Menschenhafen
ihn. Er wartete darauf, dass ihn das Grauen des Traums packen würde, aber es blieb aus. Er lauschte den eigenen Atemzügen. Er war nicht unter Wasser. Nichts war hinter ihm her. Er legte den Kopf in den Nacken und sah, dass es ein sternenklarer Abend war.
»Alles okay«, sagte er. »Es ist alles in Ordnung.«
Er schaltete die Lampe wieder an und setzte seinen Weg fort. Um zu feiern, zog er die Flasche heraus und nahm noch einen Schluck. Sein Körper war nach der harten Arbeit des Tages ein wenig ausgelaugt, und er hatte Muskelkater, also trank er noch einen Schluck. Die Flasche war mittlerweile fast leer.
An der Jugendherberge begann die Straßenbeleuchtung. Leichter Nebel hing in der Luft, und das Licht der Laternen fand Halt, bildete Lichthöfe. Er schaltete die Taschenlampe aus und ließ den Blick über die Lichterreihe schweifen. Sie wirkte vertrauenerweckend. Sie führte zwischen die Wohnstätten der Menschen und sagte einem, dass nichts Schlimmes passieren konnte, auch wenn Feuchtigkeit und Herbstdunkelheit herrschten.
Die Jugendherberge stand still und unbeleuchtet. Als Kind hatten ihm die Leute leidgetan, die dort wohnen mussten, weil sie kein richtiges Haus hatten. Die Jugendherberge war zwar ein wahrhaft imposantes Gebäude, aber es wohnten so viele Leute dort. Die Reisenden. Die mit dem Boot kamen, ein oder zwei Tage blieben und dann weiterfuhren, vermutlich zur nächsten Jugendherberge.
Aber da sitzt ja jemand.
Anders schaltete die Taschenlampe an und leuchtete auf die Treppe der Jugendherberge. Tatsächlich, dort saß eine Frau, den Kopf auf die Knie gelegt. Anders schwenkte die Lampe nach rechts und links, um zu kontrollieren, ob ein Lastenmoped in der Nähe stand, was jedoch nicht der Fall war. Trotzdem näherte er sich vorsichtig.
»Hallo? Geht es Ihnen gut?«
Die Frau hob den Kopf, und Anders erkannte Elin im ersten Moment nicht wieder. Ihr Gesicht war seit ihrer letzten Begegnung weiter verändert worden, sah noch älter aus. Sie blinzelte in dem grellen Licht und wich zurück, als hätte sie Angst. Anders drehte die Taschenlampe so, dass sie sein eigenes Gesicht beleuchtete.
»Ich bin es, Anders. Was ist passiert?«
Er richtete den Lichtkegel auf eine Stelle einen Meter rechts von Elin, um sie nicht zu blenden, und sah, dass sie sich wieder entspannt hatte. Er ging zu ihr, setzte sich auf die Treppenstufe unter ihr und schaltete die Lampe aus.
Elin saß zusammengekauert, die Arme fest um beide Knie geschlungen. Er legte eine Hand auf ihren Fußknöchel und spürte, dass sie zitterte. »Was ist los?«
Elins Hand griff nach seiner und packte sie fest. »Anders. Henrik und Björn haben mein Haus niedergebrannt.«
»Nein«, sagte er. »Nein, Elin. Sie sind tot.«
Elins Kopf drehte sich sachte von links nach rechts. »Ich habe sie gesehen. Auf diesem Scheißlastenmoped. Sie haben mein Haus niedergebrannt.«
Anders verkniff sich, was er hatte sagen wollen.
Das Lastenmoped.
Aber es gab natürlich jede Menge Lastenmopeds auf Domarö. Jeder Zweite hatte eins. Das war kein Beweis. Andererseits: der Eisclown. Henriks und Björns Lieblingshobby hatte darin bestanden, Dinge an andere Orte zu verfrachten. Jemandem die Regentonne zu klauen und sie auf einem Grundstück auf der anderen Seite der Insel abzustellen oder sich in einen Holzschuppen zu schleichen und die Motorsäge zu stehlen, um sie anschließend in den Holzschuppen des Nachbarn zu stellen.
So weit, so gut. Aber es gab bei diesem Gedankengang ein kleines Problem.
»Aber die beiden sind doch vor fünfzehn Jahren ertrunken. Oder etwa nicht?«
Elin schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht ertrunken. Sie sind verschwunden.«
Hubba und Bubba
Es gibt sie in allen Cliquen. Leute, die nicht wirklich dazugehören. Möglicherweise haben sie früher einmal versucht, richtig dazuzugehören, und wenn sie erkannt haben, dass es nicht klappt, gehen sie dazu über, ihr Image als Außenseiter zu pflegen und es zu einem Markenzeichen zu machen.
Und überhaupt: sie . Sie können sich glücklich schätzen, wenn sie zu zweit sind. Meistens geht es nur um eine Person, auf der nicht zwangsläufig alle herumhacken müssen, die kein Mobbingopfer sein muss. Manchmal ist es so, aber oft geht es eher um einen Menschen, an dem sich die Clique misst. Die Clique wird dadurch zu einer Clique, dass man kein Außenseiter ist.
Die betreffende Person oder die Personen werden genau aus diesem Grund toleriert. Als Wertmaßstab oder Publikum. Oft ist es eine traurige
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