Menschenherz - Band 1-3
sein Auftauchen alles gefährdete.
„ Hast du ihr etwa ihre Artikel zu lesen gegeben?“, die Stimme des Alten klang gefährlich. Anscheinend konnte er nur mühsam seine Wut unter Kontrolle halten. Ob auf Adam oder sie, vermochte er nicht zu sagen.
Um Verständnis und Geduld bittend sah er Lilith an.
Diese starrte zurück. Ihre Augen waren riesengroß. Ihr Gesichtsausdruck erschrocken.
„ Liebes!“, wandte der alte Mann sich an sie. „Ich bin schuld! Ich habe Adam gesagt, dass er noch warten soll, bis er dich in deine Vergangenheit einweiht.“ Er schluckte und tat so, als müsse er sich rechtfertigen: „Der wahre Grund für deinen Aufenthalt in der Hypnoseklinik waren deine Träume. – Träume von Engeln!“
Der alte Mann schwieg theatralisch, bevor er weiter erklärte: „Und deine daraus resultierenden Angstzustände. – Du hast immerzu von einem Engel mit goldenen Augen geredet. – Welche Angst du vor ihm hast. Und du hast beinahe jede Nacht von ihm geträumt.“
Adam sah den alten Mann erstaunt an. Die Erklärung war gut, wirklich gut und sehr plausibel. Der Alte erwiderte seinen Blick, ungerührt.
Unwillkürlich griff Adam nach Lilith, um sie zu beschützen. In den Augen des Mannes, der ihn geschaffen hatte, schien der Wahnsinn zu lauern.
„ Er wird es nicht verkraften, wenn sein Lebenswerk scheitert“ , begriff der junge Mann mit einem Mal und wünschte sich, er hätte Zeit gefunden, Lilith die Wahrheit zu sagen.
Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Er war real!“, behauptete sie und nahm aus den Augenwinkeln war, dass die zwei Männer sich ihr weiter genähert hatten, so als würden sie sie an einer etwaigen Flucht hindern wollen.
Sie warf Adam einen entsetzten Blick vor, aus dem er las, dass sie ihn für ihre Situation verantwortlich machte. Wütend fuhr sie herum und erstarrte in ihrer Fluchtbewegung.
Direkt vor ihr stand ein Engel und sah sie mit stechenden blauen Augen an.
Erschrocken schrie sie auf.
Bevor Adam sich fassen konnte, hatte der alte Mann nach Lilith gegriffen und fragte in einem leisen, besorgten Tonfall: „Was ist denn? Was siehst du?“
Fassungslos sah Adam von einem zum anderen. Gabriel zwinkerte ihm kurz zu, wie um zu suggerieren, die Situation sei unter Kontrolle.
Lilith hatte sich wieder gefasst und streckte die Hand nach dem Engel aus, doch dieser war genauso plötzlich wieder verschwunden, wie er gekommen war.
Mit bebenden Lippen drehte sich die junge Frau zu Adam um. Ihr Blick flehte um eine Bestätigung dessen, was sie eben gesehen hatte.
Schuldbewusst blickte Adam zu Boden.
„ Liebes?!“ Der alte Doktor verstärkte den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter. „Wir sollten dich wieder nach Hause bringen!“
Wie auf Kommando traten die beiden Männer noch zwei Schritte näher und brachten sich damit beinahe in Reichweite. Jeden Moment konnten sie nach ihr greifen – und würden ihrer habhaft werden.
Adam erkannte vor den anderen, vielleicht noch vor Lilith selber, dass sie der Erklärung nicht geglaubt.
Er war nicht überrascht, als Lilith mit einem Ruck die Hand des Alten abschüttelte und mit einer verblüffenden Geschwindigkeit an den beiden Bodyguards vorbei sprintete.
Noch bevor die drei sich von ihrem Schrecken erholt hatten, hatte er sich an ihre Fersen geheftet und folgte ihr. Da die beiden Bodyguards ihr den Weg zu der bevölkerten Einkaufsstrasse versperrt hatten, bog sie in die nächste Querstraße ein, um eine spätere Abzweigung zu nehmen. Sie glaubte wahrscheinlich unter Menschen sei sie sicher und könnte Hilfe bekommen.
Wie von Furien gehetzt lief Lilly durch die Seitenstrasse und um die Ecke. Sie hätte sie zur Einkaufszone geführt, wenn es keine Sackgasse gewesen wäre.
Abrupt bliebt die junge Frau stehen und drehte sich auf dem Absatz um, sich hektisch nach einem Ausweg umschauend.
Adam blieb in einiger Entfernung stehen und ließ ihr genügend Raum, so dass sie sich nicht in die Enge getrieben fühlte.
Ihr Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass sie ihn fürchtete und ihm niemals verzeihen würde, egal, was er für Erklärungen bot. Ihr Blick schnitt ihm ins Herz.
„ Lilly!“ Er legte all sein Bedauern und seine ganze Liebe in ihren Namen, doch als er seine Hand nach ihr ausstreckte, wich sie zurück.
Am Rande bemerkte er, wie die beiden Bodyguards hinter ihm auftauchten, gefolgt von seinem Vater.
Beruhigend legte dieser Adam die Hand auf die Schulter. „Das überlässt du jetzt besser uns, wir werden uns darum
Weitere Kostenlose Bücher