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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Beerdigung!«
    Inzwischen hatten wir beide auch ein bisschen mehr über die ›weiße Riege‹ erfahren. Da gab es erst einmal Cornelia, genannt Conny, Mutter dreier offenbar recht munterer Kinder und Gattin von Lothar, der die ihm übertragenen Haushaltspflichten vermutlich nur mit Hilfe von Nachbarn und den zwei Großelternpaaren überstehen würde. Conny war eine Allroundfrau, die allein mit ihrem Mann und einigen Fachleuten (»Nur wenn’s gar nicht anders ging! Welcher Informatiker kennt sich schon mit Klospülungen aus?«) das neue Haus hochgezogen hatte, aber ganz fertig sei es immer noch nicht. Hin und wieder, wenn ihre Gastwirt-Freunde um Hilfe schreien, kellnert sie auch mal, und an zwei Abenden pro Woche leitet sie Aerobic-Kurse des örtlichen Sportvereins. Man sah es ihr an, sie hatte eine Traumfigur.
    Renate, die nicht so ganz echte Blondine, war die Älteste des Kleeblatts, aber mit einem Mundwerk ausgestattet, das jeden mittelmäßigen Fernsehmoderator vor Neid hätte erblassen lassen. Ehemann Rudi makelte Immobilien, recht erfolgreich offenbar, denn seine eigene sah nicht gerade aus wie sozialer Wohnungsbau. Renate hatte Steffi nämlich ein Foto vom Haus gezeigt, nicht etwa wegen der großen Terrasse, sondern wegen des Buschwerks daneben. Vielleicht könne Steffi ihr sagen, was das eigentlich ist, sie selber wüsste es bis heute nicht. Da Stefanie Pflanzen mit Ausnahme der gängigen Sorten wie Gänseblümchen und Flieder nur in jener der Natur nachgebildeten Form klassifizieren kann, also in der künstlichen Variante, konnte sie Renate auch nicht weiterhelfen.
    Dritte im Bunde war Monika, altersmäßig irgendwo zwischen Conny und Renate, aber wesentlich ruhiger als die beiden, nie dominierend und trotzdem bestimmend, wenn die anderen zweimal wieder ein bisschen zu sehr unter Strom standen.
    Lilo war die Jüngste, ein pummeliges, überdrehtes Huhn, verhuschelt, naiv, manchmal nervtötend, und trotzdem musste man sie gern haben. Den achtjährigen Sohn hätte ich ihr niemals zugetraut, die Kosmetikerin allerdings auch nicht. »Das ganze Jahr über muss ich mich von überkandidelten Weibern triezen lassen, jetzt trieze ich mal selber!«, hatte sie auf meine Frage, was um alles in der Welt sie denn hier überhaupt wolle, geantwortet.
    Die fünfte Dame gehörte nicht zu dem rheinischen Klüngel, passte auch nicht richtig hinein und fühlte sich mehr dem ›Unterhaus‹ zugehörig, denn dort hatte sie bisher gewohnt. Rosemarie war nämlich schon vor einer Woche angekommen, hätte eigentlich gestern abreisen müssen und hatte noch mal verlängert. Wegen der Krampfadern. »Die haben hier eine recht schonende Behandlungsmethode«, erzählte sie, »da werden die Beine gesalbt und dann kalt gewickelt. Der einzige Nachteil ist, dass man danach anderthalb Stunden laufen muss. Bei schönem Wetter kann man ja spazieren gehen, aber was macht man bei Regen?«
    »Auch spazieren gehen«, empfahl Conny, »mit Schirm.«
    Es war kurz vor Mitternacht, als Steffi zu gähnen anfing. »Ich glaube, jetzt muss ich ins Bett, sonst komme ich morgen nicht aus demselben heraus. Wann geht der Betrieb hier überhaupt los?«, wandte sie sich an Rosemarie.
    »Kurz vor sieben Uhr wird man geweckt, und um sieben Uhr fünfzehn fängt die Morgengymnastik an. Die dauert ungefähr eine halbe Stunde, dann hat man gerade noch Zeit zum Duschen, denn um acht Uhr gibt es Frühstück. Danach ist meistens …«
    »Danke, das genügt für den Anfang. Ich muss mich erst mal mit der Tatsache abfinden, dass man hier zu früher Stunde fürchterlich aktiv sein muss. Gymnastik morgens um sieben!!! Da bin ich normalerweise schon froh, wenn ich beide Beine gleichzeitig aus dem Bett kriege!«
    Wir wollten uns gerade verabschieden, als Conny und Lilo, die sich vor einigen Minuten entschuldigt hatten, wieder aus dem Haus kamen und sich gemessenen Schrittes näherten. Jede trug ein Tablett. Auf dem von Conny stand ein kleiner Napfkuchen mit einer Kerze in der Mitte, flankiert von zwei Sektflaschen, Lilo balancierte die Gläser. »Happy birthday to you …«, klang es im Duett. Sehr beeindruckend dieser Auftritt, das musste ich zugeben, nur – wer war das Geburtstagskind?
    »Aber ich hab’ doch erst morgen«, protestierte Renate, »vorher soll man gar nicht gratulieren, das bringt Unglück!«
    »Dann guck mal auf die Uhr«, japste Conny, »… birthday, liebe Renate, happy birthday to you!«, sang sie fertig, stellte den Kuchen auf den Tisch und forderte:

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