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Menschenkenntnis

Menschenkenntnis

Titel: Menschenkenntnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gessner
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auskennt und wohl fühlt. Aufgrund seines hervorragenden Fachwissens, seiner langjährigen Erfahrung und Loyalität hat man ihn vor vier Monaten im Zuge einer Umstrukturierung zum Gruppenleiter einer sechsköpfigen Mannschaft gemacht. Fünf Mitarbeiter sind seine ehemaligen Kollegen, ein Mitarbeiter kam vor ca. einem Jahr neu ins Unternehmen und wurde ihm im Rahmen der Umstrukturierung zugeteilt.
    Friedbert Hausmann hat seit seiner Ernennung zum Vorgesetzten nichts Wesentliches verändert. Er arbeitet weiterhin in erster Linie an seinen Fachaufgaben und erledigt die Formalitäten, die zu seiner Führungsrolle gehören. Mit seinen alten Kollegen kommt Hausmann nach wie vor bestens aus. Nur der Neue, Martin Reitberger, der um einige Jahre jüngere und studierte Kollege, bereitet Hausmann Magenschmerzen. Er ist ein Einzelkämpfer, sehr engagiert, aber auch immer wieder auf Konfrontation aus. Seine Alleingänge und seine herausfordernde, manchmal überhebliche Haltung ihm gegenüber kann Hausmann nicht länger dulden. Auch die Kollegen beschweren sich schon über Reitbergers mangelnde Teamfähigkeit. Es ist an der Zeit, mit dem Neuen zu reden.
    Die Persönlichkeiten und ihre Motive
    Aus Sicht des loyalen Experten
    Friedbert Hausmann hält es ohne Probleme lange an einem Ort aus, an dem die Rahmenbedingungen und die zwischenmenschliche Atmosphäre stimmen. Seine Aufgaben erledigt er immer gewissenhaft, seine Vorgesetzten waren bislang stets zufrieden. Für die Kollegen ist er ein ruhender Pol, zu dem sie immer mit ihren Fragen und ihrem Kummer kommen können. Sein Verhaltensstil ist introvertiert und sowohl von Sach- als auch von Menschenorientierung geprägt.
    Als man Hausmann die Führungsposition antrug, konnte er kaum ablehnen, hätte sich selbst aber aufgrund seiner Zurückhaltung nie auf die Stelle beworben. Er fühlt sich in dieser Vorgesetztenrolle nicht sonderlich wohl. Er ist niemand, der anderen sagt, wo es langgeht oder der der Geschäftsführung die großen Strategien vorschlägt. Friedbert Hausmann ist eher der Routinier und Umsetzer, der in Ruhe seine Arbeit erledigen möchte. Dass er als Führungskraft anders agieren müsste, weiß er, doch er kann sich nur schwer von seinen Gewohnheiten lösen. Bezüglich mancher Vorgehensweisen, wie z.B. einem Mitarbeitergespräch, ist er unsicher. Er hat so etwas noch nicht gemacht und bräuchte einen Leitfaden oder zumindest einige Informationen über die Struktur eines solchen Gesprächs.
    Martin Reitberger stellt ihn vor eine besondere Herausforderung, da dieser alles sofort entschieden haben will und ihn spüren lässt, dass er überzeugt davon ist, selbst die bessereFührungskraft zu sein. Friedbert Hausmann muss, obwohl er sich bei dem Gedanken absolut unwohl fühlt, das Gespräch mit Reitberger suchen, um ihm Grenzen zu setzen und ein angenehmeres Arbeitsklima im Team herzustellen.
    Aus Sicht des ehrgeizigen Neulings
    Der extravertierte und sachbezogene Martin Reitberger arbeitet hart und hatte sich, als die Umstrukturierung bekannt wurde, Hoffnungen auf den Teamleiterposten gemacht. Schließlich verfügt er über einige Jahre Berufserfahrung und hat das Zeug zur Führungskraft. Als seine Bewerbung abgelehnt wurde, war er sehr wütend. Friedbert Hausmann ist für ihn zwar ein guter Fachmann, aber sicher keine Führungskraft. Manche seiner Vorgehensweisen hält er für umständlich, Entscheidungen dauern ihm zu lange und Hausmanns kritische Haltung bremst aus seiner Sicht Neuerungen. Diesen Chef noch lange vor der Nase zu haben, ist für Martin Reitberger eine ziemlich unerträgliche Vorstellung.
    Worin liegt das Konfliktpotenzial?
    Mit dem loyalen Fachmann und dem ehrgeizigen Karrieretyp treffen in vielen Aspekten Gegensätze aufeinander:
Hausmann agiert vorsichtig und nur dann, wenn er sich sicher ist, das Richtige zu tun; Reitberger braucht schnelle Entscheidungen und nimmt Risiken in Kauf.
Eine herausragende Position mit vielen Freiheitsgraden und vernünftiger Entlohnung sind für Reitberger selbstverständlich. Hausmann legt dagegen Wert auf ein gutes Arbeitsklima, Vertrauen und langfristige Sicherheit. Er muss nicht der große Steuermann sein, sondern möchte einfach nur ordentliche Ergebnisse abliefern.
Der junge Kollege aber will Vollgas geben und auf dem Siegerpodest stehen - und am besten auf die anderen herabschauen. Hausmann empfindet das als wenig wertschätzend. Für ihn tragen alle zum Gelingen bei, das Team ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Umso

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