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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Kanayas Besucher, »was ich Ihnen aufgetragen habe.«
    Watane Origawa erkannte den hinteren Teil einer Schulter, die offensichtlich zu dem Restaurantbesitzer gehörte und für einen Augenblick verharrte. Diesen winzigen Moment nutzte die junge Frau, um mit ein paar schnellen Schritten wieder hinter die Hausecke zu schlüpfen und sich dort an die eiskalte Wand zu pressen.
    Dann wieder die Stimme von Kanaya.
    »Natürlich, Herr Tondo. Ich werde mich strikt an Ihre Anweisungen halten.«
    Fast ohnmächtig vor Angst nahm Watane wahr, dass sich die Schritte, die nun ertönten, in ihre Richtung bewegten. Sie schob sich noch ein Stück enger an die Hauswand und hätte am liebsten angefangen zu weinen, aber dann würden die beiden Männer sie garantiert entdecken. Nun tauchte der kleine Körper eines Mannes in einem dunklen Mantel und mit Hut auf dem Kopf auf. Sie wollte noch einen Schritt zurückweichen und stieß dabei mit dem rechten Fuß an einen Getränkekasten, was ein lautes Geklimper der leeren Flaschen darin auslöste.
    Oh Gott , dachte sie. Jetzt ist es passiert. Gleich werden sie mich entdecken.
    »Ist alles in Ordnung, Herr Tondo?«, kam es besorgt von der Tür.
    »Ja, ja, alles in Ordnung. Vermutlich eine Katze, die ich aufgescheucht habe.«
    Der Blick des Mannes im Mantel wandte sich nach links, genau in Richtung der Hausecke, an der die Frau sich zu verbergen versuchte. Im Licht der geöffneten Tür, an der Kanaya wohl noch wartete, sah sie in das Gesicht des Mannes, der dem Restaurantbesitzer seine Aufwartung gemacht hatte.
    Jetzt muss er mich sehen , schoss es Watane durch den Kopf. Er sieht mich quasi direkt an!
    Und noch etwas fuhr ihr durch den Kopf, dem sie im Moment jedoch keine Bedeutung beimessen konnte.
    Zu ihrem großen Erstaunen rückte der Mann seelenruhig seinen Hut zurecht, schlug den Kragen des Mantels hoch und setzte seinen Weg fort, ohne ihr oder dem dunklen Loch, in dem sie sich versteckte, auch nur die kleinste Aufmerksamkeit zu schenken. Kurz darauf war er an dem etwa 50 Zentimeter offenstehenden Rolltor angekommen, das den Hof von der Straße trennte, und durch die Öffnung geschlüpft.
    Das ist einfach nicht zu glauben , konnte sie ihr Glück kaum fassen. Das ist doch …
    Ihr kleiner Glücksausbruch wurde jäh gestoppt, als das Tor sich mit einem lauten Knacken in Bewegung setzte. Nachdem der Durchgang versperrt war, hörte sie, dass auch die Flurtür ins Schloss fiel. Die junge Frau atmete schwer ein und wieder aus, wobei sie mit Sternen vor den Augen zu kämpfen hatte, und machte sich auf den Weg zurück in die Küche.
    »Wo hast du dich denn rumgetrieben?«, schrie einer der Köche ihr wutentbrannt ins Gesicht, als sie dort ankam. »Wenn du das noch einmal machst, melde ich dich bei Herrn Kanaya. Dann wirst du schon sehen, was du von deiner Faulheit hast.«
    »Ich habe nur ein paar Mal an einer Zigarette gezogen«, log sie. »Und vorher musste ich mich übergeben.«
    »Übergib dich, wenn du zu Hause bist«, schrie er. »Hier wird gearbeitet. Und nun mach den Abwasch fertig. Oder willst du bis morgen früh hier am Spülbecken stehen?«
    Watane Origawa ging mit eingezogenem Kopf und hastigen Schritten zurück an den ihr zugewiesenen Arbeitsplatz und hielt keine zwei Sekunden später schon wieder einen der dunklen, fettigen Töpfe in den Händen.
    Etwa eineinhalb Stunden später stand sie völlig erschöpft vor der Tür des›Tokyo Temple‹und öffnete das Schloss ihres Fahrrades.
    Was für ein mieser Tag , dachte sie. Was für ein absolut mieser Tag . Dann wollte sie auf den alten Drahtesel steigen, hielt jedoch für eine Sekunde inne und überlegte.
    Ich kenne diesen Mann .
    Die junge Frau, deren Klamotten so stanken, dass sie sich deswegen wirklich fast übergeben musste, starrte gedankenverloren auf den Boden und überlegte, wo sie Kanayas Besucher schon einmal gesehen hatte.
    Ich kenne ihn. Nur, woher?
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich das Gesicht ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Wo habe ich diesen Mann schon einmal gesehen?
    Ja, jetzt! Gerade so, als ob ein Schalter in ihrem Gehirn umgelegt würde, fügten sich innerhalb von Sekundenbruchteilen die Puzzlestücke zusammen. Plötzlich passte sein Konterfei zu einem Ort, dieser wiederum zu einer Situation, die sie erlebt hatte. Und im gleichen Augenblick, in dem das geschah, lief ein Schauer über ihren schmalen Rücken.
    Was, verdammt noch mal, hat dieser Mann mit dem höchstens drittklassigen Restaurantbesitzer Kanaya zu

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