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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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an dem man freihatte – bis achtzehn Uhr dreißig.
    Father Ogden Grassner ließ sich den Hackbraten Supreme (die Hotelküche, die jedem, der mit besserer Nahrung als Hamburger und Konzentratpillen groß geworden war, ungenießbar erschienen wäre, schmeckte Richards köstlich) mit einer Flasche Thunderbird aufs Zimmer bringen und setzte sich damit gemütlich vors Free-Vee, um sich Menschenjagd anzusehen. Der erste Teil der Sendung, der sich mit ihm selbst befasste, unterschied sich nicht sehr von den beiden vorherigen Abenden. Richards Rede wurde wieder vom Publikum übertönt. Bobby Thompson gab sich wie immer weltmännisch und abgefeimt.
    In Boston wurde jetzt Haus für Haus durchsucht. Jeder, der den Flüchtling bei sich aufgenommen hatte, sollte sofort getötet werden. Richards lächelte freudlos, als die Werbespots eingeblendet wurden. Es war gar nicht so schlecht; auf gewisse Art war es sogar lustig. Er konnte alles vertragen, solange sie die Polizisten nicht noch mal brachten.
    Der zweite Teil war jedoch bedeutend anders. Thompson hatte ein breites Lächeln aufgesetzt. »Nachdem wir nun die letzten Bänder gesehen haben, die uns das Monster, das sich Ben Richards nennt, geschickt hat, habe ich auch eine gute Nachricht für euch …«
    Sie hatten Laughlin erwischt.
    Er war am Freitag in Topeka gesehen worden, aber die intensive Suche nach ihm hatte weder am Sonnabend noch am Sonntag zu irgendwelchen Ergebnissen geführt. Richards hatte angenommen, dass Laughlin, genau wie er selbst, durch den Kordon geschlüpft und entkommen war. Doch Laughlin war am Nachmittag von zwei Kindern gesehen worden. Er hatte sich in einem Geräteschuppen des Highway Department versteckt. Irgendwann auf der Flucht hatte er sich das rechte Handgelenk gebrochen.
    Die beiden Kinder, Bobby und Mary Cowles, lächelten strahlend in die Kamera. Bobby Cowles fehlte ein Zahn, und Richards fragte sich angewidert, ob ihm die Zahnfee über Nacht einen Vierteldollar gebracht hatte.
    Thompson verkündete stolz, dass die beiden Kinder, »Topekas Bürger Nummer eins«, am nächsten Abend im Studio erscheinen würden, um Verdienst-Urkunden, einen lebenslangen Gutschein für Frühstückscornflakes und je einen Scheck über tausend Neue Dollar vom Gouverneur von Kansas, Mr. Hizzoner, überreicht zu bekommen. Das Publikum brach in wilden Jubel aus.
    Die folgenden Bilder zeigten Polizisten, die Laughlins schlaffen, durchlöcherten Körper aus dem Schuppen zerrten, der vorher durch konzentriertes Feuer in Streichhölzer zerlegt worden war. Bravoschreie, gemischt mit Buhrufen und Pfiffen aus dem Publikum.
    Richards war übel, er wandte sich angeekelt ab. Dünne, unsichtbare Finger schienen sich gegen seine Schläfen zu pressen.
    Wie in weiter Entfernung hörte er den Bericht weiterlaufen. Laughlins Leiche wurde im Rundbau des Regierungsgebäudes von Kansas zur Schau gestellt. Es hatte sich schon eine lange Menschenschlange gebildet, die an ihm vorbeidefilierte. Ein Polizist, der bei der Ergreifung dabei gewesen war, berichtete in einem Interview, dass Laughlin sich kaum zur Wehr gesetzt hätte.
    Wie schön für euch, dachte Richards. Er erinnerte sich an Laughlins säuerliche Stimme, den direkten, spöttischen Blick seiner Augen.
    Eine Freundin von mir aus unserer Fahrgemeinschaft.
    Jetzt gab es nur noch eine große Show. Die Ben Richards Show. Sein Hackbraten Supreme schmeckte ihm nicht mehr.

… Minus 054 Countdown läuft …
     
    In der Nacht hatte er einen schlechten Traum, was bemerkenswert war. Der alte Ben Richards hatte nie geträumt.
    Noch ungewöhnlicher war, dass er als Figur in dem Traum gar nicht existierte. Er sah nur zu, unsichtbar.
    Das Zimmer war nicht scharf abgegrenzt und zerfloss an den Rändern des Blickfelds in der Dunkelheit. Es kam ihm vor, als würde irgendwo Wasser tropfen. Richards hatte das Gefühl, sich tief unter der Erde zu befinden.
    In der Mitte des Raumes saß Bradley auf einem Holzstuhl. Seine Arme und Beine waren mit Lederriemen gefesselt. Sein Kopf war geschoren wie der eines Strafgefangenen. Um ihn herum standen Gestalten mit schwarzen Kapuzen. Die Jäger, dachte Richards mit aufkeimender Furcht. O mein Gott, das sind die Jäger.
    »Ich bin nicht der Mann«, sagte Bradley.
    »Doch, bist du, kleiner Bruder«, sagte einer der Kapuzenmänner freundlich und stach eine Nadel durch Bradleys Wange. Bradley schrie.
    »Na, bist du der Mann?«
    »Du kannst mich mal.«
    Eine Nadel stach geschmeidig in Bradleys Auge und wurde

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