Menschenherz - Band 1-3
näher.
Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück.
Sein Lächeln wurde teuflisch.
„ Hier ist meine Welt und hier mache ich die Regeln“, wiederholte er in seinem leisen Singsang. „Und hier wird dein Schutz nicht funktionieren – wenn ich es nicht will!“
Er trat einen Schritt näher. Ich hatte das Gefühl, nur noch aus schreckgeweiteten Augen zu bestehen, während ich wieder zurückwich.
„ Er blufft!“ , glaubte mein Verstand. Allerdings änderte er augenblicklich seine Meinung, als ich in Samiels goldbrennende Augen blickte. Ich hörte mich leise wimmern.
Als wenn ihn meine Angst noch rasender machen würde, fauchte er: „Hier bist du mir und meinen Launen ausgeliefert!“
Er strich mir mit einem Finger über den Oberarm und schloss sie schließlich um ihn, um zu beweisen, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Seine Berührung war ganz und gar nicht sanft.
„ Wenn ich wollen würde, könnte ich über dich herfallen und wie ein wildes Tier ficken.“ Der taxierende Blick, den er an mir hinab gleiten ließ, ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er meinte, was er sagte.
„ Niemand könnte mich daran hindern.“ Seine Stimme klang wie ein heiseres Schnurren, als er meinen Arm festhielt, um mich daran zu hindern, weiter zurück zu weichen.
„ Und Jahve weiß, dass du bei mir bist und wird nichts tun, um dir zu helfen. Niemand wird eingreifen. – Du bist mir freiwillig hierher gefolgt!“ Der Engel zog mich näher.
„ Hör auf damit!“, bat ich.
Er blickte mir ins Gesicht und für einen Moment wirkte er sprachlos, ob der stummen Anklage, die sich in meinen Zügen spiegeln mussten. Ich wusste, er kam sich schäbig vor, würde aber dieses Gefühl in eine weitere Anklage verwandeln.
Und ich behielt Recht: „Wieso? Weil du nicht hören willst, dass Jahve zuschaut? Dass er nicht eingreift, obwohl Jahve es könnte?
Dass Jahve die Welt augenblicklich zu einem Paradies machen könnte?“
Er schüttelte mich unsanft. „Weil du nicht hören willst, dass die materielle Schöpfung ein Fehler war – von Anfang an?“
Ich versuchte ihn abzuschütteln. „Hat sein Glaube ihn so verbittert?“ Er hielt mich fester und zog mich zu sich. „Ist er in 2000 Jahren zu einem Monster geworden?“
Plötzlich hatte ich Angst wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich wusste, er hatte Recht: Nichts und niemand würde mir gegen ihn helfen. Ich war alleine und ihm schutzlos ausgeliefert.
Ich wandte mich in seiner Umarmung, um zu entkommen, bis er mich so fest hielt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Stumm und vorwurfsvoll starrte ich ihn an.
Mit einem siegessicheren, teuflischen Grinsen im Gesicht näherte er sich mir und sein Blick ließ das Blut in meinen Adern gefrieren.
Als seine Lippen nur noch einen Hauch von meinen entfernt waren, schloss ich die Augen, um Samiel nicht mehr sehen zu müssen.
„ Vertrau ihm!“ , beschwor mich meine innere Stimme.
Nichts geschah.
Mit dem Mut der Verzweiflung sah ich ihn an und zwang mich zu lächeln.
„ Das tust du nicht!“ Ich betete zu Jahve, dass ich Recht hatte, dass ich nicht für ein Monster alles aufgegeben hatte, dass ich mich damals in meiner Liebe nicht geirrt hatte.
Wild triumphierend küsste mich Samiel. Grob, bestrafend. Als er meine Lippen wieder freigab, fand ich die Kraft zu sagen: „Das meinte ich nicht!“
Er sah mich mit einem Ausdruck in seinem Gesicht an, der mich erschreckte. Trotzdem hatte ich ihn aus dem Konzept gebracht und die Berührung, mit der er mich umfing, war beinahe nicht mehr schmerzhaft, beinahe zärtlich.
„ Du wirst mir nicht wehtun und du wirst mich nicht gegen meinen Willen opfern. – Um nichts in der Welt!“, behauptete ich mit größerer Sicherheit, als ich wirklich empfand.
Fasziniert starrte er mich an und ich begriff, dass er mich absichtlich Todesangst hatte durchleiden lassen, weil ich ihm für einen Augenblick zugetraut hatte, dass er sich mit Gewalt über meinen Willen hinwegsetzen würde.
„ Er wollte mich bestrafen! Dafür bestrafen, dass ich ihn tatsächlich für einen Augenblick lang für ein boshaftes, egoistisches Monster gehalten hast.“
Ich wollte ihn von mir stoßen, aber er umschlang mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich grub meine Hände in seine Haare und versuchte ihn zurück zu ziehen, hoch, im Augenblick zu erleichtert, um wirklich wütend zu sein.
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff dass er aus vollem Herzen lachte.
Empörung griff nach mir. Doch
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