Menschenskinder
zweimal auf die Hupe drücken, Echo vom Opel hinter uns, und dann ade Haus Heide, es war schön bei dir, und vielleicht kommen wir in zwei Jahren wirklich noch mal her.
»Sag mal, Määm, steht hier im Teutoburger Wald nicht irgendwo das Hermannsdenkmal? Weißt du, wo?«
»Nee, jedenfalls nicht genau. Irene hat mir gesagt, wenn man von Berlin kommt, ist es auf der rechten Seite.«
»Ich liebe diese präzisen Auskünfte!!«
Wir haben den Cherusker nicht gesehen, der ja in Wirklichkeit Arminius geheißen hat und nicht Hermann, aber ich kenne auch nicht das Völkerschlachtdenkmal, nicht die Wartburg, nicht die Walhalla oder eins der anderen in jedem deutschen Lexikon aufgeführten Monumente, deshalb vermisse ich auch den ollen Germanen nicht. Viel interessanter war das blaue Schild mit der Kaffeetasse und dem gekreuzten Besteck. Nur fünf Kilometer bis dahin. »Müsstest du nicht mal tanken?«
»Nö, der Sprit reicht noch mindestens bis Gießen.«
Noch drei Kilometer. »Brauchst du nicht mal eine Pinkelpause?«
»Ich war doch erst kurz vor der Abfahrt.«
Da vorne kommt schon der Abzweig. »Könntest du trotzdem mal abbiegen?«
»Weshalb denn?«
Ach, zum Kuckuck mit dem Kalorienkram, jetzt beginnt wieder das normale Leben. »Weil ich einen Riesenappetit auf eine dicke, fette Bockwurst habe!«
Kapitel 14
W ir haben dir auch was mitgebracht!«
»Was denn?«
»Rate mal!«
Was sollte man vom Gardasee schon mitbringen können? Einen dieser niedlichen Sonnenhüte, die man auch den Touristen-Eseln (ich meine wirklich die vierbeinigen!) auf den Kopf setzt, nachdem man Löcher für die Ohren hineingeschnitten hat? Oder eine Korbflasche mit zwei Liter Original Chianti, der vermutlich überall abgefüllt worden ist, nur nicht in der Toskana? Ein Pfund Parmesankäse? Bekommt man inzwischen auch hier bei uns, sogar noch originaler als in Italien. Unlängst hatte ich einen erwischt, dem Rolf erst mit der Laubsäge zuleibe rücken musste, bevor er ein passendes Stück für die elektrische Käsereibe abgesäbelt hatte. Apropos Käsereibe! Die hatte er bei Freunden gesehen und mir bei nächster Gelegenheit auch so ein Ding geschenkt. Die Gelegenheit war Ostern gewesen, und bekommen habe ich sie auch nur deshalb, weil er nämlich immer den Käse reiben muss. Allerdings ist das Kabel sehr kurz, und nun liegen bei ›Spaghetti al pesto‹ oder ›con funghi‹ nicht nur die versehentlich abgerutschten Nudeln auf dem Tisch, sondern auch zwei Meter Verlängerungsstrippe für die Käsereibe.
»Nun rate doch mal weiter«, forderte Steffi am anderen Ende der Telefonleitung, »wofür ist Italien denn noch bekannt?!«
»Für Pizza, die Mafia, Cappuccino, dolce vita, den Papst … hast du mir etwa einen geweihten Rosenkranz mitgebracht?«
»Wir sind evangelisch, Määm«, erinnerte sie mich. »Na und? Ein bisschen Unterstützung von der anderen Seite kann doch nicht schaden.« Ich besitze auch immer noch Fatimas Händchen, vor fünfzehn Jahren in Israel gekauft. Die Moslems schreiben ihm Glück bringende Eigenschaften zu, und seitdem ist viel weniger schief gelaufen als früher. Bilde ich mir jedenfalls ein! – Ja, ich weiß, Aberglaube ist töricht, kindisch, primitiv und unvernünftig, nur – was kostet es schon, auf Holz zu klopfen oder eine kleine Glasfigur auf den Schreibtisch zu stellen?
»Also gut, wenn du partout nicht drauf kommst, dann verrate ich es eben: Eine Flasche ganz edles kaltgepresstes Olivenöl!«
Das war wirklich mal ein vernünftiges Mitbringsel! »Vielen Dank, ich weiß es zu schätzen. Und wie hat es euch gefallen am Lago di Garda?« Steffi und Hannes hatten sich noch eine Woche Urlaub gegönnt, bevor bei ihnen die Saison losgehen würde, waren Richtung Süden gefahren, einfach ins Blaue hinein, und hatten am Gardasee Halt gemacht. Anscheinend hatte es ihnen gut gefallen, denn sie schwärmte minutenlang von dem entzückenden Hotel, das sie sich als Standquartier ausgesucht hatten, von den wunderschönen Tagestouren und dem ganz tollen Essen. »Ich traue mich gar nicht auf die Waage!«
»Dann lass es erst mal bleiben!«, empfahl ich. »Gibt es sonst noch was Neues?«
»Nö, eigentlich nicht. Oder doch, das hätte ich ja beinahe vergessen! Heute ist nämlich schon der fünfte Tag.« Das klang beinahe wie ein Filmtitel. »Der fünfte Tag wovon?«
Sie kicherte. »Das kannst du ja noch gar nicht wissen.« Ich hörte sogar, wie sie ganz tief Luft holte. »Ich rauche nämlich nicht mehr!«
Das war nun
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