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Menschenherz - Band 1-3

Menschenherz - Band 1-3

Titel: Menschenherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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eine Sache, sich selbst beim Sterben zuzusehen eine andere.
    Der Hauch einer Berührung streifte sie, eine fast zärtliche anmutende Geste.
    Trotzdem versteifte sie sich und wie ein elektrischer Schlag raste Adrenalin durch ihren Körper. Sie riss entsetzt die Augen auf.
    In dieser Sekunde nahm sie etwas anderes wahr. Den Engel mit den überwältigenden himmelblauen Augen, den der alte Doktor als Halluzination abgetan hatte, riss den Schatten zur Seite und baute sich schützend vor ihr auf.
    „ Bleib weg von ihr!“, forderte er die Dunkelheit auf, als spräche er mit einem lebenden Wesen. „Bist du mittlerweile so unsensibel, dass du nicht einmal mehr merkst, dass sie beinahe vor Angst stirbt?!“
    Er klang aggressiv und kampflustig.
    „ Du kommst spät, Gabriel!“, murmelte Adam.
    „ Der Erzengel?“ Lilith presste die Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien. Verwirrt registrierte sie, dass Adam ihn nicht nur sehen konnte, sondern auch als Engel erkannte – kannte.
    Adam hatte es geschafft, auf die Beine zu kommen und stand schutzlos am offenen Ende der Sackgasse. Er klang enttäuscht.
    „ Der Engel hat nicht eingegriffen“ , begriff die junge Frau. „Er hat diese Menschen gekannt, aber nichts getan um sie zu beschützen!“
    Sie glaubte Adams Enttäuschung beinahe körperlich fühlen zu können. Den Verrat. Adam war ein Mensch wie sie und seinem körperlosen Gegner nicht in geringster Weise gewachsen. Trotzdem hatte der Erzengel erst eingegriffen, als sie bedroht wurde.
    „ Aber ich bin nicht angegriffen worden.“ Lillys Gedanken arbeiteten rasend schnell. „Der Schatten hat die Männer von mir ferngehalten, oder?“
    Sie guckte auf die drei Männer, die bewegungslos da lagen, wo sie achtlos hingeworfen worden waren. „Er hat sie getötet!“
    Für eine Sekunde fragte sie sich, warum sie den Schatten als männliches Wesen betrachtete, dann wurde diese Frage durch plötzliches Begreifen verdrängt: „Er hat mir nie etwas tun wollen. Im Gegenteil.“
    Ihr Blick irrte zwischen dem Engel und der Schwärze hin und her, nach einer Lösung suchend.
    Sie schloss die Augen, um die Sinneindrücke auszuschließen und sich nur darauf konzentrieren zu können, was sie bisher gesehen und gehört hatte.
    „ Diese Dunkelheit hat dich verfolgt.“ Sie zitterte bei der Vorstellung, wie sie nackt am Fenster gestanden hatte, beobachtet von einem unbekannten Feind. Denn dass er nächtens unter dem Baum gestanden hatte, stand mit einem Mal nicht einmal mehr als Verdacht im Raum. Es war eine Gewissheit. Eine beängstigende, unglaubliche Gewissheit.
    Schlagartig begriff Lilly, dass das Ziel des finsteren Angriffs Adam gewesen war.
    Aufgewühlt schob sie sich an dem Engel – Gabriel – vorbei, der zwischen ihr und der Dunkelheit stand und ging mit zitternden Beinen zu Adam.
    Als hätte er nur darauf gewartet, brach er zusammen, als sie ihn erreichte. Sie fing ihn auf und mit Mühe schaffte sie es, ihn sanft zu Boden gleiten zu lassen.
    Adam drückte ihre Hand und murmelte etwas.
    Sie lehnte sich näher zu seinem Gesicht.
    „ Lass dich auf nichts ein, Lilly!“
    Er verzog gequält das Gesicht und schloss die Augen.
    „ Nein!“, obwohl sie flüsterte schwang Leid in ihrer Stimme mit.
    „ Bleib bei mir!“, flehte er leise. „Ich werde dir alles erklären!“
    Sie schluchzte leise, als Adams Körperspannung nachließ. Sie konnte seinen Puls und seine Atmung spüren, trotzdem hatte sie mit einem Mal unendliche Angst ihn zu verlieren.
    Aber sie konnte nicht fortgehen und keine Hilfe holen. Nicht ohne Adam auf der Straße zurück zu lassen, zwischen einem Monster und einem Engel, der ihn nicht retten würde.
    Sie sah auf. Die beiden hatten sie und ihre Reaktionen bisher stillschweigend beobachtet.
    „ Siehst du?“, fragte der Engel. „Sie hat ihr Leben gewählt. Lass sie in Ruhe!“
    Sie starrte in die Dunkelheit, bis ihre Augen brannten und sie sie schließen musste.
    „ Du bist das Letzte, Gabriel!“, hörte sie eine zweite Stimme. „Du hast aus ihr eine Marionette gemacht! – Deine Marionette!“
    Unterdrückte Wut schwang in den Worten des Angreifers mit, obwohl sie ebenso melodisch klang wie die Stimme Gabriels. Der dunkle Schatten begann sich zu bewegen, wie ein undurchsichtiger, unglaublich schwarzer Nebel, wirbelte um sich selbst, um einen unbekannten Drehpunkt, wirkte wie ein selbstständiges Lebewesen und formte schließlich ein Monster. Eine finstere Gestalt mit einem Pferdehuf und schwarzen

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