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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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kennen unsere Gesichter.
Die kennen das Gesicht vom Buddha, die kennen das Gesicht vom
Berthold und die kennen das Gesicht von deiner Alten. Kannst du mir
jetzt mal erklären, wie wir aus der Nummer wieder rauskommen
sollen?“
    „ Was
gibt’s denn da noch rauszukommen?“, dröhnte der
Schinken dazwischen. „Mann, wir sind doch ohnehin geliefert.
Spielt überhaupt keine Rolle mehr, ob wir die scheiß
Strümpfe über dem Kopf haben oder ob wir uns die Dinger in
unsere Arschlöcher stopfen. Mann, ich komme aus Frankfurt. Ich
hab da schon genug miese Geschichten erlebt. Ich weiß doch,
wie sowas läuft. Die Bullen schnappen sich einen von uns, den
sie identifizieren können und quetschen ihn aus, bis er den
nächsten verpfeift. Dann nehmen sie sich den nächsten vor.
Und immer so weiter. Einen nach dem anderen. Da haben wir keine
Chance. Aus der Nummer hier kommen wir nicht mehr raus. Stimmt's?“
    Der
Typ aus Frankfurt nickte.
    Detlev
schüttelte nur den Kopf, während er hinter dem Sofa auf
und ab lief.
    Ewald
tobte weiter. „Na toll! Und wie soll es jetzt weitergehen?“
    Der
Schinken zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich schlage
vor, wir warten ab, ob unser Boss wieder auf die Beine kommt. Ich
meine, davon hängt ja alles ab. Wenn der Berthold verreckt,
dann ist hier so richtig die Kacke am Dampfen.“
    Remo
schlenderte zu Frau Doktor herüber. „Ich habe da eine
Idee“, sagte er unterwegs. „Hör mal, Tussi …
ich weiß, wir haben hier eine ziemliche Welle gemacht. Ich
kann auch gut verstehen, dass ihr deswegen stinksauer seid. Aber du
verstehst sicher auch, dass wir keine andere Wahl hatten, oder? Ich
meine … wir hätten den Berthold nirgendwo sonst
hinbringen können. Der wäre uns unterwegs abgekratzt. Na
ja, und wir wussten ja nicht, dass ihr das so tierisch ernst nehmt,
von wegen 'das ist meine Pflicht als Arzt' und so. Deswegen waren
wir ein bisschen grob.“
    Nun
wurde auch Detlev hellhörig. „Kannste mir mal sagen, was
du da schwafelst, Alter?“
    „ Ganz
einfach.“ Remo hielt die Plastiktüte in die Höhe.
„Wie wäre es, wenn wir für die ganze Scheiße
hier bezahlen?“
    Absolute
Stille. Offene Münder. Augen, die drohten, aus den Schädeln
zu fallen.
    „ Ohne
Scheiß. Wir bezahlen dafür. Ich habe hier genug Kohle.
Damit könnt Ihr euch alles neu kaufen, was der Berthold
eingesaut hat. Außerdem bleibt euch noch etwas übrig für
… na ja, für einen Kinderpsychologen, der die Kleine
wieder hinbiegt.“
    An
dieser Stelle wäre Sören beinahe gegen seinen Willen in
die Höhe geschossen. Aus eigener Erfahrung wusste er zwei
Dinge. Erstens: was ein Kinderpsychologe kostete. Und Zweitens: was
ein Kinderpsychologe nicht konnte – nämlich Kinder wieder
hinbiegen.
    Er
selbst hatte dies in den vergangenen 14 Jahren am eigenen Leib zu
spüren bekommen, auch wenn er nicht wusste, was an ihm so krumm
sein sollte, dass man es hätte zurechtbiegen müssen.
    Glücklicherweise
zeterte Ewald los, bevor Sören etwas herausrutschen konnte:
„Bist du jetzt völlig durchgedreht?“
    „ Wieso?“
sagte Remo. „Das nehmen wir von Bertholds Anteil. Der hat sich
in den Sack schießen lassen und wir haben den Aufwand. Und ich
bin sicher, wir können uns auf einen vernünftigen Betrag
einigen, damit für uns alle noch genug übrig bleibt.“
    „ Ja“,
quakte Detlev dazwischen. „Und ich brauche ohnehin nicht so
viel von der Kohle. Ich habe hier ja noch einen Film. Auf DVD.
'Menschliche Einzelteile'. Also, ich wäre damit ja eigentlich
schon zufrieden. Das ist bestimmt ein Kracher. Da fliegen die
Fetzen, jede Wette.“
    In
diesem Augenblick ruckte der Kopf von Frau Doktor von Brechtow in
die Höhe. Sie sagte: „'Menschliche Einzelteile'? Auf
DVD?“
    Detlevs
Augen leuchteten auf. „Kennst du den?“
    „ Ich
habe davon gehört. Ist das nicht ein italienischer Horrorfilm?
Von Lucio Fulci, glaube ich. Oder von Dario Argento. Eigentlich ist
der doch in Deutschland indiziert. Wo haben sie den denn her?“
    „ Den
habe ich dem alten Vieth geklaut. Diesem scheiß Banker, der
dem Berthold in den Sack geschossen hat. Hast du den Film schon
gesehen?“
    „ Nein,
noch nicht. Und ich würde nichts lieber tun, als einen Blick
darauf werfen. Was meinst du, ob deine Kumpels etwas dagegen haben,
wenn wir uns ein bisschen zurückziehen und uns den Film
gemeinsam anschauen? Ich glaube, unten im Keller ist ein Partyraum.
Da gibt es ein Sofa und einen Fernseher mit DVD-Player.“
    Nun
geriet Detlev eindeutig

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