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Menschenherz - Band 1-3

Menschenherz - Band 1-3

Titel: Menschenherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Lächeln. „Und vermutlich würden mehr wissenschaftliche Erkenntnisse und Bevormundungen vorkommen.“
    Der junge Mann betrachtete mich wehmütig. „War Adam so ein schrecklicher Mensch?“
    Vehement schüttelte ich den Kopf. „Nein, er war perfekt.“
    Als hätte mein Satz das Portal der Erinnerung geöffnet, strömten Bilder der Vergangenheit auf mich ein und drohten mich zu ersticken.
    „ Erstaunlich wie frisch die Trauer immer noch ist.“ Ich schluckte und unterdrückte den Schmerz, um auf die neue Frage zu antworten, die er mir gestellt hatte.
    „ Nein, Eva war ein lieber und schrecklich geduldiger Mensch.“
    „ Aber sie hat sich ihm untergeordnet?“
    „ Nein!“ Ich grinste, als ich an die Streitereien der beiden nach dem Fall Edens dachte. In mir stieg das Gefühl auf, dass sie in Hinsicht auf Partnerschaft und Kompromisse die Geschicktere von uns beiden gewesen ist.
    „ Sie hat ihm fast jeden Wunsch erfüllt. Nicht, weil er es wollte, sondern weil sie es wollte. Weil sie ihn geliebt hat.“ Ich schluckte, der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. „Und er hat sie auf Händen getragen.“
    „ Wenn ich es mir lange genug einrede, schaffe ich es bestimmt, dass ich glaube, er hätte sie mehr geliebt als mich“ , dachte ich.
    „ Das, was man nicht bekommen kann, ist immer Idealer und wünschenswerter als das, was man hat!“ , ermahnte mich meine innere Stimme.
    Trotzdem blieb ein Rest Unbehagen in mir, der nicht verstand, warum Adam mich, eine rebellische Frau, von der er annehmen musste, sie habe den Sündenfall ausgelöst, bis zum Schluss seiner perfekten, liebenswerten und schönen Eva vorgezogen hätte.
    Ich schluckte und riss mich von meinen Überlegungen los. So sehr wie jetzt hatte ich mich selbst beim Niederschreiben nicht mit meiner Vergangenheit auseinandergesetzt.
    „ Und jetzt haben sie alle verlassen, nicht wahr? Sie sind allein?“ Dr. Primus Stimme klang angespannt und nur vordergründig freundlich.
    Trotz dieser versteckten Anklage nickte ich.
    Er stand auf und es gelang ihm nicht, seinen Triumph und Hohn ganz von seinem attraktiven Gesicht zu verbannen: „Ich finde, Sie haben bekommen, was Sie verdienen!“
    Seine Worte trafen mich ins Mark. Ich erwiderte seinen Blick, obwohl sich meine Gliedmaßen in flüssigen Eis zu verwandeln schienen.
    Ich wusste, dass ich gehen sollte, doch ich blieb. „Was lässt dich diese Behauptung aussprechen?“ Unbewusst verfiel ich ins „Du“.
    Stumm und anklagend deutete er auf mein Schriftstück.
    „ Warum hasst du mich so?“ Ich versuchte eine Antwort in seinem Gesicht zu lesen. „Weil ich die Wahrheit gesagt habe?“
    „ Ich hasse dich nicht!“, mit einem Mal klang seine Stimme wieder ruhig und gefasst. Er benutzte nun ebenfalls ein vertrautes „Du“ und hatte sich glänzend unter Kontrolle.
    „ Er spielt auf dir wie auf einem Klavier!“ , meine innere Stimme riet zur Vorsicht.
    „ Aber ich finde es jämmerlich, wie du einer Vollkommenheit hinterher jagst, die ein Mensch nicht erreichen kann.“ Er griff nach meiner Hand. „Denn das ist der wahre Grund, nicht wahr? Du bestrafst dich selbst, weil du nur ein Mensch bist.“
    Langsam strich er mit der Hand meinen Unterarm nach oben. „Und deswegen hast du Adam abgelehnt: Weil er nur ein Mensch war?!“
    Seine Stimme war so einschmeichelnd und leise, dass sie mir einen Schauder über den Rücken jagte.
    „ Aber das konntest du nicht zugeben, deswegen hast du ihn angelogen und bist weggelaufen!“
    „ Ich habe Adam nie angelogen!“, maulte ich gekränkt. Wie widersinnig die Situation war, fiel mir nur am Rande auf.
    „ Du hast behauptet, dass du ihn liebst!“
    „ Ich habe ihn geliebt!“ Erregt und zornig stand ich auf. „Ich habe ihn mehr geliebt als Samiel, sogar mehr als mich selbst!“ Ich ballte meine Fäuste. „Ich wäre für ihn gestorben!“
    Ungläubig starrte Dr. Primus mich an. Er war ebenso überrascht wie meine innere Stimme über meine Aussage.
    Ich kontrollierte noch einmal meinen Gedankengang und wiederholte konkreter: „Hätte Jahve mich vor die Entscheidung gestellt zu entscheiden, wer von uns beiden auf dieser Welt leben dürfte, wäre ich für Adam gestorben!“
    Der Doktor schwieg und musterte mich, als könne er so herausfinden, ob ich die Wahrheit sagte. Ich schwieg ebenfalls und versuche meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich zitterte. „Warum hast du dich auf sein unwürdiges, entwürdigendes Spiel eingelassen?“
    Dr. Primus

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