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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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sie
Gefahr liefen, die Hintermänner zu warnen. Jede Sekunde Gefangenschaft der
Kinder war zu viel.
    Dragan Karelevic lag weiterhin bewusstlos im Krankenhaus. Jetmir
Bashtrin blieb unauffindbar. Noch konnten sie ihm aber ohnehin nichts
vorwerfen. Höchstens eine freundliche Befragung zu seinen Beziehungen zu Bram
und Karelevic wäre möglich. Natürlich würde er ausgezeichnete Erklärungen
haben. Und keinerlei Verständnis für die kriminellen Handlungen seiner
Bekannten.
    Parallel analysierten einige Kollegen noch einmal die
Verbindungsdiagramme, in denen auch Wuster, Murnegg-Weiss und zuletzt
Holtenstein aufgetaucht waren.
    Um vier Uhr morgens saß Freund vor seinem Computer und las die
neuesten E-Mails der internationalen Kollegen. Binnen Sekunden fielen ihm vor
dem Monitor die Augen zu. Er zwang sich zum Weiterlesen. Als sein Kopf immer
wieder auf die Brust nickte und hochfuhr, sah er ein, dass sein Körper eine
Auszeit brauchte. Er bat Varic und Wagner, für ein paar Minuten alle anderen
und die Telefonate von ihm fernzuhalten. Schlafwandlerisch warf er sich auf
einen der Polstersessel in seinem Büro und war sofort weg.
    Im Traum verfolgte er einen schwarzen Schatten, der mit
hundsgemeiner Präzision immer eine Armlänge vor Freund herlief. Jedes Mal, wenn
Freund dachte, ihn zu erwischen, griff er wieder in die Luft. Beschleunigte
Freund, wurde auch der Flüchtende schneller. Verließ den Inspektor die Kraft
und fiel er keuchend zurück, reduzierte auch der andere das Tempo. Als ob sie
durch eine unsichtbare Stange verbunden wären und sich doch nie erreichen
konnten.
    Nach dreißig Minuten weckte Varic ihn wie vereinbart. Freund hatte
das Gefühl, gar nicht eingeschlafen zu sein. Sein Traum verfolgte ihn noch im
Wachzustand. Der Schatten musste das Verbrechen gewesen sein, dachte er. Immer
ist es uns um einen Schritt voraus. Das Internet hatte Kinderpornographie zu
ungeahnter Verbreitung verholfen. Jetzt existierten also auch Onlineshops für
Pädophile. Und bei uns gibt es selbst in Führungspositionen Leute, die den
Startknopf am Computer nicht finden. Ob Finanzinstrumente oder neue
Kommunikationsmöglichkeiten, wir hinken dauernd hinterher, dachte er. Damit
erwischen wir höchstens die Nachzügler. Trotzdem mussten sie dranbleiben.
    Eine halbe Stunde später präsentierten die Kollegen einen Ausdruck
des Diagramms mit den verschiedenen Telefonnummern aus dem Albanernetz. Um
achtzehn Nummern herum hatten sie rote Kreise gezogen. Ihre Halter waren
schnell ermittelt. Mindestens eineinhalb Dutzend weitere Personen in ganz
Österreich kamen also mit hoher Wahrscheinlichkeit als Kunden der Kinderhändler
in Betracht. Zwanzig weitere Nummern aus dem Inland und viele ausländische
hatten sie vorerst ausgeschieden. Dort war Freund das Risiko eines Missgriffs
zu groß.
    Den ersten Besuch bei einem von ihnen konnte er kaum erwarten.
    »Wir schicken fünf Teams los. Innerhalb der nächsten vier
Stunden werden sie fünf der potenziellen Kunden von den Vorteilen einer
Kooperation mit der Polizei überzeugen«, erklärte er der versammelten
Mannschaft. Auf der Europakarte hinter ihm steckten Fähnchen in den fünf
europäischen Städten, die auf der Internetseite aufgeführt waren. Innerhalb
weniger Stunden hatte der Fall eine ganz neue Dimension angenommen.
    »Jeder muss ein Kind bestellen, von jeweils einem anderen Lieferort.
Sobald die Kinder nach Zustellung wieder abgeholt werden, verfolgen wir die
Lieferanten mit mehreren Mannschaften. Wo notwendig, übergeben wir die
Beschattung an die bereitstehenden europäischen Kollegen.«
    Der Beamte, den Freund als Perlan in Erinnerung hatte, hob die Hand
und fragte: »Wird dieses gleichzeitige Bestellen den Betreibern nicht
auffallen? Besonders, nachdem wir Martin Bram festgenommen haben?«
    Mit dem COBRA -Chef hatte Freund alle
Szenarios durchgespielt. Natürlich existierten andere Möglichkeiten.
Entschieden hatten sie sich für die schnellste. Freund hatte heftige
Diskussionen mit anderen Verantwortlichen geführt.
    »So kommen wir nie an die Drahtzieher des Verbrechens«, hatten
einige argumentiert.
    »Aber an die Kinder«, hatte Freund geantwortet.
    Zu Perlan sagte er nun: »Das Risiko müssen wir eingehen. Außerdem
werden die Bestellungen nicht ganz gleichzeitig stattfinden. Schließlich müssen
einige Teams erst zu ihren Zielpersonen gebracht werden.«
    Freund zeigte auf ein paar Punkte in ganz Österreich.
    »Ich hier in Wien werde vermutlich der Erste sein.

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