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Menschenskinder

Menschenskinder

Titel: Menschenskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Ich hatte gerade nachgerechnet, ob unser Orthopäde schon von seinem Skiurlaub zurück sein würde, denn je früher ich seine Hilfe in Anspruch nehmen könnte, desto größer die Aussicht, eines Tages wieder aufrecht gehen zu können, als das Gerüttel plötzlich aufhörte. Wir befanden uns auf der Start- und Landebahn des Busuanga National Airport. Die Kühe, teilweise noch in vollem Galopp, muhten empört neben uns her und wirbelten noch mehr Staub auf, als wir ohnehin schon geschluckt hatten.
    Vor dem Terminal herrschte ein heilloses Durcheinander. Rush-Hour! Offenbar wäre es drinnen zu eng geworden, denn man hatte das gesamte Abfertigungs-Ritual nach draußen verlegt. Da gab es einen Holztisch mit diversen Karteikästen, die von einer weiß gekleideten Filipina verwaltet wurden, daneben stand ein kleineres Tischchen mit verschiedenfarbigen Kofferanhängern, für die eine rotuniformierte Angestellte zuständig war, und genau dazwischen hatte man die große Waage aufgebaut, vor der sich eine Schlange heftig schwitzender Touristen formiert hatte, zentimeterweise ihr Gepäck vorwärtsschiebend. Es gab nämlich nur einen einzigen Kofferkarren, in Handarbeit erstellt und nur samt seinem Konstrukteur für einen Dollar pro Fuhre zu mieten. Vier zusammengefügte Kanthölzer, ein paar Bretter draufgenagelt, drei Räder drunter und hinten eine Art Schubstange dran fertig war der Buggy. Dass er später unter einem Koffer und zwei Tauchrucksäcken zusammenbrach, überraschte den Besitzer dieses Gefährts am meisten, dabei hatte Hannes ihn sowohl mimisch als auch in Englisch und schließlich in einem nur ihm selber verständlichen Spanisch vorgewarnt.
    Die Zweigstelle der Bank hatte ebenfalls geöffnet, wie auf dem großen Transparent über dem rundherum vergitterten Hühnerkäfig zu lesen war. ›Now open to serve you‹ stand da in großen roten Lettern, und darunter waren sämtliche Dienstleistungen aufgezählt, die man erwarten durfte. Der Einsturm hielt sich in Grenzen, genau genommen stand nur ein Mann davor und ließ sich einen Geldschein in Münzen wechseln. Für den Zigaretten-Automaten. Der war aber schon vor drei Wochen kaputt gewesen und immer noch leer.
    »Nach meiner Uhr müssten wir gerade starten!«, moserte Steffi, zwischendurch an der vorsichtshalber mitgebrachten, inzwischen lauwarmen Cola nuckelnd. »Ob das da unsere Maschine ist?«
    »Viel zu groß!« Fachmännisch schätzte ich den heranschaukelnden Flieger ab: »Da gehen doch mindestens zwanzig Leute rein.«
    »Wer sagt denn, dass wir wieder so einen Mini-Hopser kriegen?
    Wenn ich mir diese Warteschlange hier ansehe, dann bezweifle ich ernsthaft, dass wir heute überhaupt noch wegkommen!«
    Sogar die Kühe hatte dieser ganze Auftrieb total verstört, sie machten zumindest keinen Versuch mehr, ihr Territorium weiterhin auf die Landebahn auszudehnen; sie hatten sich vielmehr in eine weniger gefahrenträchtige Grasmulde zurückgezogen und muhten nur noch ab und zu ärgerlich herüber.
    Der Flieger war gelandet, rollte zur Seite, spuckte seine aus winterlich blassen Touristen bestehende Fracht aus, nahm neue auf, startete, verschwand hinter dem Hügel.
    Dieses Spiel wiederholte sich im Viertelstundentakt. Mal war es eine größere Maschine, dann wieder eine kleine, in der nur ein halbes Dutzend Personen Platz hatten, die wartenden Passagiere nahmen ab, die angekommenen wurden in Busse verladen und weggekarrt (»Wish you a nice ride!«, murmelte Hannes jedes Mal schadenfroh, wenn das Fahrzeug in einer Staubwolke verschwand), nur wir wurden weiter vertröstet. »The next plane is yours!«, hieß es immer wieder, und dann war es doch nur ein Flieger nach Palawan oder auf eine andere Insel. Außer uns schien es allerdings noch ein Paar zu geben – offenbar auf Hochzeitsreise, die Ringe blitzten noch so neu – das auch schon viel zu lange auf den Weitertransport wartete. Schließlich kam der Mann herübergeschlendert. »Wollen Sie auch nach Manila?«
    »Wollen?« Hannes sah zum ichweißnichtwievielten Mal auf sein Handgelenk. »Laut Flugplan bin ich bereits seit einer halben Stunde da.«
    »Ja ja«, meinte der Mann, schon den mitteleuropäischen Temperaturen angemessen mit Jeans, Oberhemd, schwarzen Socken und ebensolchen Schnürschuhen bekleidet, »hier gehen die Uhren eben anders!«
    »Aber das ist doch ganz natürlich, Wolfi«, kam eine Stimme, die zu dem kleinen Frauchen mit den blonden Stirnfransen und dem erdbeerfarbenen Jackenkleid gehörte, »du musst

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