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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dann schob sich das gefaltete Messinggitter vor den Eingang, die Türen schlossen sich, und der Fahrstuhl machte sich unglücklich ruckend auf den Weg nach unten. Eine dünne Rauchfahne wand sich aus dem Kartenschlitz.
    Richards trat von der Tür des Fahrstuhls zurück und beobachtete, wie die Zahlen in umgekehrter Reihenfolge aufleuchteten. Als auf der Anzeigetafel das E aufleuchtete, gab der Motor oben ein mahlendes Geräusch von sich, und es sah so aus, als würde er trotz allem hier halten. Einen Augenblick später (vielleicht nachdem er dachte, er hätte Richards nun genug Angst eingejagt) sank er weiter hinab. Zwanzig Sekunden später öffneten sich die Türen, und Richards trat in den riesigen, schwach erleuchteten Keller. Er hörte von irgendwoher Wasser tropfen und das aufgeregte Scharren einer aufgescheuchten Ratte. Aber sonst gehörte der Keller ihm. Vorläufig.

… Minus 069 Countdown läuft …
     
    Riesige rostige Heizungsrohre, über und über mit Spinnweben bedeckt, wanden sich in verrückten Mustern die Decke entlang. Als der Heizofen plötzlich ansprang, hätte er vor Schreck beinahe aufgeschrien. Der Adrenalinstoß sandte Schmerzen durch seine Glieder und sein Herz, einen Moment lang war er geradezu lähmend.
    Er sah, dass auch hier alte Zeitungen herumlagen. Tausende. Sie waren mit Schnüren zusammengebunden und an der Wand aufgestapelt. Tausende von Ratten hatten sich ihre Nester darin gebaut. Ganze Familien starrten den Eindringling mit misstrauischen rubinroten Augen an.
    Er entfernte sich vom Fahrstuhl, ging über den rissigen Zementboden und blieb nach einer Weile stehen. An einem Pfeiler entdeckte er einen großen Sicherungskasten, und dahinter lagen einige Werkzeuge unordentlich verstreut. Er hob ein Brecheisen auf und ging weiter, den Blick immer auf den Boden gerichtet.
    Kurz vor der hinteren Wand entdeckte er zu seiner Linken das Hauptlüftungsrohr. Er ging hin und betrachtete es sich näher, wobei er sich fragte, ob sie wussten, dass er hier unten war.
    Der Rohrdeckel bestand aus einem Stahlgitter und hatte einen Durchmesser von etwa neunzig Zentimetern; an der hinteren Seite fand er eine Einkerbung für das Brecheisen. Richards setzte es an, stemmte die Abdeckung hoch und stellte einen Fuß auf das Eisen, um sie zu halten. Dann schob er die Hände unter den Ansatz der Abdeckung und zog sie nach oben. Sie fiel krachend zu Boden, was die Ratten erschrocken aufkreischen ließ.
    Das Rohr neigte sich in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten, und Richards schätzte, dass der Innenraum nicht mehr als fünfundsiebzig Zentimeter im Durchmesser betragen konnte. Es war drinnen sehr dunkel. Plötzliche Platzangst ließ seinen Mund ganz trocken und filzig werden. Zu eng, um sich darin zu bewegen, fast schon zu eng, um darin zu atmen. Aber es musste sein.
    Er drehte den Deckel wieder um und lehnte ihn so gegen das Rohr, dass er ihn, sobald er hineingeklettert war, von unten über die Öffnung ziehen konnte. Dann ging er zum Sicherungskasten zurück, schlug mit dem Brecheisen das Vorhängeschloss herunter und öffnete ihn. Er wollte gerade damit anfangen, Sicherungen herauszunehmen, als er noch eine Idee hatte.
    Er tastete sich zu den Zeitungen hinüber, die in vergilbten Stapeln fast die ganze Längsseite der Ostwand bedeckten. Dort kramte er das zerknitterte, eselsohrige Streichholzheft aus seiner Hosentasche, mit dem er sich seine Zigaretten angezündet hatte. Es waren noch drei Streichhölzer übrig. Er riss ein Stück Papier aus einem Packen und formte eine Art Fackel daraus, die er sich wie einen Hut unter den Arm klemmte, während er ein Streichholz anzündete. Die Zugluft blies es sofort wieder aus. Das zweite fiel ihm aus den zitternden Händen und verlosch auf dem feuchten Boden.
    Beim dritten klappte es. Er hielt es an seine Fackel, und eine gelbe Flamme züngelte hoch. Eine Ratte, die vielleicht spürte, was auf sie zukam, huschte über seine Füße hinweg und verschwand in der Dunkelheit.
    Er hatte das Gefühl sich schrecklich beeilen zu müssen, aber er wartete trotzdem, bis die Flamme hoch am Papier aufloderte. Er hatte keine Streichhölzer mehr. Vorsichtig steckte er die Fackel in einen Spalt in der brusthohen Zeitungswand und wartete. Bis er sah, dass das Feuer sich ausbreitete.
    An der angrenzenden Wand stand der große Öltank, der das YMCA-Gebäude versorgte. Vielleicht würde er explodieren. Richards nahm an, dass es dazu kommen würde.
    Jetzt trabte er zum

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