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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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gab nur wenig, was ihm nicht auf die Nerven ging. Sigurður Óli ließ sich dadurch offenbar nicht beirren. Er war auch in der Nacht am Tatort erschienen, aber anschließend nicht wie Erlendur nach Hause gefahren. Erlendur ärgerte es, wie gepflegt und frisch er aussah.
    »Und warum hast du sie dann nicht dabei?«, fragte er.
    »Sekunde, sie sind im Auto«, sagte Sigurður Óli und rannte los.
    Der verdammte Kerl nimmt bestimmt Anabolika, überlegte Erlendur und fuhr fort, die Umgebung des Skeletts zu untersuchen. Der untere Teil lag auf verkohlten Holzresten, die ein Stuhl gewesen sein mochten. Er hatte den Eindruck, dass rings um die Leiche das Feuer am heftigsten gewütet hatte, aber auch sonst deutete alles darauf hin, dass das Haus im Nu lichterloh gebrannt hatte. An Benzin war offenbar nicht gespart worden.
    Der Fotograf traf ein, um Aufnahmen zu machen. Erlendur wies ihn an, sich noch etwas zu gedulden.
    Der Vergleich mit den Zeichnungen ergab, dass das Skelett im Türrahmen zwischen einem Zimmer am Ende des Hauses und dem Wohnzimmer lag. Erlendur schloss daraus, dass der Mann versucht hatte, irgendwie aus dem Haus zu gelangen. Vor dem Wohnzimmer war eine kleine Diele gewesen, aus der man auch in die Küche kommen konnte. Küche und Wohnzimmer waren nur durch eine dünne Wand getrennt gewesen. Der Fußboden war übersät mit Glasscherben, viel mehr, als von den beiden Scheiben im Wohnzimmer stammen konnten, die durch den Hitzedruck von innen geplatzt und wahrscheinlich nach außen gedrückt worden waren. Auf den Scherben im Wohnzimmer lag etwas, das Erlendur für verkohlte Bilderrahmen hielt, einige aus Metall, einige aus verkohltem Holz. Die Beamten der Spurensicherung waren am Tatort eingetroffen, wagten sich aber nicht an die Trümmer heran, bevor Erlendur seine Erlaubnis gab. Er wies sie auf den Benzinkanister hin, den sie vorsichtig aufhoben und in eine Tüte packten.
    »Hier wurden keine großen Umstände gemacht«, sagte Erlendur wie zu sich selbst und beugte sich noch einmal über das Skelett. Sigurður Óli wurde hellhörig. »Dieser Mann hatte nicht die geringste Chance«, fuhr Erlendur fort. »Aber wenn es Mord war, warum wurde das so schlampig arrangiert, warum ist man nicht etwas geschickter vorgegangen und hat wenigstens versucht, die Tat zu verschleiern? Es hätte kaum großer Anstrengungen bedurft. Ich habe es schon oft mit Brandstiftung zu tun gehabt, aber so ein Szenario ist mir noch nicht untergekommen. Ein leerer Benzinkanister auf dem Grundstück!«
    »Was schließt du daraus?«, fragte Sigurður Óli und blickte seinen Kollegen an.
    Erlendur ließ die Leute von der Spurensicherung wissen, dass sie jetzt anfangen konnten. Drei Männer, bewaffnet mit großen Taschen und Geräten, betraten vorsichtig die immer noch rauchende Ruine.
    »Überheblichkeit«, sagte Erlendur. Er trat wieder an das Skelett heran und betrachtete intensiv die Position. Sein Blick blieb an den Knochen hängen, die einmal die Hände gewesen waren. Sie waren offenbar zu Fäusten geballt gewesen, wie um den grauenvollen Tod herauszufordern. Halldór – falls das hier tatsächlich seine Überreste waren – hatte einen zarten Knochenbau und feingliedrige Hände gehabt.
    »Warten wir ab, bis wir ihn mit Hilfe der Zahnarztkartei identifiziert haben, bevor wir der Schwester auf die Bude rücken«, sagte Erlendur wohl wissend, dass Sigurður Óli über seine flapsige Wortwahl schockiert sein würde.

Sechs
    Jóhann, der ehemalige Aufseher an der psychiatrischen Klinik, wohnte in einer ausgebauten Kellerwohnung an der Miklubraut. Rund um die Uhr drang der Straßenlärm herein, und die Luft war geschwängert von Auspuffgasen. Jóhann hatte zwar in der Küche, deren Fenster auf eine der meistbefahrenen Straßen von Reykjavík hinausgingen, Vierfach-Thermopanescheiben einsetzen lassen, aber auch das hatte wenig genutzt. Der einzige Vorteil war, dass die Wohnungspreise hier zu den niedrigsten in Reykjavík gehörten. Am schlimmsten war es abends und nachts, wenn Motorradfahrer die Straße als Motodrom verwendeten. Egal wie häufig die Polizei diesen Typen auflauerte, sie kamen immer wieder.
    Seitdem er nicht mehr in der Klinik arbeitete, hatte Jóhann die meiste Zeit zu Hause herumgelungert. Er war froh, den Verantwortlichen dort gehörig seine Meinung gesagt zu haben. Er war normalerweise ein verträglicher Mensch, aber als er im Verwaltungstrakt seinen Vorgesetzten gegenüberstand, war er ausgerastet und hatte sich seinen Zorn

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