Menschenherz - Band 1-3
kümmern.“
Obwohl er flüsterte, schien Lilith seine Worte zu verstehen, denn sie wich langsam rückwärts zurück, mit dem Schlimmsten rechnend.
„ Nein!“ Adams Stimme war schneidend, als er den alten Mann zurückhielt. „Wenn sie gehen will, lass sie gehen!“
Die junge Frau bedachte ihn mit einem Blick in dem sich Argwohn mit einem Anflug aus Dankbarkeit paarte.
„ Niemals!“ Der alte Doktor schüttelte die Hand des jungen Mannes ab.
„ Sie hat das Recht darauf, ihr Leben selbst zu bestimmen.“
„ Nein! Sie gehört uns! Sie hat kein Recht alles kaputt zu machen!“ Sein Vater klang wie ein Rasender.
Die beiden Schränke traten an Adam und dem Doktor vorbei, auf Lilith zu.
„ Komm mit uns, Mädchen! Wir helfen dir!“, versuchte der alte Mann sie zu beruhigen, während er den beiden Männern folgte und näher zu ihr kam.
Trotz der ausweglosen Situation schüttelte Lilith energisch den Kopf und wich hakenschlagend dem Griff des einen Mannes – Bodyguards – aus.
Ein Schatten fiel hinter dem Mann zu Boden und wischte ihn mit einer scheinbar leichten, anmutig wirkenden Bewegung von den Füßen. Der zweite Mann kam gerade noch dazu, einen gebrochenen Schrei auszustoßen, bevor er von Lilly weggerissen und durch die Luft geschleudert wurde.
Deutlich war das Knacken von Knochen zu hören.
Lilly schrie auf und versuchte aus der Sackgasse zu entkommen. Mit einem Satz sprang sie an dem wirbelnden Schatten vorbei, der den alten Mann gegriffen hatte.
Sie begriff, dass sie zu langsam war, denn der alte Mann landete wie eine zerbrochen Spielzeugpuppe neben seinem Bodyguard und rührte sich nicht mehr.
Bevor sie einen Entschluss fassen konnte, wirbelte Adam herum und stellte sich vor sie, dem Angreifer entgegen.
Die wirbelnde Finsternis hielt inne und kam dann langsam, beinahe bedächtig auf die beiden Menschen zu. Adam zitterte, wich aber nicht zurück.
Ihr Blick irrte zu dem alten Mann. „Ist er tot?“
Trotz der tragischen und beängstigenden Situation kam sie nicht dazu, Mitleid für ihn zu spüren. Stattdessen verspürte sie eine Angst, die weit über jede Panik hinausging.
„ War es das, wovor sie beschützt wurde? Was Adam ihr verschweigen hatte?“
Sie drückte sich enger an die Häuserwand und versuchte Adam mit sich zu ziehen, doch er blieb vor ihr stehen. So fest und opferwillig, dass sie unwillkürlich einen Blick zurückwarf auf ihren Angreifer.
Und zum ersten Mal sah sie mehr als eine wirbelnde Masse Dunkelheit, etwas undefinierbares, unfassbares. Sie begriff, dass es nichts gab, was sie beschützen konnte. Was auch immer dieser Schatten war, er war massiv. Und real. Stärker und mächtiger als jeder Mensch.
„ Der Teufel!“ , flüsterte ihr Gewissen panisch. „Wenn es Engel gibt und du sie siehst, gibt es auch den Teufel! – Und er ist hinter dir her.“
Lilith klammerte sich an Adam. In diesem Moment hätte sie nicht sagen können, ob um ihn zu beschützen oder ihm für seinen nutzlosen Versuch, sich für sie zu opfern, zu danken.
Sie erinnerte sich an ihre Alpträume, an wirre Träume von Engeln und goldenen Augen, Angst, Verdammnis und Einsamkeit.
Etwas Finsteres streifte Adam und riss ihn von ihr fort, schüttelte ihn. Sie glaubte Knochen knacken zu hören, bevor sie einen Schmerzensschrei von ihm hörte.
„ Nein!“ Sie hörte sich selber schreien, wie von Furien besessen.
Die Dunkelheit stoppte mitten in der Bewegung, die Adam gegen die Wand geworfen hätte.
„ Lauf Lilly!“, schrie Adam und gestikulierte wage in die Richtung aus der sie gekommen war. Dabei achtete er weder auf seine Situation noch auf seine Verletzung.
Doch sie rührte sich nicht. Hätte es nicht einmal vermochte, wenn sie es gewollt hätte.
„ Nein!“, flehte sie. In diesem Augenblick hätte sie nicht sagen können, ob sie die Fluchtaufforderung meinte oder ihre Worte gegen die Dunkelheit gerichtet waren und sie um Adams Leben bat.
Adam fiel, als er losgelassen wurde und rang um Luft. Trotzdem versuchte er ihr zu zeigen, dass sie laufen sollte.
Doch erstarrt konnte sie nur mitansehen, wie sich die Finsternis ihr nun näherte und wich langsam zur Seite aus.
„ Lauf, verdammt noch mal!“ Adam versuchte auf die Beine zu kommen, doch sie wusste, er würde zu langsam sein.
Die junge Frau zitterte, als sie in die Ecke gedrängt keinen Ausweg mehr hatte. Sie schloss die Augen. Sie wollte die Schmerzen nicht spüren, nicht wissen und nicht sehen. Wenn der Teufel ihre Seele wollte, war das
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