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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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darunter las Freund Nummern,
Alter, Geschlecht und Städtenamen. Sobald er die Seite nach unten scrollte,
offenbarte sich das volle Ausmaß des Grauens. Allein auf der ersten Seite
fanden sie zehn Kinder. Ein paar kleine Zahlen neben einem Pfeil am unteren
Ende wiesen auf drei weitere Seiten hin.
    »Verflucht«, flüsterte Varic noch einmal.
    Freund klickte eines der Bilder an. Auf einer neuen Seite erschienen
verschiedene Aufnahmen desselben Kindes. Daneben fanden sich weitere Angaben
auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Und ein Preis in Euro und
Dollar.
    »Dieser Preis ist zu hoch für Pornobilder«, bemerkte Spazier.
    »Er ist auch nicht für die Bilder«, erwiderte Freund mit belegter
Stimme. »Schau, was darunter steht: plus Transport. Wir brauchen Holtenstein
noch einmal.«
    Der Staatsanwalt weigerte sich, seine Zelle zu verlassen. Freund
konnte ihn verstehen. Wer wollte schon solcherart mit seiner Schande
konfrontiert werden? Holtenstein würde früh genug vor das Gesicht der
Öffentlichkeit gezerrt werden. Über das Telefon des Wachbeamten gab er Freund
Anweisungen. Freund stellte das Gerät auf Lautsprecher, damit alle mithören
konnten.
    »Es gibt verschiedene Standorte«, erklärte Holtensteins Stimme. »Wenn
Sie ein Kind aus Wien bestellen, ist es natürlich billiger, weil die
Anreisekosten entfallen. Außerdem kommt es meist schneller.«
    Freund bekam gerade wieder große Lust, Holtenstein aus seiner Zelle
zu zerren und ein Geständnis aus ihm herauszuprügeln.
    »Ich lese hier Wien, Frankfurt, Rom, Amsterdam und Paris. Werden
dort überall Kinder festgehalten?«
    »Das vermute ich.« Durch das Telefon klang Holtensteins Stimme noch
seelenloser.
    Wer steckt dahinter? Wie ist alles organisiert? Wer hat es
aufgebaut? Woher stammten die Kinder? Hundert Fragen schossen durch Freunds
Kopf. Im Augenblick zählte nur eine.
    »Wie bestellt man?«
    »Mit Boderts Ergreifung und Tod ist die Aufgabe der Soko Satyr
erfüllt«, erklärte der Pepe in kleiner Runde. Außer Freund saßen Obratschnik,
Wagner, Furler, Roschitz, zwei Beamte aus der Abteilung für Kindesmissbrauch
und der Leiter des Sonderkommandos COBRA in
seinem Büro. Allen hatte die Erschöpfung tiefe Furchen ins Gesicht gegraben.
    »Oberinspektor Freunds neue Erkenntnisse machen eine sofortige
Anschlussoperation notwendig. Angesichts seiner unbestreitbaren Verdienste in
dem Fall und der bereits eingeleiteten Maßnahmen übernimmt er deren Leitung.«
    Obratschniks und Wagners saure Mienen beachtete Freund nicht. Für
Rivalitäten war jetzt kein Platz. Sollte ihm nur einer dumm kommen. Freund
würde ihm einen Ausdruck der Webseite um die Ohren dreschen.
    »Welchen Namen schlagen Sie für die Operation vor?«, fragte der Pepe
Freund.
    »›Rotkäppchen‹.«
    Auf die befremdeten Blicke antwortete Freund schulterzuckend: »Darin
verschleppt ein böses Tier ein kleines Kind in sein Bett und tötet es fast. Wie
bei unserem Fall.«

Die Stunde der Dämonen
    Die nächsten Stunden verbrachte Freund am Telefon. Zeitweise
sprachen zwölf Menschen in halb Europa gleichzeitig miteinander. Er hatte ein
kleines Dossier zusammenstellen lassen und einen Plan entworfen. Unverzüglich
ging beides an Interpol und die Behörden in Frankreich, Deutschland und
Italien.
    Dazwischen besuchte er immer wieder Martin Bram im Verhörraum.
Bislang leugnete dieser selbst Holtensteins Anruf.
    »Zum zweiten Mal hat jemand meinen Namen missbraucht und mich
dadurch unschuldig in Verdacht gebracht. Und Sie fallen wieder darauf herein.«
    Weder in seinem Büro noch bei ihm zu Hause fanden sie jenes Handy,
das der Staatsanwalt angerufen hatte. Doch Brams Empfangsdame bestätigte, dass
sich zum fraglichen Zeitpunkt nur sie beide in den Geschäftsräumen aufgehalten
hatten. Trotzdem blieb er bei seiner Version. Wahrscheinlich hatte er das
Telefon rechtzeitig entsorgt.
    Freund war von der Verwicklung Brams überzeugt. Warum sonst hätte
der Staatsanwalt den Mann angerufen? Ein Geständnis würde alles vereinfachen.
Wütend verfolgte er Furlers erfolglose Befragungsversuche, während er selbst
hinter dem Spiegel wieder telefonierte.
    Die Kollegen aus den anderen Ländern hatten die Webseite gesehen.
Binnen weniger Stunden würden Einsatzteams bereitstehen. Aber wie sollten sie
die Aufenthaltsorte der Kinder herausfinden? Schon wieder Verstecke suchen. Vom
Provider die IP -Adressen anzufordern und
auszuwerten würde zu lange dauern. Sie mussten schneller handeln. Auch wenn

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