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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Brustkorb sich hob, die Wände.
    Gott sei Dank habe ich Untergewicht.
    Keuchend zog er sich in die unbekannte Dunkelheit des Rohrs zurück.

… Minus 068 Countdown läuft …
     
    Er schob sich langsam gut fünfzig Meter weit, blind wie ein Maulwurf, durch die horizontale Leitung zurück. Dann explodierte der Öltank oben im Keller mit donnerndem Getöse. Der Knall jagte Vibrationen durch das Belüftungsrohr, die ihm fast das Trommelfell zerrissen. Er sah einen weißgelben Blitz, als wäre ein Haufen Phosphor in Brand gesteckt worden, der allmählich zu einem rosigen Schimmer verblasste. Dann schlug ihm eine Hitzewelle ins Gesicht, sodass er eine schmerzvoll verzerrte Grimasse zog.
    Die Videokamera in seiner Jackentasche hüpfte und tanzte über den Boden, als er versuchte, sich schneller zu bewegen. Das Rohr erhitzte sich durch die Explosion und das prasselnde Feuer wie der Stahlgriff einer Bratpfanne über einer Gasflamme. Er hatte kein Verlangen danach, hier unten wie eine Kartoffel im Backofen gebacken zu werden.
    Schweiß lief ihm über die Wangen und zog helle Spuren in sein dunkles, dreckverschmiertes Gesicht. Im flackernden Feuerschein sah er aus wie ein Indianer in voller Kriegsbemalung. Die Rohrwände waren jetzt fast zu heiß, um sie zu berühren.
    Im Krebsgang robbte er auf den Vorderarmen und Knien nach hinten, wobei sein Hintern bei jeder Bewegung an die obere Rohrwölbung zu stoßen drohte. Er atmete hechelnd wie ein Hund, in kurzen, scharfen Zügen. Die Luft war heiß und voller Ölgestank, machte ihm das Atmen schwer. Er bekam Kopfschmerzen, Dolche schienen sich von hinten in seine Augen zu bohren.
    Ich werde hier drinnen gebraten. Ich werde gebraten.
    Dann baumelten seine Füße plötzlich in der Luft. Er versuchte, zwischen seinen Beinen hindurchzuspähen, um festzustellen, was sich dort hinten befand, aber es war zu dunkel, und seine Augen waren vom Feuerschein geblendet. Er musste es darauf ankommen lassen. Er rutschte weiter, bis seine Knie den Rand erreichten, und ließ sie dann langsam hinübergleiten.
    Plötzlich stand er mit den Schuhen im Wasser, ein kalter Schock nach der Hitze im Belüftungsrohr.
    Das neue Rohr verlief im rechten Winkel zu dem Rohr, aus dem er gerade entkommen war, und es war viel größer – hoch genug, um gebückt darin zu stehen. Das ölige, träge dahinfließende Wasser reichte ihm bis über die Knöchel. Er blieb einen Augenblick stehen und spähte noch einmal in die schmale, vom Feuerschein erhellte Rohröffnung hinauf. Dass er selbst aus dieser Entfernung noch etwas vom Feuer sehen konnte, bedeutete, dass es tatsächlich einen riesigen Knall gegeben hatte.
    Richards rang sich zögernd zu dem Gedanken durch, dass sie ihn hier unten vermuten mussten. Es gehörte zu ihrem Job, ihn nicht als im Inferno des Kellers verbrannte Leiche abzuhaken. Aber vielleicht mussten sie erst das Feuer unter Kontrolle bringen, bevor sie seinen Fluchtweg entdeckten. Das schien eine sichere Annahme zu sein. Aber es schien auch sicher gewesen zu sein, anzunehmen, dass sie ihn nicht bis nach Boston verfolgen konnten.
    Vielleicht hatten sie das gar nicht? Was hatte er denn tatsächlich gesehen?
    Nein. Sie waren es gewesen. Er wusste es. Die Jäger. Sie hatten sogar den Geruch des Bösen mit sich getragen. Er war auf unsichtbaren Wellen bis zu seinem Fenster im fünften Stock hinaufgetragen worden.
    Eine Ratte paddelte an ihm vorbei und betrachtete ihn einen Augenblick lang mit glitzernden Augen.
    Richards folgte ihr platschend in die Richtung, in die das Wasser floss.

… Minus 067 Countdown läuft …
     
    Richards stand unter der Leiter und blickte verblüfft ins Licht hinauf. Kein regulärer Straßenverkehr, das war schon mal was, aber Licht -
    Das Licht hatte ihn überrascht, es war ihm vorgekommen, als wäre er Stunden und Stunden durch den Abwasserkanal gelaufen. In der Dunkelheit, ohne etwas sehen zu können und ohne Geräusche, abgesehen vom ständigen Gurgeln des Wassers, dem gelegentlichen Planschen einer Ratte und dem geisterhaften Platschen in anderen Abwasserrohren (er fragte sich zynisch, was wohl passiert, wenn jemand über ihm einen Haufen runterspülte), hatte er sein Zeitgefühl vollständig verloren.
    Als er jetzt zu dem gut vier Meter über ihm liegenden Gullydeckel hinaufblickte, musste er feststellen, dass das Tageslicht noch keineswegs verschwunden war. Im Deckel befanden sich mehrere kleine, runde Luftlöcher, durch die das Licht bleistiftdick fiel und kleine,

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