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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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seit jeher. Jede Menge, jede Größe, Pillen in allen Farben des Regenbogens werden den Patienten eingetrichtert. Und weißt du, warum? Die Krankenhäuser haben kein Geld für was anderes als medikamentöse Behandlung. Das Personal ist dermaßen abgebaut worden, dass die Patienten mit Pillen zugedröhnt werden müssen, wenn nicht alles drunter und drüber gehen soll. Anständige Gehälter können die angeblich nicht bezahlen, diese Herrschaften, aber stattdessen werden jährlich hunderte und aberhunderte Millionen Kronen in die Pharmaindustrie gepumpt. Ich habe viele Jahre da gearbeitet und zusehen müssen, wie das Zeug tonnenweise von diesen armen Menschen geschluckt wird. Oder sie werden einfach nach Hause geschickt, egal in was für einem Zustand sie sich befinden, und sind oft noch schlimmer dran, wenn sie wieder eingeliefert werden.«
    Jóhann schweig eine Weile. Nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte, fuhr er fort.
    »Irgendjemand hat Daníel in den letzten Wochen besucht, was ich sehr ungewöhnlich finde. Jahrelang war ich der Einzige, der zu Besuch kam. Weißt du etwas über diesen Mann? Besuche werden in der Klinik nicht registriert.«
    »Das war sein alter Lehrer aus der Volksschule, Halldór hieß er, glaube ich. Irgendwie ein ziemlich merkwürdiger Kerl, er wirkte schwächlich und fast so, als sei er auf der Flucht. Soweit ich weiß, hat er ihn insgesamt drei Mal besucht«
    »Was hat dieser alte Lehrer denn von ihm gewollt? Daníel hat diesen Mann mir gegenüber nie erwähnt, und ich fiel aus allen Wolken, als mir deine ehemaligen Kollegen gestern von ihm erzählten.«
    »Er hatte einen merkwürdigen Einfluss auf Danni. Ich kann mich an den ersten Besuch erinnern. Danni hat ihn rausgeworfen und ihm gesagt, er solle sich nie wieder blicken lassen. Das ging aber ganz ruhig vonstatten, er hat ihm bloß klipp und klar gesagt, dass er verschwinden solle. Ich weiß nicht, was zwischen ihnen vorgefallen ist. Als ich Danni danach fragte, wollte er nichts sagen.«
    »Du hast nicht gewusst, worüber sie gesprochen haben?« »Nein.«
    »Woher weißt du denn, dass er sein Lehrer war?«
    »Das hat Danni mir gesagt. Eine Woche später kam dieser Mann wieder und hat es geschafft, dass Danni sich mit ihm hinsetzte. Sie haben sich lange unterhalten, aber als ich fragte, worüber sie gesprochen hätten, war nichts aus Danni herauszukriegen. Sonst hat er mich eigentlich immer ins Vertrauen gezogen und mir gesagt, worüber er nachdachte oder was ihn bedrückte. Es war völlig klar, dass dieser Mann oder das, was er zu sagen hatte, großen Einfluss auf Daníel hatte.«
    »Was für einen Einfluss?«
    »Du weißt, wie Danni war. Er konnte redselig und manchmal richtig unterhaltsam sein, aber manchmal auch ziemlich unerträglich. Er riss die Klappe auf und zog über die Leute her – oder war überhaupt nicht ansprechbar. Alles, was ihm in den Sinn kam, sprach er sofort laut aus, und er konnte ziemlich ordinär werden. Jetzt war er aber auf einmal völlig anders, und man konnte kein Wort aus ihm herausbekommen. Er war völlig weggetreten, war in seiner Gedankenwelt versunken und redete mit niemandem.«
    »Hast du das mit den Besuchen dieses Manns in Verbindung gebracht?«
    »Eigentlich nicht. Danni war im Grunde genommen ja schon immer ziemlich unberechenbar.«
    »Deinen Kollegen ist das aber auch aufgefallen. Im Gegensatz zu dir waren sie froh darüber, denn jetzt konnten sie etwas besser mit ihm fertig werden.«
    »Wir haben halt eine unterschiedliche Einstellung.«
    »Elli glaubte gehört zu haben, dass sie über Lebertrankapseln gesprochen haben. Hast du eine Ahnung, was das bedeuten könnte?«
    »Du weißt, wie Elli ist. Aber trotzdem, das kann gut sein. Mehr weiß ich nicht.«
    »Über was hast du mit Daníel gesprochen, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?«
    »Nicht viel. Über seine Story mit dem Paradies, aus dem er angeblich vertrieben worden ist, und die er mit diesem Meteoritenfall in Verbindung brachte, über den er gelesen hatte. Er sagte, dass da noch andere mit ihm im Paradies gewesen wären. Seine Freunde von früher. Mehr war es nicht.«
    »Genau dasselbe hat er zu mir gesagt«, erwiderte Pálmi, »aber ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll.«
    »Wegen all dieser Medikamente bekam man kaum einen Zugang zu seiner Persönlichkeit. Ich glaube, dass ich Danni die ganze Zeit da im Krankenhaus nie richtig kennen gelernt habe, obwohl ich ihm, abgesehen von dir, wahrscheinlich am nächsten stand. Du

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