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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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arktischen Temperaturen einen Minirock trug, zu dem von der entgegengesetzten Seite ihrer Beine weiße Kunstlederstiefel aufragten, die erst oberhalb der Knie ein Ende fanden. Ihr Gesicht war grell geschminkt und ihre knallbunten Fingernägel mindestens einen Zentimeter pro Nagel zu lang. In der rechten Hand steckte zwischen Zeigefinger und Mittelfinger eine Zigarette, an der die Frau hektisch zog. Alles an ihr war in ständiger Bewegung, und auch wenn Lenz sich noch so sehr bemühte, ihr unvoreingenommen gegenüberzutreten, so wusste er doch, dass auf der Schublade, in die sie beim ersten Anblick hineingeraten war, keine wertschätzende Visitenkarte klebte.
    Lehmann, dessen Miene sich schlagartig aufhellte, als er ihn erkannte, bedeutete ihr mit einem Fingerzeig auf seine Kollegen, dass nun die für sie entscheidenden Personen nahten, drehte sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
    »Guten Mor…«, wollte Lenz das Gespräch eröffnen, kam jedoch nicht einmal dazu, die Begrüßungsformel abzuschließen.
    »Sie sind wohl völlig von allen guten Geistern verlassen, mich hier so lange warten zu lassen«, schleuderte sie den beiden Polizisten mit tiefem rheinischem Einschlag in der Sprache entgegen. Sie klang dabei allerdings weder wütend noch empört, sondern eher wie eine Frau, die eine Feststellung traf. »Ich hab nämlich verdammt kalte Füße gekriegt dabei.«
    »Ja, das tut mir leid«, machte Hain auf entschuldigend, »aber es ging leider nicht schneller. Und jetzt sind wir ja da und werden uns alles anhören, was Sie uns zu …«
    »Hör zu, du Clown«, ging sie barsch dazwischen, »ich hab keine Lust auf dein Gesülze. Mir geht nämlich der Arsch auf Grundeis, wenn ich daran denke, was mit den Ebis passiert ist. Und wenn ich dir meine Bude zeige, von der ich gerade komme und die aussieht, als hätte dort der dritte Weltkrieg stattgefunden, könnte sich bei dir vielleicht so etwas wie Mitgefühl einstellen.«
    Hain warf seinem Boss einen fragenden Blick zu, doch Lenz schüttelte nur mit dem Kopf.
    »Gut«, fuhr der Oberkommissar schließlich fort, »dann erzählen Sie mal, was Sie mit der ganzen Sache hier zu tun haben, Frau Dörrbecker.«
    »Zu tun habe?«, echote sie laut. »Was ich mit der Sache zu tun habe? Rein gar nichts habe ich mit der verdammten Sache zu tun. Die Ebis haben mich angehauen und gefragt, ob ich für sie die Halle mieten will, und das hab ich gemacht. Die Miete fürs komplette erste Jahr haben sie mir bar gegeben, und ich hab einen schönen Dauerauftrag eingerichtet.«
    »Das war schon alles?«, wollte Lenz wissen.
    »Das war alles.«
    »Wann haben Sie denn vom Tod der Eberhardt-Brüder erfahren, Frau Dörrbecker?«
    Sie schnaubte auf.
    »Heute Nacht. Ich bin vor zwei Stunden aus dem Skiurlaub nach Hause gekommen und hab fast die Motten gekriegt, wie es bei mir ausgesehen hat. Das ist ein Einbruch vom Feinsten, der da stattgefunden hat. Also bin ich los zu meinen Leuten und hab mich erkundigt, was so alles gelaufen ist, während ich weg war.«
    Lenz betrachtete ihr Outfit von oben bis unten und zurück.
    »Aha, Skiurlaub.«
    »Ja. Ich fahr kein Ski, aber die Leute, mit denen ich unterwegs war, denen macht das Spaß. Und wenn die fertig sind mit ihrem Rumgerutsche, geht das Vergnügen doch erst so richtig los.«
    »Da könnten Sie recht haben«, stimmte Hain der Frau zu. »Haben Sie die Polizei gerufen, nachdem Sie festgestellt hatten, dass in Ihre Wohnung eingebrochen wurde?«
    »Nö. Ich versuch, mein Leben ohne die Schmiere im Griff zu halten. Und außerdem ist ja wohl nicht mal was geklaut worden.«
    »Also wurde Ihre Wohnung bloß verwüstet?«
    »Was heißt denn hier bloß verwüstet ? Die Ebis sind abgemurkst worden, die Halle hier wurde abgefackelt, und bei mir zu Hause haben die Vandalen gehaust. Noch Fragen?«
    »Na ja, die eine oder andere schon.«
    Sie warf ihre Zigarette in den Schnee und drückte mit der Schuhsohle darauf herum.
    »Da bin ich ja gespannt wie ein Flitzebogen.«
    »Zum Beispiel würde uns interessieren«, nahm Lenz den Faden wieder auf, »ob Sie wissen, was die Herren Eber­hardt hier so getrieben haben. Wofür genau sie die Halle gebraucht haben.«
    Ilona Dörrbecker griff in die Innentasche ihrer weißen Daunenjacke, zog ein Päckchen Zigaretten heraus und zündete sich eine an.
    »Wie genau wollen Sie es denn wissen?«, fragte sie leise zurück.
    »So genau wie möglich. Also am besten alles, was Sie darüber wissen.«
    »Hm«, machte die Frau

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