Menschenherz - Band 1-3
du nicht nach anderen Männern?“
„ Nein!“, heftig protestierend schüttelte Lilly den Kopf. Sie starrte ihn so wütend an, dass er grinsen musste. Wie ein Fisch auf dem Trockenen schnappte sie nach Luft, brachte aber keinen Ton hervor.
Er hielt sie am Arm fest, als er ihre Absicht erkannte, weiter zu gehen.
„ Lilly, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben! – Immer gewesen!“ Sein Blick wurde flehend: „Ich wollte nie eine andere Frau, nur dich!“
Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, er wusste, sie glaubte ihm. Trotzdem war sie immer noch verärgert.
Er zog sie in seine Arme und sie ließ es geschehen. „Bitte Lilly, du musst mir einfach glauben“, flüsterte er an ihren Hals, was ihren Puls beschleunigte. „Es gibt so vieles, was ich dir noch erklären und versprechen will.“
Ihr war die andere Tonlage aufgefallen und sie bemühte sich, aus seiner Umarmung zu entkommen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Sie stockte in der Bewegung.
„ Warum ist er so traurig?“ , ihre innere Stimme machte sie auf einen jungen Mann aufmerksam, der sie von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete. „Und woher weiß ich, dass er kein Mensch sondern ein Engel ist?“
Sie zitterte leicht, was Adam nicht bemerkte.
„ Deswegen wollte ich mit dir nach Draußen, weil ich in Ruhe mit dir sprechen wollte!“, erklärte er.
Als Adam bemerkte, dass Lilith mit weit aufgerissenen Augen an ihm vorbeisah, drehte er sich hastig um, um zu sehen, was sie so sehr ablenkte.
Die Straße hinter ihm war leer, abgesehen von drei spielenden Kindern, die mit Kreide „Himmel und Hölle“ spielten.
Er wandte sich ihr zu. Sie starrte immer noch mit einem überraschten Blick auf eine leere Stelle hinter ihm.
„ Lilly?“
Sie reagierte nicht, bis er sie an die Schultern fasste und leicht schüttelte. Wie aus einer Trance erwacht, sah sie ihn an und brauchte einige Momente, bis sie sich wieder gefangen und seinen verständnislosen Blick registriert hatte.
„ Du hast ihn nicht gesehen, oder?“ Sie klang leise, beinahe verängstigt. „So allein!“ , ihre innere Stimme schlug sich auf die Seite des Engels und wünschte sich, sie könne ihm helfen.
„ Wen habe ich nicht gesehen?“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seine Hand verharrte einige Sekunden an ihrer Wange.
Sie wirkte fassungslos und ihre Augen irrten immer noch suchend hin und her.
„ Du bist doch ein Priester?!“ Sie schluckte und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Er nickte nur stumm, gespannt darauf, wohin ihre Worte ihn führen würden. Sie überlegte einen Moment lang, wie sie ihr Erlebnis am besten verpacken sollte. „Glaubst du an Engel?“
Einige lange Sekunden schwieg Adam, dann fasste er sich wieder. Er war mehr als entsetzt. Sie sollte nicht in der Lage sein, Engel zu sehen.
Verwirrt blickte er sich um, ängstlich bemüht, ihr nicht zu zeigen, wie sehr ihn ihre Worte schockiert hatten.
„ Er wirkte so traurig!“, sprach sie leise.
Adam sah sie an und die geballte Unschuld, die in ihren Augen lag, traf ihn unvorbereitet, wie eine Flutwelle.
„ So traurig!“ Er konnte ihre Stimme kaum hören, wusste aber, dass sie in diesem Augenblick mindestens ebenso traurig klang, wie der Engel gewesen sein musste.
„ Es gibt keine Engel!“ Seine Stimme war schroff und klang selbst in seinen Ohren abstoßend.
Erschrocken blickte sie ihn an.
Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er war ein Priester, er glaubte an Gott, also glaubte er auch an Engel. Sein Verstand arbeitete mit rasenden Geschwindigkeit, um eine Ausrede zu erfinden.
„ Ich meine ...“, er fasste sich an den Kopf, nicht weil es ihm beim Denken half, sondern weil er so seinen Gesichtsausdruck vor ihr verstecken konnte. Aber es gab kein Zurück mehr. Nur noch die Wahrheit …
Engelsangst
„ ... du meinst, dass ihre Engelsvisionen nur Wahnvorstellungen sind?!“ ergänzte der alte Doktor Adams Satz.
Erschrocken sprang Lilith einen Schritt zur Seite. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass zwei weitere Personen in ihrer Nähe standen. Es waren dieselben, die sie schon bei ihrem letzten Ausflug bemerkt hatte. Damals hatte sie ihre ständige Anwesenheit in ihrer Nähe für einen Zufall gehalten. Jetzt nicht mehr.
Sie warf Adam einen Blick zu, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie hatte begriffen, dass sie mehr als überwacht wurde.
Der junge Mann warf seinem Vater einen flehenden Blick zu und hoffte, dass dieser erkannte, dass
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