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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Tondo jedoch überhaupt nicht, sondern versuchte, sich bei angelegtem Sicherheitsgurt aus dem Wagen zu wuchten, was erstens ein wenig unbeholfen aussah und ihr zweitens nicht gelang.
    »Bitte«, forderte der Polizist sie auf, »bleiben Sie im Wagen. Wir können hier draußen nichts für Sie tun, wenn Sie verletzt sind.«
    Die Frau, die offenbar völlig unbeeindruckt von der Aussage des Polizisten war, tastete mit der linken Hand nach dem Gurtschloss, drückte mit dem Daumen auf den Auslöser, schob den Riemen mit einer schnellen Bewegung an ihrer Brust vorbei und ließ sich aus dem Lexus fallen, direkt vor die Füße der völlig überforderten Beamten.
    »Glauben Sie der Tussi bloß nicht«, keuchte Yoko aus dem Hintergrund, während sie, mit den Füßen strampelnd, hinterherkrabbeln wollte, was ihr jedoch nicht gelang, weil sich die linke Hand des offenbar erwachten Daijiro Tondo in ihrem Arm festkrallte.
    »Hast du noch nicht genug?«, brüllte sie ihn an, und schon die bloße Andeutung einer Handbewegung in seine Körpermitte ließen ihn seinen Griff zuckend lösen.
    »Sehen Sie, wie gefährlich die Frau ist«, rief die Aroyo vom Boden des Kiosks, wo sie auf herumgewirbelten Zeitungen und Illustrierten kauerte. »Bitte, nun unternehmen Sie doch etwas.«
    Yoko, in deren Mund der Blutgeschmack mittlerweile die Oberhand gewonnen hatte, drehte ihren Körper um 90 Grad, sodass ihre Beine im Fußraum der Beifahrerseite verschwanden, zog sich mit der rechten Hand an der Kopfstütze hoch und ließ sich in den Sitz auf der rechten Seite fallen.
    »Puh«, machte sie in Richtung der Polizisten, die ihre Aktion mit immer größer werdenden Augen verfolgten. »Das wäre geschafft.«
    Danach wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und stieg vorsichtig, um sie nicht zu verletzen, um ihre ehemalige Chefin herum aus dem Auto. Wegen des vor der Tür aufheulenden Alarmsignals eines Notarztwagens sahen sowohl die am Boden kniende Frau wie auch die Uniformierten erschreckt nach hinten, und diesen Moment nutzte die junge Japanerin, um sich nach vorn zu beugen, Mata Aroyo zu sich heranzuziehen und ihr mit der flachen Hand ins Gesicht zu schlagen.
    »He, he«, rief der Polizist, der näher an den beiden Frauen stand, und griff Yoko in den Arm, »das wollen wir doch mal schön lassen.«
    Damit drehte er ihr den Arm nach hinten, zog sie von ihrer Kontrahentin weg und bedachte sie mit einem überaus bösen Blick.
    »Warum machen …?«
    »Bitte«, wurde er von Yoko unterbrochen, »Sie müssen mir glauben. Ich war gestern Abend bei der Polizei am Bahnhof und wollte eine Anzeige machen gegen die beiden, aber wir sind vorher entführt worden.«
    »Wer, wir?«
    »Meine Freundin und ich. Und um meine Freundin geht es jetzt. Sie ist in einem Kühlhaus eingesperrt und hat nicht mehr viel Zeit. Wenn wir sie nicht bald finden, wird sie sterben. Bitte!«
    »Da war was mit zwei Japanerinnen, das hab ich am Funk mitgekriegt«, mischte sich der andere Polizist ein, während ein weiterer Schutzpolizist und seine Kollegin sich durch den schmalen Schlitz drängten, der zwischen der japanischen Edelkarosse und der aufgeplatzten Außenwand klaffte.
    »Meine Fresse, hier hat es aber eingeschlagen«, murmelte der Mann beeindruckt.
    »Bitte, Sie müssen mir glauben!«, flehte Yoko noch einmal eindringlich.
    Der Uniformierte sah unschlüssig zwischen den Frauen hin und her.
    »Gut«, traf er nach einer weiteren kurzen Pause eine Entscheidung. »Ich glaube Ihnen. Wo ist das Kühlhaus, in dem Ihre Freundin eingesperrt sein soll?«
    »Das weiß ich doch nicht«, erwiderte die junge Japanerin niedergeschlagen.
    »Wir müssen sofort Kommissar Lenz benachrichtigen«, rief die an der Fahrertür stehen gebliebene Polizistin mit den langen, schwarzen Haaren im gleichen Moment, griff zu ihrem Telefon und wählte.

34
     
    »Dieser Tondo ist im Augenblick keine Option, Paul«, beschied Hain seinem Boss, als sie wieder im Wagen saßen. »Wenn du mich fragst, ist der Schlüssel zu dieser ganzen Nummer der Japaner, der im Klinikum liegt und dem Verlust seiner Männlichkeit harrt.«
    »Was genau, meinst du, sollte der uns erzählen?«, zweifelte Lenz. »Und in welcher Sprache noch dazu?«
    »Das weiß ich auch nicht, aber versuchen könnten wir es schon. Immerhin …«
    Er stoppte, weil das Telefon des Hauptkommissars klingelte.
    »Ja, Lenz.«
    »Hier ist Dr. Berger, Herr Lenz. Ich habe zwar nicht damit gerechnet, aber es ist tatsächlich etwas Unvorhergesehenes passiert.

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