die auf den Grund gesunken waren, und alles war wieder wie sonst.
    Sein Vater brauchte eine gute Stunde, um alle Fische auszuschütten, und am Ende waren sie beide damit beschäftigt, die Heringe zu spülen und in Kisten zu füllen. Als sie fertig waren, setzten sie sich auf Poller und musterten den Stapel aus fünf gefüllten Fünfundzwanzigkilokisten auf dem Steg.
    Anders nahm seine Kappe ab und kratzte sich den verschwitzten Kopf. »Kann man so viel verkaufen?«
    Sein Vater verzog das Gesicht. »Das bezweifle ich. Ich werde wohl eine Kiste mit auf die Arbeit nehmen müssen und … den Rest werden wir räuchern müssen.«
    Anders nickte grimmig und jubelte innerlich. Heringe zu verkaufen konnte ein mühsames Geschäft sein, Bücklinge gingen dagegen immer weg wie warme Semmeln, wenn sich sein Vater, selten genug, dazu aufraffte, den Räucherofen anzufeuern. Die Sommerurlauber waren ganz verrückt nach Bücklingen, seinem Vater zufolge, weil sie die geräucherten Fische pittoresk fanden.
    Anders nahm die Schubkarre und ging zum Schiffsanleger, um in der Lagerhalle, die von der Dorfgemeinschaft unterhalten wurde, seit es auf Domarö keine Berufsfischer mehr gab, Eis zu holen. Als er zurückkehrte, hatte sein Vater die Kisten an Land getragen und das Netz zum Trocknen aufgehängt. Sie packten das Eis in die Kisten und breiteten eine dicke Persenning über alles.
    Anders ging zum Ufersaum hinunter und rieb seine Hände mit Sand ab, um die Schuppen loszuwerden. Anschließend ging er auf dem Felsen kurz in die Hocke und wärmte sein Gesicht in der Sonne, die mittlerweile weit über die Kiefern auf Norrudden gestiegen war.
    Als sie nach Hause kamen, legte sich Anders ins Bett, um noch zwei Stunden zu schlafen. Das war seine schönste Zeit an den Tagen ihrer Fischzüge. Wenn er im leuchtend gelben Licht lag, das sich gegen das Rollo presste, während seine Hände unter der Decke auftauten und er leicht schläfrig dem Geschrei der Möwen auf dem Meer lauschte. Wenn er nicht sofort einschlief, genoss er ein gutes Tagwerk und zupfte einzelne getrocknete Schuppen von seinen Händen. Anschließend schlief er ein,

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