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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Ordner
mit Listen aus Köstners Haus. »Nehmt die jüngeren Ordner.« Spazier und Petzold
griffen sich zwei davon und begannen ebenfalls zu blättern. Ein paar Minuten
war nur Rascheln und konzentriertes Flüstern zu hören. Bis Petzold ihren Ordner
auf den Tisch knallte und mit ihrem Zeigefinger die aufgeschlagene Seite fast
durchbohrte.
    »Den Namen kennen wir doch«, sagte sie.
    Sofort hatte Freund die Szene vor Augen, als er die Theorie der
Häuser erklärt hatte und der Einsatz beschlossen worden war. Gleich darauf
musste der Verräter ihre Angreifer telefonisch informiert haben.
    Rasch öffnete Freund im Internet die Telefonbuchseite und gab den
Namen ins Suchfeld ein. In ganz Österreich trug ihn nur eine Person.
    »Herein.«
    Als Freund die Tür öffnete, saß Staatsanwalt Holtenstein hinter
seinem Schreibtisch und studierte einen Akt. Überschwänglich begrüßte er Freund
und Spazier und gratulierte ihnen zur erfolgreichen Lösung des Chimärenfalls.
    »Leider haben wir ja jetzt einen neuen Fall«, erinnerte ihn Freund.
»Boderts Mörder, die Männer, die Petzold und mich umbringen wollten und
Inspektor Flatz schwer verletzt haben.«
    Spazier legte einen Stapel Ordner auf Holtensteins Schreibtisch ab.
    »Was ist das?«
    »Diese Ordner haben wir in Köstners Villa mitgenommen. Sie waren
sehr aufschlussreich.«
    »Warum kenne ich die nicht?«
    »Ich hatte sie bis jetzt in meinem Büro vergessen.« Und das war ein
Glück, dachte Freund. Sonst wären sie inzwischen womöglich verschwunden.
    »Und was ist darin so aufschlussreich?«
    Freund erzählte von ihrem Verdacht, dass es sich um Listen von
Kunden und Missbrauchsopfern handelte. »Leider enden die Aufzeichnungen 1989.«
    »Das ist ja hochinteressant«, erklärte Holtenstein und zog die
Ordner zu sich.
    »Ja, vor allem der Ordner ›1987–1989‹, dort wo die Post-its kleben.«
    Holtenstein sah ihn an, blickte auf den Ordner, nahm ihn zur Hand,
legte ihn aber wieder zurück, ohne ihn geöffnet zu haben.
    Mit eingesunkenen Schultern hockte Holtenstein auf dem Stuhl im
Verhörraum. Ihm gegenüber saß Alfons Wagner. An einer Wand lehnte Furler.
    »Wen haben Sie angerufen?«
    Sie hatten die Formalien hinter sich gebracht, Name, Daten. An
Wagners Rücken konnte er dessen Anspannung erkennen. Sein Kollege saß einem mit
allen Wassern gewaschenen Juristen gegenüber. Freund hatte sich hinter den Einwegspiegel
zurückgezogen. Nach dem, was heute Abend geschehen war, konnte er nicht mehr
garantieren, bei Holtensteins Verhör professionell und ruhig zu bleiben.
    Wagner eröffnete taktisch. Mit drastischen Worten malte er ein Bild
der Folgen für Holtenstein, wenn dieser nicht aussagte. Vertuschung,
Falschaussagen, Beihilfe zum Mord. Natürlich kannte Holtenstein den Text. Aber
eine Wiederholung konnte nicht schaden. Regungslos ließ der Staatsanwalt die
Drohgebärde über sich ergehen. Wagner hatte noch immer keine Frage gestellt,
als Holtenstein ihn unvermittelt unterbrach.
    »Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben.«
    »Die haben wir allerdings«, erwiderte Wagner konzentriert. »Kollege
Flatz wird womöglich sterben. Er wurde bei dem Einsatz schwer verwundet.
Unseren Verdächtigen, Norman Bodert, durchsiebten siebzehn Projektile. Er war
sofort tot.«
    Diese Nachrichten bewegten Holtenstein, zu Wagner aufzusehen.
    »Das tut mir leid«, stotterte der Staatsanwalt zu Freunds
Überraschung.
    »Dass die anderen mit ein paar Verbrennungen und Abschürfungen
davongekommen sind, grenzt an ein Wunder. Ganz zu schweigen von dem brutalen
Mordversuch an den Kollegen Freund und Petzold vorvergangene Nacht. Aber einen
haben wir erwischt. Dragan Karelevic wurde von uns auf der Flucht gefasst.«
    Der Staatsanwalt versenkte seinen Blick in Wagners Gesicht. Er
kannte jedes Detail der Ermittlungen. Kaum jemand konnte so gut abschätzen wie
er, ob man ihn überführen würde oder nicht. Jetzt starrte er in den Spiegel.
Freund hatte das Gefühl, dass Holtenstein ihn direkt anblickte.
    Nach zwei ewigen Minuten sagte er: »Angesehene und einflussreiche
Männer in diesem Land würden ruiniert, ihre Familien zerstört.«
    Männer wie du, dachte Freund. Gut, dass der Spiegel uns trennt.
Gleichzeitig triumphierte er innerlich. Holtensteins Aussage war praktisch
schon ein Geständnis. Freund hatte nicht gedacht, dass er es ihnen so leicht
machen würde. Die Namen aus Köstners Aufzeichnungen fielen ihm ein. Meinte
Holtenstein diese Männer?
    »In Österreich gibt es weder eine

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