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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kreuzen Sie Ihre Antworten bitte klar und deutlich an. Wenn Sie eine Antwort nachträglich ändern wollen, radieren Sie die vorherigen Angaben bitte vollständig aus. Sollten Sie eine Antwort nicht wissen, raten Sie nicht. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann blättern Sie bitte Seite eins auf und fangen Sie an. Wenn ich Stopp sage, legen Sie den Bleistift hin. Sie dürfen anfangen.«
    Er fing nicht an. Er musterte ihren Körper. Offen, unverschämt.
    Nach einer Weile wurde sie rot. »Ihre Stunde läuft, Ben. Es wäre besser, wenn Sie …«
    »Warum nimmt jeder an, dass er es mit einem sexgeilen Vollidioten zu tun hat, wenn er jemandem begegnet, der von der anderen Seite des Kanals kommt?«, fragte er.
    Sie war jetzt völlig durcheinander. »Ich … ich habe nie …«
    »Nein. Sie haben nie.« Er lächelte und nahm den Bleistift in die Hand. »Mein Gott, ihr seid alle dumm.«
    Dann beugte er sich über das Heft, während sie immer noch eine Antwort auf (oder wenigstens einen Grund für) seinen Angriff suchte. Wahrscheinlich verstand sie es wirklich nicht.
    Bei der ersten Aufgabe musste er den richtigen Begriff in einen Satz einfügen.
    1.Ein(e) ___________ macht noch keinen Sommer.
    a) Gedanke
    b) Bier
    c) Schwalbe
    d) Verbrechen
    e) nichts von allem
    Er füllte den Bogen rasch aus, hielt kaum einmal bei einer Frage an, um eine Antwort noch einmal zu überdenken oder abzuwägen. Nach den Lückentexten folgte ein Vokabeltest, und anschließend sollte er jeweils das Gegenteil eines bestimmten Begriffs angeben. Als er fertig war, hatte er von der vorgeschriebenen Stunde noch fünfzehn Minuten übrig. Sie nahm seinen Testbogen nicht entgegen – er durfte ihn ihr nicht geben, bevor die Stunde abgelaufen war -, also lehnte Richards sich wortlos zurück und musterte ihren fast nackten Körper. Das Schweigen wurde immer schwerer und bedrückender. Spannungsgeladen. Er konnte ihren Wunsch nach etwas zum Überziehen geradezu sehen, und das tat ihm gut.
    Als die Viertelstunde um war, gab sie ihm einen zweiten Testbogen. Auf der Vorderseite war die Zeichnung eines Vergasers abgebildet.
    Darunter stand:
     
    Wo würden Sie dieses Gerät einbauen?
    a. Rasenmäher
    b. Free-Vee-Gerät
    c. elektrische Motorsäge
    d. Automobil
    e. nichts von allem
    Der dritte Teil war mathematisch. Er war nicht sehr gut im Rechnen und kam langsam ins Schwitzen, als er sah, wie die Zeit ihm buchstäblich davonrannte. Gegen Ende kam er arg in Bedrängnis. Die letzte Aufgabe musste er ungelöst lassen. Rinda Ward lächelte eine Spur zu breit, als sie ihm Test und den Antwortbogen unter dem Bleistift wegzog. »Bei dem ging’s wohl nicht so schnell, Ben?«
    »Dafür sind sie alle korrekt«, erwiderte er und lächelte ebenfalls. Dann lehnte er sich vor und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hintern. »Geh duschen, Kind. Du hast deine Sache gut gemacht.«
    Sie wurde knallrot. »Ich könnte Sie disqualifizieren lassen.«
    »Blödsinn. Sie könnten gefeuert werden, das ist alles.«
    »Gehen Sie raus. Gehen Sie zurück in die Schlange.« Sie war den Tränen nahe.
    Er hatte fast Mitleid mit ihr, aber er unterdrückte dieses Gefühl. »Sie werden heute einen angenehmen Abend verbringen«, sagte er. »Sie werden ausgehen und ein nettes 6-Gänge Menü mit demjenigen essen, mit dem Sie diese Woche schlafen, und an meine Tochter denken, die in einer beschissenen 3-Raum-Sozialwohnung an Grippe stirbt.«
    Er ließ sie bleich, hinter ihm her starrend, stehen.
    Seine Zehnergruppe war auf sechs Mann geschrumpft, sie strömten in den nächsten Raum. Es war halb zwei.

… Minus 091 Countdown läuft …
     
    Der Arzt, der ihm in der kleinen Kabine auf der anderen Seite des Tisches gegenübersaß, trug eine runde Brille mit kleinen, dicken Gläsern. Er hatte ein selbstgefälliges, unangenehmes Lächeln, das Richards an einen schwachsinnigen Jungen erinnerte, den er während seiner Schulzeit gekannt hatte. Der Junge war gern unter der Tribüne im Sportstadion herumgekrochen, um den Mädchen unter die Röcke zu sehen und sich dabei einen runterzuholen. Richards fing an zu grinsen.
    »Etwas Amüsantes?«, fragte der Arzt und legte ihm den ersten Tintenklecks vor. Das unangenehme Lächeln wurde ein wenig breiter.
    »Ja. Sie erinnern mich an jemanden, den ich mal gekannt habe.«
    »Oh? An wen denn?«
    »Unwichtig.«
    »Wie Sie wollen. Was sehen Sie hier?«
    Richards betrachtete den Klecks. Er hatte eine Manschette zum Blutdruckmessen um seinen rechten Oberarm, und an

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