Menschliche Einzelteile (German Edition)
der noch immer
vor sich hin kicherte, und ruckelte erneut am Abzug. Die Uzi
funktionierte nicht.
„ Merkwürdig.“
Max zuckte mit den Schultern. „Blödes Ding. Ich weiß
schon, weswegen ich mit Schusswaffen nichts zu tun haben will. Die
Dinger versagen immer in dem Moment, in dem man sie brauch.“
Mit
diesen Worten warf Max die Waffe achtlos in die Garage. Dort prallte
sie vom Stoßfänger des Geländewagens ab, schlug auf
den Boden und ratterte plötzlich los.
Gleich
das erste Projektil traf Heino punktgenau in die Schläfe und
schickte sein Gehirn auf Reisen. Die anderen Kugeln flogen Max um
die Ohren.
„ Oh
Mist!“
Max
tauchte ab und warf sich nach vorne, in Richtung der Hintertreppe.
Die Uzi tanzte unterdessen in der Garage umher und feuerte bei jedem
Bodenkontakt einige Schüsse ab. Dies ging gut, bis eine Kugel
in eine der Gasflaschen schlug.
In
der Garage ging eine kleine Sonne auf.
Und
nicht nur dort.
Einige
Dinge waren gleichzeitig geschehen:
Nachdem
im Haus Ruhe eingekehrt war, hätte Hubert eigentlich eine
Abordnung seiner Leute losschicken sollen, um nachzusehen, ob die
Situation geklärt war. Zuvor hätten sie nur irgendwie
diesen verrückten Scharfschützen aus dem Weg räumen
müssen. Hubert hatte jedoch im Augenblick überhaupt keine
Lust, sich darüber Gedanken zu machen.
Stattdessen
hatte er begonnen, den Nazi-Satanisten seine Ausrüstung zu
demonstrieren. Gerade erläuterte er die Funktionsweise der
Tränengaskanone, während sowohl die Nazi-Satanisten als
auch seine eigenen Männer mit vor Staunen offenen Mündern
zuhörten.
„ Im
Grunde genommen ist diese Abschussvorrichtung nix weiter, als wie
eine handelsübliche Granatpistole von Heckler und Koch.“
So sehr sich Hubert auch bemühte, seiner Stimme einen
professionellen Klang zu verleihen – er konnte seine hessische
Herkunft einfach nicht verleugnen. „Mit diesem Gerät
können Tränengasgranaten vom Kaliber 40 Millimeter
verschossen werden.“
Hubert
klappte das Leitervisier der Waffe auf und zog die Schulterstütze
heraus. „Wenn man hier hinten dran dreht, dann wird die Waffe
doppelt so groß. Und mit dem Leiterchen hier oben kann man
ganz genau zielen, wo man hinschießen will.“
Die
Nazi-Satanisten kommentierten Huberts Ausführungen mit Ausrufen
wie „Geil! Sieg Heil!“ oder „Satan liebt
Tränengas!“
Dann
machte sich Hubert daran, die Sicherung und den Abzug zu erklären.
„ Hier
sind rechts und links an der Abschussvorrichtung Sicherungsflügel
angebracht. Das heißt, eigentlich ist das nur einer, denn die
sind miteinander verbunden. Deshalb kann man von beiden Seiten die
Waffe entsichern.“
Klick
– und schon hatte Hubert den Sicherungsflügel nach unten
geschoben.
„ Und
hier ist jetzt das Herzstück von der Waffe: Der Abzug!“
Eine
kurze Berührung genügte. Die Granatpistole machte: „FUMP!“
Die
Granate schoss aus dem Rohr und flog auf die Villa zu. Hätte
Hubert nun auch noch die technischen Daten parat gehabt, so hätte
er erwähnen können, dass sich die Granate mit einer
Geschwindigkeit von 40 Metern pro Sekunde bewegte. Deswegen konnten
die Nazi-Satanisten die Flugbahn der Granate mit bloßen Augen
verfolgen, während diese binnen drei Sekunden die Distanz zur
Villa überwand und dann eines der Wohnzimmerfenster
durchschlug.
Hubert
meinte, für einen Augenblick lang aus dem Haus das Rattern
einer Maschinenpistole zu vernehmen. Dann knallte über ihm ein
einzelner Schuss.
Sowohl
die Nazi-Satanisten als auch Huberts Polizisten begannen zu
applaudieren und ihren Chef wegen des perfekten Treffers zu
beglückwünschen.
Genau
in diesem Moment ging im Inneren der Villa die Sonne auf.
Oben
in seiner Baumkrone packte den Lieben Gott die Langeweile. Vorbei
waren die Zeiten, in denen er Feuer und Verderben auf die Häupter
der Ungläubigen hatte regnen lassen können. Nun herrschte
Ruhe in der Villa und alle Ungläubigen waren offenbar zur Hölle
gefahren.
Dennoch
ließ der Liebe Gott das Auge noch nicht vom Okular seines
Zielfernrohrs. Diese Jungs von der Russenmafia waren mit allen
Wassern gewaschen. Vielleicht schlich doch noch irgendwo einer von
diesen Burschen herum – und vielleicht zeigte er sich kurz an
einem der Fenster. Mehr benötigte der Liebe Gott nicht, um
seiner Liste einen weiteren sicheren Abschuss hinzuzufügen. Und
diesmal würde er nicht vorzeitig einschlafen, wie es ihm bei
dieser Bielefeld-Sache passiert war.
Mit
einem Ohr hörte er den Ausführungen des
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