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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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Vorausgesetzt,
ich bringe meinen Mann zum Mitspielen. Mit etwas Glück können wir das oder die
Handys orten, denen die Codeanfragen zugesandt werden. Wenn wir einen der
Besitzer finden und zu einem Geständnis bewegen können, kürzt das alles ab.
Aber weder von einer Ortung noch von einem Geständnis können wir derzeit
ausgehen.«
    Die Zielpersonen lebten bis zu vierhundert Kilometer von der
Hauptstadt entfernt. In den folgenden Stunden verteilten Flugzeuge des
Bundesheeres und Hubschrauber die Teams über das ganze Land. Währenddessen
klopfte Freund im vierzehnten Wiener Bezirk an die Tür einer protzigen
Neubauvilla.
    Ein Mann in kurzen Hosen und Hemd öffnete. Freund hielt ihm den
Durchsuchungsbefehl vor die Nase.
    »Der gilt auch für Ihren Computer. Zu dem bringen Sie mich am besten
gleich.«
    Freund musste ihm einen leichten Stoß versetzen, damit sein
Gegenüber aus der Erstarrung erwachte. Wie ein Automat trabte der Mann vor
ihnen her. Mit gedämpfter Stimme erzählte er ihm von ihren wichtigsten
Erkenntnissen. Sein regelmäßiger SMS -Verkehr mit
bestimmten Telefonnummern. Ihr Wissen um deren Hintergrund. Die Verhaftungen
anderer Verdächtiger.
    »Ich will einen Anwalt.«
    »Und ich will die Kinder. Schicken Sie ein SMS .
Dann können Sie Ihren Anwalt anrufen.«
    Der Mann sackte in den Stuhl vor seinem Computer. Ein Kollege fuhr
das Gerät bereits hoch. Binnen Minuten wurde er fündig.
    »Ich weiß nicht, wie diese Bilder auf meinen Computer kommen.«
    Ganz herzlich legte Freund seine Hand auf die Schulter des Lügners.
Der zuckte zusammen und sah ängstlich zu ihm hoch.
    »Das SMS . Los.«
    Anstatt eine Nachricht zu versenden, rief der Mann seinen
Rechtsbeistand an. Beinahe hätte Freund ihm das Telefon aus der Hand
geschlagen.
    Zwanzig Minuten später traf der Jurist in Freizeitkleidung ein.
Freund schilderte ihm die Vorwürfe, Hinweise und die Forderung. Mit seinem
Mandanten schloss sich der Advokat im Badezimmer ein. Nach einer Viertelstunde
schob er mit angewidertem Gesicht den kreidebleichen Mann wieder heraus.
    »Er kooperiert. Darauf werden wir beim Prozess auch hinweisen.«
    »Ist mir scheißegal«, erwiderte Freund. Seine Uhr zeigte kurz vor
drei Uhr Nachmittag. »Fangen wir an.«
    Während das Kind gebracht wurde, steckte Freund im
Garderobenschrank. Kaum hatte der Kunde die Tür hinter dem Lieferanten
geschlossen, übernahm Inspektorin Petzold das etwas sechsjährige Mädchen. Mit
großen Augen flüchtete sie in die Arme der jungen Frau. Petzold versuchte, mit
ihr zu sprechen, doch sie verstand die Polizistin nicht.
    Freunds Tochter war nur wenige Jahre älter. Er spürte einen
unbändigen Hass gegen den Mann hochsteigen, in dessen Haus sie gerade saßen und
warteten. Nur die Anwesenheit der Kollegen hielt ihn von Taten ab, die er
später bereut hätte. Ob es den anderen auch so ging? Manchmal war die
Selbstbeherrschung, zu der die Gesellschaft anderer Menschen zwang, ein Segen.
Freund musste an Gelegenheiten denken, bei denen dieser Mechanismus nicht mehr
funktionierte. Wo ein Funke genügte, um die bislang beherrschte Gruppe zum
rasenden Mob zu machen.
    Es war Sonntag, neunzehn Uhr. Am Tag darauf sollte die Rückgabe
erfolgen. Für den ungewöhnlich langen Aufenthalt hatte der Kunde per
Kreditkarte achttausend Euro bezahlen müssen.
    Sie brauchten Zeit. Ihr Kind würde wahrscheinlich bald wieder in
einem Gefängnis in oder nahe Wien stecken. Der Transport der anderen Kinder an
ihre Herkunftsorte würde deutlich länger dauern. Hoben sie das österreichische
Quartier zu früh aus, wurden die anderen womöglich gewarnt.
    Um das Haus kontrollierten zwei weitere Teams unauffällig, ob der
Kunde von den Kinderhändlern beschattet wurde. Sie entdeckten niemanden. In der
folgenden Stunde fanden sie wenigstens den Namen des Mädchens heraus. Alena
stammte aus Moldawien.
    Die Beschatter des Lieferanten berichteten regelmäßig. Über eine
Stunde lang verfolgten sie ihn bis zu einem alleinstehenden ehemaligen Bauernhof
auf dem Land, westlich von Wien. Dort blieben sie auf Beobachtungsposten.
    Auf den Dolmetscher warteten Freund und seine Leute zweieinhalb
Stunden. Unterdessen meldeten zwei Teams erfolgreiche Überzeugungsarbeit bei
ihren jeweiligen Klienten. Auch sie hatten ihre Bestellungen aufgegeben. Beide
Kinder, aus Rom und Paris, wurden noch für den späten Abend erwartet.
    »Sie müssen fliegen«, stellte Freund fest. »Anders können sie das so
schnell nicht schaffen.«
    Zwischendurch

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