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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Erkältung. Aber man braucht einen Arzt und Medizin. Das kostet Geld. Ich wollte mir das Geld beschaffen, und zwar auf die einzige Art, die mir geblieben ist.«
    »Du bist trotzdem ein Trottel«, sagte Bradley mit kategorischem, irgendwie unheimlichem Nachdruck. »Du lutschst der halben Welt den Schwanz, und jeden Abend um halb sieben kommen sie alle in deinem Mund. In dieser Welt wäre Cathy besser dran, wenn es ihr so ginge wie Cassie.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Dann bist du viel mutiger als ich, Mann. Ich hab mal einen Typ krankenhausreif geschlagen. Einen reichen Typen. Die Polizei hat mich drei Tage lang gejagt. Aber du bist mutiger als ich.« Er nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. »Vielleicht schaffst du den ganzen Monat. Eine Milliarde Dollar. Du müsstest dir einen Scheißgüterzug kaufen, um das Zeug wegzuschaffen.«
    »Fluche nicht, sondern preise Gott«, murmelte die Alte vom Küchentisch her, an dem sie Möhren in Scheiben schnitt.
    Bradley achtete nicht auf sie. »Du und deine Frau und deine kleine Tochter, ihr wärt dann aus der ganzen Scheiße raus. Du hast schon zwei Tage geschafft.«
    »Nein«, sagte Richards. »Das Spiel ist manipuliert. Erinnerst du dich an die zwei Dinger, die ich Stacey mitgegeben habe, als er mit deiner Mutter einkaufen ging? Er sollte sie in einen Briefkasten werfen. Ich muss ihnen jeden Tag vor Mitternacht zwei solcher Kassetten schicken.« Er erzählte Bradley von der Verfallsklausel und von seinen Verdacht, dass sie seine Spur aufgrund des Poststempels bis nach Boston verfolgt hatten.
    »Das kann man leicht umgehen.«
    »Wie?«
    »Kümmere dich nicht drum. Später. Wie willst du aus Boston rauskommen? Du bist scheiße heiß. Hat sie ganz schön sauer gemacht, dass du ihre Mitschweine da unten im YMCA in die Luft gejagt hast. In der Free-Vee-Sendung ham sie den Abend darüber berichtet. Und diese Aufnahmen mit dem Kissenbezug über’m Kopf, die waren stark. Ma!«, unterbrach er gereizt, »wann ist das Zeug denn endlich fertig? Wir fallen noch vor deinen Augen vom Fleisch!«
    »Is gleich so weit«, antwortete Ma. Sie stülpte einen Deckel über die gehaltvolle, langsam vor sich hin köchelnde Masse und ging ins Schlafzimmer, um ein bisschen bei dem Mädchen zu sitzen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Richards. »Ich denke, ich werde versuchen, einen Wagen aufzutreiben. Ich habe gefälschte Papiere, aber ich trau mich nicht, sie zu benutzen. Ich mach irgendwas – vielleicht eine Sonnenbrille aufsetzen – und aus der Stadt verschwinden. Ich hab mir gedacht, dass ich nach Vermont rauffahre und von dort über die Grenze nach Kanada.«
    Bradley grunzte und stand auf, um Teller auf den Tisch zu stellen. »Inzwischen haben sie jeden Highway, der aus Boston rausführt, gesperrt. Und ein Mann mit’ner Sonnenbrille macht nur auf sich aufmerksam. Die haben, noch bevor du sechs Meilen gefahren bist, Hackfleisch aus dir gemacht.«
    »Dann weiß ich auch nicht«, sagte Richards. »Wenn ich hier bleibe, kriegen sie euch wegen Beihilfe dran.«
    Bradley verteilte Besteck auf dem Tisch. »Angenommen, wir kriegen ein Auto. Du hast die dicke Kohle. Ich hab einen Namen, der nicht heiß ist. Ich kenne einen Dago in der Milk Street, der mir für dreihundert einen Wint verkaufen würde. Ich könnte einen Kumpel dazu bringen, ihn nach Manchester raufzufahren. Manchester ist für dich ganz cool, denn du sitzt ja angeblich hier in Boston fest. Isst du mit uns, Ma?«
    »Ja, und gelobt sei der Herr.« Sie watschelte aus dem Schlafzimmer. »Deine Schwester schläft ein bisschen.«
    »Gut.« Er füllte drei Teller mit Hamburger-Gumbo und sah sich dann um. »Wo ist Stacey?«
    »Er wollte noch mal schnell zur Apotheke«, sagte Ma selbstzufrieden und löffelte sich das Gumbo mit atemberaubender Geschwindigkeit in den zahnlosen Mund. »Er wollte Medizin holen.«
    »Wenn er sich erwischen lässt, versohl ich ihm den Arsch«, knurrte Bradley und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Das wird er nicht«, sagte Richards zu ihm. »Er hat Geld.«
    »Ja, aber vielleicht brauchen wir keine Almosen, Grützwurst.«
    Richards lachte und salzte nach. »Wenn er nicht gewesen wäre, wäre es jetzt wohl schon aus mit mir«, sagte er. »Ich würde sagen, dass er sich das Geld verdient hat.«
    Bradley beugte sich vor und konzentrierte sich auf seinen Teller. Alle schwiegen, bis sie aufgegessen hatten. Richards und Bradley nahmen sich noch zweimal, die alte Frau sogar dreimal. Als sie sich ihre Zigaretten

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