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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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in Wallung. „Oh Mann, da sag ich nicht
nein. Wenn dann in diesem Film das Blut spritzt, da komme ich
richtig auf Touren, weißte? Wenn da so ein Typ mit Hockeymaske
kommt und die Kettensäge rausholt, dann könnt' ich gerade
mal …“
    Remo
funkte dazwischen. „Nix gibt’s! Wenn Ihr euch die
Scheiße angucken wollt, dann macht das hier oben. Hier ist
auch ein Fernseher. Abgesehen davon, Frau Doktor: Was ist denn nun
mit der Bezahlung? Könnten wir uns da einig werden?“
    Frau
Doktor löste sich nur äußerst widerwillig von
Detlev. „Das kommt auf die Höhe der Bezahlung an“,
warf sie Remo über die Schulter zu. „Darüber müssten
wir verhandeln.“
    Sören
sank noch etwas tiefer in das Sofa. Hoffentlich baute Frau Doktor
von Brechtow keinen Mist. Wenn es hier zu einer Abmachung kam, dann
blieb den Gangstern kaum etwas übrig, als ihn gehen zu lassen.
Oh Gott, vielleicht schaffte er es sogar, selbst ein Geschäft
auszuhandeln.
    Ja,
er sollte jetzt aufstehen und diesen Remo ansprechen. Er sollte ihm
auf Augenhöhe entgegentreten und ihm ein zweites Geschäft
vorschlagen. Schweigen zu günstigen Konditionen. Natürlich
würde dieser Ewald wieder Randale machen. Dann müsste er
ihm eiskalt über den Mund fahren. Er müsste ihm sagen,
Ewald könne ihm meinetwegen eine reinhauen, doch das werde am
Sachverhalt nichts ändern. Und wenn er dann doch einen Schlag
kassierte, dann müsste er ihn mit einem Grinsen
herunterschlucken. Ja, so müsste er es machen!
    Also
blieb er erstmal sitzen.
    Und
bevor Frau Doktor weiter verhandeln konnte, ertönte von oben
ein Schrei. Die gesamte Gruppe zuckte zusammen. Nur Frau Doktor
blieb völlig gelassen. Die Kleine gab auch keinen Mucks von
sich.
    „ Mannomann“,
sagte der Typ aus Frankfurt.
    „ Heilige
Scheiße“, meinte der Schinken. „Das klingt aber
gar nicht gut.“
    „ Nicht
gut?“ Ewald manövrierte sich wieder an den Rand eines
Herzinfarkts. „Nicht gut? Verdammt, das klingt, als würde
der Berthold gleich abkratzen! Hört euch das mal an! Das ist
doch nicht normal.“
    Frau
Doktor von Brechtow winkte ab. „Doch, das ist ganz normal.“
    „ Echt?“,
fragte Jessy. „Das hört sich aber ganz schön fies
an. Der muss voll die Schmerzen haben.“
    Frau
Doktor von Brechtow konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Nein, ein Grinsen. In diesem Grinsen steckte etwas von diesem
Ausdruck, den der Herr Doktor drauf hatte. Sören entging das
nicht.
    „ Aber
natürlich hat er Schmerzen, meine Liebe“, sagte Frau
Doktor jovial. „Überleg doch mal: Mein Mann schneidet
gerade an ihm herum – und das noch nicht einmal mit dem feinen
Werkzeug, das er normalerweise benutzt, sondern mit einem
Küchenmesser. Das ist nicht annähernd so scharf wie ein
Skalpell.“
    „ Vielleicht
ist der auch gerade mit dem Fuchsschwanz dran“, sagte Ewald.
    Remo
fuhr zu ihm herum. „Was?“
    „ Na,
mit dem Fuchsschwanz. Ich hatte in der Küche ein bisschen
herumgesucht und unten in der Spüle einen Werkzeugkasten
gefunden. Da war diese Säge drin, dieser Fuchsschwanz. Den hab
ich auch mitgebracht, zur Sicherheit. Man weiß ja nicht, wofür
man den brauchen kann. Vielleicht muss der Herr Doktor ja eine
Amputation vornehmen.“
    Wieder
dieses Grinsen bei Frau Doktor. Sie schien sich prächtig zu
amüsieren. „Das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der
Fall sein. Bei solchen Verletzungen werden oft sogar mehrere
Amputationen fällig. Ich bin sicher, mein Mann weiß das
zu schätzen. Er freut sich bestimmt darüber, dass sie so
schön mitgedacht haben.“
    „ Ja“,
brummelte Ewald, „klar, wenn ich nicht mitdenke, wer dann?“
    Oben
stieß Berthold einen Vierzig-Sekunden-Jodler aus. Dann
blubberte und sprotzte er. Und dann, von einer Sekunde auf die
andere, verstummte er. Es hörte sich an, als habe jemand den
Stecker aus einem Lautsprecher gezogen.
    „ Ah“,
sagte Frau Doktor von Brechtow, „ich nehme an, jetzt ist er
auf dem Weg der Besserung.“
    „ Sicher?“
Aus Remo sprach die Skepsis. „Für mich hat sich das
angehört, als hätte der Berthold gerade abgekackt.“
    Frau
Doktor winkte ab. „Keine Sorge, mein Mann hat alles unter
Kontrolle. Er ist ein wahrer Künstler, wenn es darum geht, mit
Messern und Klingen zu arbeiten. Sie müssten seine anderen
Arbeiten sehen. Ich war sofort hin und weg, als ich ihn zum ersten
Mal in Aktion erleben durfte.“ Frau Doktors Augen leuchteten
buchstäblich auf, als sie von ihrem Gatten berichtete. „Wisst
ihr, eigentlich wäre ich einer

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