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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Tschüss-Oma-wir-müssen-lossonst-kommen-die-Kinder-nicht-pünktlich-ins-BettVerkehrsaufkommen. Es war ja ein Sonntag, und ein besonders schöner sogar! Seit Bergkamen fuhren wir auch wieder offen.
    Als Steffi schließlich auf einen Parkplatz kurvte, auf dem endlich auch ein Toilettenhäuschen stand, war es beinahe fünf Uhr. »Wir müssen runter von der Autobahn und querdurch, sonst schaffen wir’s nie!« Sie vertiefte sich in den Autoatlas. »Wenn wir nämlich bis rauf nach Osnabrück fahren, wie es dieser Computerfahrplan will, und dann auf der anderen Seite wieder ein Ende zurück, machen wir einen Riesenumweg. Siehst du das ein?«
    Natürlich sah ich das ein. »Also gehen wir gleich an der nächsten Ausfahrt runter. Dann kommen wir nämlich genau auf die Bundesstraße, und die führt direkt dorthin, wohin wir wollen.«
    Das tat sie auch. Wir fuhren durch nette kleine Orte mit netten kleinen Häuschen, und in jedem zweiten dieser Orte war ein Fest im Gange. Mal ein Straßenfest, im nächsten Dorf hieß es Sommerfest, ein Schützenfest fand statt und natürlich eine Kirmes, und überall war die Durchfahrt gesperrt. Stattdessen wurde weiträumig umgeleitet, einmal sogar so weitläufig, dass wir plötzlich im Nachbarort standen, weil in der Umleitung noch mal umgeleitet worden war. Da hätten sich nur noch Einheimische durchfinden können, und die waren alle auf dem Fest!
    »Gleich kriege ich einen Schreikrampf!« Zum wievielten Mal Steffi in den Rückwärtsgang schaltete, kann ich nicht sagen, aber sie hatte ihn in der letzten Stunde häufiger gebraucht als alle anderen Gänge zusammen.
    Plötzlich fiel mir das Handy ein. Mein technik-verrückter Schwiegersohn dürfte einer der Ersten gewesen sein, die sich so ein Ding angeschafft hatten, und Steffi hatte natürlich auch eins bekommen. »Wir rufen jetzt einfach in diesem Heidehaus an, sagen, was hier los ist, dass wir nicht pünktlich sein können, und damit hat sich’s.«
    »Hast du die Nummer?«
    »Nein!«
    »Ich auch nicht. Die steht im Prospekt, und der liegt zu Hause.«
    »Aber du musst doch irgendwas Schriftliches mitgenommen haben, eine Buchungsbestätigung, Quittungen – was weiß ich denn ich.«
    »Ich habe die Anzahlung geleistet und zweimal mit Amelie telefoniert.«
    »Wer ist Amelie?«
    »Die Geschäftsführerin von dem Laden. Wahrscheinlich gehört er ihr sogar.«
    »Ich denke, die heißt Heide?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »In jedem Kurort, von Heil- und Seebädern gar nicht zu reden, gibt es einen Haufen Häuser mit weiblichen Vornamen, also Haus Rosalie, Villa Alma, Kurheim Marie-Luise undsoweiter, und weil ich mir einfach nicht denken kann, dass unser Haus Heide nach den violetten Blümchen benannt worden ist, die es im Teutoburger Wald wahrscheinlich kaum gibt, hatte ich logischerweise angenommen, die Besitzerin dieses Etablissements heißt Heide.«
    »Nein, sie hat sich am Telefon mit Amelie Jonkers gemeldet.«
    »Na also. Dann musst du doch die Telefonnummer haben.«
    »Im Kopf???«
    Zugegeben, das wäre ein bisschen viel verlangt. »Und sie heißt wirklich Amelie?«
    Sie hieß so! Und sie sah auch genau so aus. Als wir endlich den gesuchten Ort und dort auch noch das hellgrüne Haus gefunden hatten, war es einundzwanzig Minuten vor sieben. Nach mehrmaligem Klingeln öffnete eine nicht sehr freundliche Frau, murmelte etwas von »Na endlich« oder so ähnlich und informierte uns über den noch vor uns liegenden Weg. »Erst durchs Tor und denn am Parkplatz vorbei immer aufm Weg bleiben bis zum oberen Haus. Da dürfen Sie aber nicht stehen, bloß für zum Gepäck ausladen, denn muss das Auto aufn Parkplatz.«
    »Danke.«
    Also wieder rein in den Wagen, erst durch das Tor, dann – immer aufwärts – zum Parkplatz (»Guck mal rüber, Määm, da steht mindestens eine viertel Million auf Rädern!«) und weiter die Serpentine hoch bis zum herrschaftlichen Klinkerhaus. »Alle Achtung!«, sagte Steffi nur. Später erfuhren wir, dass es mal einer Industriellen-Familie gehört hatte, was auch die niedlichen Fenster oben im Dach erklärte. Irgendwo hatte das Personal ja schlafen müssen. Jetzt nächtigten dort die zahlenden Gäste, allerdings komfortabler als damals Zimmermädchen und Zofe.
    Man hatte uns schon angekündigt, denn in der geöffneten Tür empfing uns eine sympathische junge Frau, begrüßte uns freundlich, stellte sich als Gisela vor und hörte sich milde lächelnd eine Kurzfassung unserer Fahrt an, während sie uns in ein mit antiken

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