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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Kronzeugenregelung noch ein
vernünftiges Zeugenschutzprogramm«, fuhr Holtenstein resigniert fort. »Wenn ich
rede, geschieht mir das Gleiche wie Norman Bodert. Ich sage nichts.«
    Bislang hatte Freund noch nie einen hohen Justizbeamten verhören
müssen. Den beiden da drin ging es wohl ähnlich. Freund gewann den Eindruck,
dass sie den Respekt vor dem ehemaligen Kollegen nicht ganz abgelegt hatten.
Vielleicht brauchten sie jemanden von der internen Ermittlung.
    »Wir sind zu nett«, bemerkte Spazier neben ihm.
    Holtenstein hatte sich wieder gefasst. In alter Manier saß er da wie
ein Gutsherr, der zwei seiner Vasallen mitleidig bei einer vergeblichen Arbeit
beobachtete, die ihn nicht zu betreffen schien.
    Vielleicht waren sie alle das Verhör bis jetzt auch falsch
angegangen. Wen haben Sie angerufen? Was haben Sie gesagt? Warum? Natürlich
hatten sie Holtensteins Handy bereits untersucht. Er speicherte weder Anrufe
noch Nachrichten darauf. Bei sich hatte er noch ein zweites gehabt. Mit
regulärem Vertrag des größten Anbieters im Land. Auf diesem konnte man auch die
letzten damit geführten Gespräche und Nachrichten sehen. Sie galten meist
beruflichen Belangen.
    Leise wurde die Tür zum Beobachtungsraum geöffnet. Es war der junge
Beamte, der mit Bruno Flatz die Verbindungsrückverfolgungen ausgewertet hatte.
Aufgeregt winkte er mit einem Zettel.
    »Wir wissen, wohin Holtenstein telefoniert hat.«
    Darauf hatte Freund gehofft. Bei dem Verfahren konnten nicht nur die
kontaktierten Telefonnummern, sondern auch deren Standort zum Zeitpunkt des
Telefonats festgestellt werden.
    »Die Adresse kennen wir. Es ist das Büro von Martin Bram.«
    Triumphierend ballte Freund die Faust. Mehr brauchten sie nicht.
    »Die Kollegen sind unterwegs, um ihn abzuholen«, fügte der junge
Ermittler noch hinzu, aber da war Freund bereits auf dem Weg ins Nebenzimmer.
    Mit Holtensteins Mobilgerät betrat er den Vernehmungsraum. Ohne auf
die überraschten Blicke seiner Kollegen zu achten, warf er es auf den Tisch und
befahl: »Schicken Sie den Code an die gewisse Nummer.«
    Holtenstein blickte ihn verwirrt an.
    »Welchen Code? Welche Nummer?«
    »Sie wissen sehr genau, was ich meine. Eine dieser Nummern, an die
auch Murnegg-Weiss, Wuster, andere und Sie regelmäßig Nachrichten schickten, um
gleich darauf eine zurückzubekommen. Die Nummer von diesem Gerät taucht in der
Rufnummernrückverfolgung auf. Sie gehören zu diesem Netzwerk. Und jetzt werden
Sie uns zeigen, wie es funktioniert.«
    Der Staatsanwalt hielt sich aufrecht, aber in seinen Augen begann
etwas zu zittern.
    »Wir wissen jetzt, dass Sie vorhin jemanden in Martin Brams Büro
angerufen haben. Wahrscheinlich Bram selber. In diesem Moment wird er bereits
von Kollegen verhaftet. Einer von Ihnen beiden wird reden, um sich vor Gericht
einen Vorteil zu verschaffen. Es ist jetzt nur mehr die Frage, wer es zuerst
tut.«
    In Holtensteins Augen las Freund nackte Panik. Er beugte sich über
den Tisch und zischte ihm zu: »Haben Sie es immer noch nicht begriffen? Wir
haben Sie am Arsch. An Ihnen hängt es, ob wir ihn Ihnen bis zum Genick aufreißen.
In unserer Hand liegt es auch, Ihren Allerwertesten vor Ihren zukünftigen
Mithäftlingen zu beschützen oder nicht. Sie wissen selbst am besten, was Ihnen
blüht, wenn man dort erfährt, was für einer Sie sind.«
    Holtenstein wollte zu einer empörten Entgegnung ansetzen. Als ihre
Blicke sich trafen, ließ er seine Luft ab wie ein lecker Reifen.
    Freund wurde ruhiger. »Schicken Sie ein SMS .
Es wird Sie erleichtern. Um den Rest kümmern wir uns.«
    Holtenstein wog das kleine Gerät in der Hand wie eine Granate.
    Auf einmal begann er zu tippen.
    Ohne aufzusehen, starrte er auf das Display, bis mit einem Signal
die Antwort eintraf. Er legte das Telefon auf den Tisch und verließ den Raum.
Furler lief ihm schimpfend nach.
    Freund schnappte das Gerät und eilte in sein Büro.
    Auf seinem Laptop gab er die völlig sinnlos klingende
Internetadresse aus Buchstaben und Zahlen ein. Um ihn verfolgten Spazier,
Varic, Roschitz und Tognazzi jede seiner Bewegungen.
    Im Browserfenster erschien ein kleiner, leerer Rahmen. Freund tippte
den Code ein, der mit der Webadresse an Holtensteins Handy geschickt worden
war.
    Mit einem Flackern sprangen die Bilder auf den Monitor.
    Hinter sich hörte Freund die unterdrückten Flüche und Ausrufe des
Entsetzens.
    Vom Monitor blickten ihnen auf verschiedenen Fotos Kinder in
eindeutigen Posen entgegen. In kurzen Texten

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