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Menschenherz - Band 1-3

Menschenherz - Band 1-3

Titel: Menschenherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Adams?“
    Die Nasenflügel meines Engels bebten. „Du wirst nicht ihn wählen, hörst du?!“ Seine Stimme war zum ersten Mal, seit ich ihn kannte nicht mehr melodisch, sondern fast nur noch ein undefinierbares Zischen.
    Ich sah an ihm vorbei, in die Ewigkeit, die mir eine neue Möglichkeit eröffnete. „Gabriel wollte mir eine zweite Chance bieten!“
    „ Nein!“ Samiels Stimme klang schroff. „Er wollte sich selber eine zweite Chance bieten!“
    Ich schüttelte den Kopf, als wenn ein Marionettenspieler mich an seinen Fäden bewegen würde. Entschieden.
    „ Was wäre, wenn die erste Schöpfung geklappt hätte?“, wiederholte meine innere Stimme die Leitfrage meines Lebens.
    Wie von Außen nahm ich war, mit welch wütendem Blick Samiel mich fixierte und hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, mich zu verteidigen.
    „ Guck dich um! Ich bin schuld, schuld an allem. Daran, dass Menschen sterben. An Hunger, Elend und Tod. Seit ich mich für dich entschieden habe, bin ich allein, verdammt und verflucht!“
    Sein Blick wurde weicher und betroffener, als er fragte: „Seit wann denkst du so?“
    Ich bemühte mich, keinen Augenkontakt zustande kommen zu lassen. „Schon immer!“, gestand ich leise.
    „ Du hast mir nie etwas davon gesagt“, er wirkte betroffen und – „mitfühlend?“ – hilflos.
    „ Du warst nie da!“, murmelte ich. Wütend darüber, dass er mit einem Mal wieder jemand war, den ich lieben konnte. Es fiel mir schwer, meinen Zorn auf ihn und seine Tat aufrecht zu erhalten.
    Ich wusste, ich musste ihn verletzen, um ihn von mir fernzuhalten, um meine Wut zu schüren. – Und ich wollte ihn verletzen. Mein Schmerz und meine Enttäuschung gingen zu tief. „Unsere Liebe war ein Fehler!“, sagte ich. Er sollte sich genauso fühlen wie ich mich.
    „ Sag so etwas nicht.“, bat er.
    „ Aber es war so ... von Anfang an.“ Ich zitterte, mit meinem nächsten Satz würde es kein Zurück mehr geben. „Ich würde ihn nie wieder begehen.“
    Samiel wirkte, als sei sein Herz in tausend Stücke zersprungen. „Ich liebe dich!“, beschwor er mich leise.
    Vehement weigerte ich mich, ihn anzusehen und schüttelte den Kopf.
    „ Ich hätte das nicht versuchen dürfen“, entschuldigte er sich.
    Ich wusste, er meinte seinen Verführungsversuch.
    „ Ja, dass hättest du nicht!“ Meine Stimme klang fremd, tonlos.
    „ Wirst du mir je verzeihen können?“, in seiner Stimme schwang die gesamte Bandbreite an Schmerzen und Verlassenheit mit, die er aufbringen konnte.
    „ Ich weiß es nicht!“, gab ich ehrlich zu. „Ich weiß nicht einmal, ob ich dir verzeihen will!“ , korrigierte mich meine innere Stimme.
    Samiel ließ den Kopf hängen und starrte zu Boden.
    „ Wieso hat er das getan? Oh, wieso nur?“ , weinte meine innere Stimme verletzt. Sie war sich immer sicher gewesen, dass er mich um meiner selbst willen liebt. Doch ich war mir nicht mehr sicher – und wollte die letzten 2000 Jahre nicht vergessen oder gar verzeihen.
    „ Ich kann ihm nicht vertrauen, nie wieder.“ – „Habe ich ihm jemals vertraut?“ – „Großer Gott, wieso?“ , wehklagten mein Verstand, mein Gefühl und mein Herz.
    Mein Engel sah auf und unsere Blicke verschmolzen, während sich eine unendliche Leere in mir ausbreitete. Das verlorene Vertrauen war ein Verlust, den niemand würde jemals aufwiegen können.
    Seine Liebe war alles, an was ich mich bisher geklammert hatte. „Verloren!“
    „ Hör mir zu!“, bat er. Ich schüttelte den Kopf. „Lass es mich dir erklären, bitte! – Wenigstens dass!“
    Er erkannte meine ablehnende Haltung. „Nach all den Jahrhunderten bitte ich dich nur noch um ein paar Minuten deines Lebens.“
    Seine Stimme schwankte, als frage er sich, ob es zu spät war. Zu spät für seine Erklärungen und seine Liebe.
    Ich schüttelte den Kopf. – Aus bloßem Selbsterhaltungstrieb konnte ich ihm nicht zugestehen mir eine Erklärung zu liefern. – Ich hatte Angst davor, was er sagen würde, Angst davor, dass ich es akzeptieren könnte, nur um abermals verletzt zu werden. – Wieder alleine zu sein, verloren. Die zweite Chance vertan.
    „ Ich will deine Lügen nicht hören. Ich will deine Versprechungen und Schwüre nicht mehr!“, hörte ich mich sagen.
    Ich zitterte, weil ich nicht nur ihm einen Todesstoß versetzte. „Es ist zu spät!“
    Betroffenheit machte sich auf Samiels Gesicht breit und er sah wieder zu Boden. Noch bevor er wieder aufblickte, bemerkte ich eine Veränderung in seiner

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