Menschliche Einzelteile (German Edition)
verbummeln,
Informationen aus dir herauszuprügeln. Der Gedanke daran ist
zwar reizvoll, doch ich muss mich auch noch um diesen Kerl da oben
kümmern. Außerdem will ich diesem Totalversager von
meinem Neffen noch eine Lektion erteilen.“
Wotan
Vieth trat einen Schritt zurück.
„ Scheiße,
vielleicht fahre ich heute Abend sogar noch bei meiner Schwester
vorbei und mache sie mit der Schwiegermutter bekannt. Die wird sich
freuen. So, aber jetzt machen wir hier ein bisschen Dampf.“
Er
klopfte seine Taschen ab.
„ Wo
ist denn das verdammte Feuerzeug? Ah, da.“
Wotan
Vieth zog das Feuerzeug aus der Tasche, das er diesem Nichtsnutz von
Neffen weggenommen hatte. Er hielt das Gerät in die Höhe,
damit der Typ auf dem Boden es erkennen konnte.
„ Hast
du schon einmal so ein Feuerzeug gesehen? Wir mussten damals mit
einer Packung Streichhölzer zurecht kommen. Und heute rennen
die Jugendlichen mit Feuerzeugen durch die Gegend, die aussehen, als
seien sie aus dem Geheimarsenal von James Bond geklaut worden.
Wirklich unglaublich. Möchte wissen, was man mit diesem Ding
noch alles anstellen kann. Wahrscheinlich kann man damit auch noch
ein Flugzeug fernsteuern. Oder eine Bombe zünden. Ach, egal.
Hauptsache, es ist genug Benzin drin, um dich abzufackeln. Alles
klar?“
Der
Typ aus Frankfurt schaute zu Wotan Vieth auf, schüttelte den
Kopf und sagte: „Mannomann!“
Wotan
Vieth schenkte ihm ein letztes Grinsen. Im Erdgeschoss rumpelte
etwas und irgendwo ratterte eine automatische Waffe los.
Gleichzeitig drückte Wotan Vieth auf den Knopf des Feuerzeuges.
In
der Sporttasche, direkt hinter dem Eisenonkel, ging die Sonne auf.
Im
Wohnzimmer kehrten die Lebensgeister zu Hermann Drache zurück.
Seine Augenlider flatterten nach oben und er warf einen Blick an die
Zimmerdecke. Einen Moment lang fragte er sich, weswegen er die Lampe
aus diesem verrückten Blickwinkel sah. Dann kehrte die
Erinnerung zurück und traf ihn beinahe so hart wie der
Faustschlag, den er von Mad Max kassiert hatte.
Hermann
Drache erhob sich mit einer fließenden Bewegung auf die Knie,
ohne einen Laut zu erzeugen. Sein Kreislauf brauchte eine Sekunde,
um Schritt zu halten, doch dann stabilisierte sich Draches
Blickfeld.
Wo
steckte der verdammte Killer?
Ah,
dort drüben, im Treppenvorraum. Er schlich gerade in die Küche.
Hermann
Drache überlegte. Sollte er sich noch einmal auf einen
Kung-Fu-Kampf gegen diesen Wahnsinnigen einlassen? Nein, besser
nicht. Diesmal hatte er Glück gehabt, doch wenn Mad Max noch
einmal eine so teuflische Technik anbrachte, wie diese merkwürdige
Schattenschlange im Bischofsgewandt, oder wie der Schlag hieß,
dann konnte Drache einpacken.
Erstaunliche
Technik übrigens – ein geschickt als Stolperer getarnter
Fauststoß. Das musste man diesem verrückten Killer zuerst
einmal nachmachen.
Doch
diesmal würde Hermann Drache kein Risiko eingehen. Diesmal
würde er den Killer auslöschen – und zwar im
wahrsten Sinne des Wortes. Er hakte die Handgranate aus seinem
Gürtel und zog am Sicherungsstift.
Verflixt
noch eins, das dumme Ding ging nicht raus! Drache zerrte am
Abzugsring, doch der Stift rührte sich keinen Millimeter. Dann
versuchte er, den Stift zu drehen. Aha, das funktionierte schon viel
besser. Und zack – schon war die Granate scharf. Jetzt nur
noch ein kurzer Schritt nach vorne und die kleine Ananas hinter Mad
Max in die Küche schleudern. Danach ein kurzes Feuerwerk und
der Einsatz war beendet.
Hermann
Drache holte zum Wurf aus, als sich hinter ihm eines der
Wohnzimmerfenster mit einem Klirren in einen Regen aus Scherben
verwandelte. Und mitten in diesem Regen trudelte eine
Tränengasgranate heran und knallte Drache genau in den Hintern.
Hermann
Drache stolperte einen Schritt nach vorne und ließ die
Handgranate fallen. Es machte „Ping!“, so hell wie ein
Weihnachtsglöckchen, als der Sicherungsbügel der Granate
abflog und der Schlagbolzen die Verzögerungsladung zündete.
Dann landete die Handgranate auf dem Boden und kullerte unter den
Sessel.
Hermann
Drache sagte: „Mist!“
Dann
sprang er vorwärts.
Die
nächste Szene sah er bereits fertig vor seinem geistigen Auge –
als eine Art Trailer für die Ereignisse, die innerhalb der
nächsten Sekundenbruchteile folgen würden:
Hermann
Drache vollführte einen weiteren Schritt nach vorne und
hechtete auf den Sessel zu. Noch im Flug räumte er das
Möbelstück mit einem Schlag aus dem Weg und stürzte
sich auf die Handgranate. Während die
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