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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hineinging.
    Der Junge zog einen dreckigen Lappen vor den Eingang und fummelte in der Dunkelheit an irgendetwas rum. Einen Augenblick später fiel ein schwacher Lichtschein auf ihre Gesichter. Der Junge hatte eine Glühbirne an eine alte ausgediente Autobatterie angeschlossen.
    »Die Batterie hab ich selbst geklaut«, sagte der Junge. »Bradley hat mir gezeigt, wie man sie repariert. Er hat Bücher. Ich hab auch’n Tütchen. Das geb ich dir, wenn du mich nich umbringst. Das lässt du besser bleiben, mit dem Umbringen. Bradley gehört nämlich zu den Stechern. Wenn du mich umbringst, lässt er dich in deine Stiefel scheißen und sie auffressen.«
    »Ich bringe niemanden um«, sagte Richards ungeduldig. »Jedenfalls keine kleinen Kinder.«
    »Ich bin kein kleines Kind! Ich hab diese Scheißbatterie selbst geklaut!«
    Sein beleidigter Ausdruck zauberte Richards ein verzerrtes Grinsen ins Gesicht. »Na gut. Wie heißt du denn, Kleiner?«
    »Ich bin kein Kleiner!« Und dann, maulend: »Stacey.«
    »In Ordnung, Stacey. Hör zu, ich bin auf der Flucht. Glaubst du mir das?«
    »Klar bis’ du auf der Flucht. Du bis ja nich aus’m Gully gestiegen, um dir dreckige Postkarten zu kaufn.« Er musterte Richards abschätzig. »Bis du’n Weißbrot? Is’n bisschen schwierig zu erkennen bei all dem Dreck.«
    »Stacey, ich …« Er brach ab und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Als er weitersprach, schien er eher mit sich selbst zu reden. »Ich muss mich jemandem anvertrauen, auch wenn es nur ein Kind ist. Ein Kind. Junge, du bist ja noch nicht mal sechs.«
    »Ich werd im März acht«, sagte der Junge wütend. »Meine Schwester Cassie hat Krebs«, fügte er noch hinzu. »Sie schreit viel. Deshalb bin ich gern hier. Und die Batterie hab ich mir selbst geklaut. Wills du eine kiffen, Mister?«
    »Nein, und du kiffst jetzt auch nicht. Willst du dir zwei Mäuse verdienen, Stacey?«
    »Aber klaro« Misstrauen schlich in seine Augen. »Aber du bis doch nich mit zwei Dollar in der Tasche aus dem Gully gekommen. So’n Quatsch kannst du mir nich erzählen.«
    Richards zog einen neuen Dollar hervor und gab ihn dem Jungen. Er starrte ihn mit einer Ehrfurcht an, die an Entsetzen grenzte.
    »Du bekommst noch einen, wenn du deinen Bruder herholst«, sagte Richards und fügte, den Gesichtsausdruck des Jungen richtig deutend, schnell hinzu: »Ich geb ihn dir unauffällig, sodass er es nicht mitbekommt. Aber bring ihn allein her.«
    »Es bringt nix, wenn du versuchst, Bradley umzubringen, Mann. Er wird dich in deinen Stiefel scheißen …«
    »Und die Scheiße auffressen lassen, ja, ich weiß. Lauf los und hol ihn. Warte so lange, bis er allein ist.«
    »Drei Dollar.«
    »Nein.«
    »Hör ma’, Mann, für drei Dollar kann ich Zeug für Cassie in der Apotheke kaufn. Dann schreit sie nich mehr so verdammt viel.«
    Das Gesicht des Mannes verzog sich plötzlich, als hätte jemand, den der Junge nicht sehen konnte, ihn geschlagen. »Also gut. Drei.«
    »Neue Dollar«, ließ der Junge nicht locker.
    »Ja, Herrgott noch mal, ja! Hol ihn. Und wenn du die Cops holst, kriegst du gar nichts.«
    Der Junge stand schon halb außerhalb seines Verstecks. »Du bis ganz schön blöd, wenn du glaubst, ich tu das. Ich hasse diese blöden Schweine mehr als sonst jemandn. Selbst als den Teufel.«
    Damit verschwand er, ein siebenjähriger Junge, der jetzt Richards’ Leben in seinen schorfigen und schmuddeligen Händen hielt. Richards war zu müde, um wirklich Angst zu haben. Er schaltete das Licht aus, lehnte sich zurück und schlief ein.

… Minus 065 Countdown läuft …
     
    Er hatte gerade angefangen zu träumen, als seine angespannten Sinne ihn mit einem Ruck weckten. In der Dunkelheit wusste er nicht gleich, wo er sich befand. Noch in den Fängen eines Albtraums, glaubte er, einen riesigen Polizeihund auf sich zuspringen zu sehen. Eine furchterregende zwei Meter große, lebende Waffe. Er hätte fast laut aufgeschrien, wenn Staceys Stimme ihn nicht in die Wirklichkeit zurückgeholt hätte.
    »Wenn er meine Lampe kaputt gemacht hat, brech ich ihm sein verdammtes …«
    Der Junge wurde abrupt zum Schweigen gebracht. Der Lumpen vor dem Eingang wurde zur Seite gezogen, und Richards schaltete die Glühbirne ein. Er sah Stacey und noch einen Schwarzen. Richards schätzte ihn auf vielleicht achtzehn Jahre. Er hatte eine Motorradjacke an und musterte ihn mit einer Mischung aus Hass und Neugierde.
    Richards hörte ein Messer aufschnappen. Die Klinge blitzte in

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