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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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in diesem Fall können
wir darauf verzichten. Wir verfügen hier über Besteck aus
ausgezeichnetem Stahl, das Bakterien und Keime weitgehend abweist.
Aber das weiß eigentlich jedes Kind, nicht wahr?“
    Sören
blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Aber nachdem auch
dieser Vorstoß ohne Folgen geblieben war, wagte sich Sören
noch einmal ein Stück vor. „Und was ist mit Infusionen?“
    „ Hä?“
Diesmal wirkte der Doktor nicht mehr erfreut.
    „ Na
ja, ich meine, der hat doch ganz schön viel Blut verloren. Wenn
sie jetzt noch an ihm herumschneiden, dann blutet er noch viel mehr.
Müsste man ihm dann nicht eine Infusion geben? Das ganze Zeug,
das rausgelaufen ist, muss ja auch wieder irgendwie ersetzt werden,
oder?“
    Sören
sah den Blick des Doktors und wusste genau: Jetzt war er in die
Scheiße gestiefelt. Oh nein, er war da nicht nur hinein
gestiefelt, er war sogar mit Anlauf hinein gesprungen. Mit beiden
Füßen. Und dann war er bis zum Hals in der Scheiße
versunken. Herr Doktor sah nämlich auf einmal ziemlich sauer
aus.
    „ Ach,
sie sind auch Arzt?“, fragte Herr Doktor. In seiner Stimme lag
etwas, das Sören für eine Sekunde mehr ängstigte, als
Ewalds ganzes Macho-Gehabe.
    „ Du
Affenfurz“, legte Ewald nach, „willst du vielleicht ein
bisschen Blut für den Berthold spenden? Ich kann gut fünf
Liter von dem Zeug aus dir rausholen. Was hältst du davon?“
    Sören
versuchte zu schlucken. Funktionierte nicht. Also krächzte er:
„Nix.“
    Ewald
ließ ein „Hähähä“ hören. Remo
stupste den Doktor mit der Maschinenpistole an. „Jetzt ist
aber gut. Wir bringen Berthold nach oben. Oh Mann, was ist denn mit
dem Typen aus Frankfurt los?“
    Dieser
wirkte ein ganzes Stück kleiner, als Sören ihn in
Erinnerung hatte. Wie Sören dann bemerkte, war der Typ aus
Frankfurt einige Zentimeter in die Knie gegangen.
    „ Der
Berthold ist schwer, Mann“, sagte der Schinken. „Der Typ
aus Frankfurt ist kein Gewichtheber. Der macht langsam schlapp.“
    „ Oh,
Mist.“ Remo schaute sich um. „Lös den mal einer
ab.“ Remo schaute sich weiter um. Sören sah den Blick in
seine Richtung schwenken, vertraute aber auf seine natürliche
Unauffälligkeit. Auf seine Fähigkeit, unverschuldet in
Schwierigkeiten zu geraten, konnte sich Sören jedoch eher
verlassen als auf seine Unauffälligkeit, denn plötzlich
pappte Remos Blick an ihm.
    „ He,
du Kasper! Du bist nicht zur Erholung hier. Du löst den Typen
aus Frankfurt ab. Und keine blöden Sprüche mehr, klar?
Ewald, du kommst auch mit. Detlev, du bleibst mit Jessy hier unten.
Passt auf die Tante und die Göre auf, bis wir wieder zurück
sind.“

11. Operationssaal

    Einige
Sekunden später war Sören – wieder einmal – in
der Hölle! Diese Art von Hölle kannte er allerdings noch
nicht. Das hatte nichts mit den Höllen zu tun, die er im
Kindergarten oder in der Schule erlebt hatte. Hier gab es zwar auch
fiese Typen, die ihn drangsalierten, doch es gab auch einige neue
Komponenten, die er in den anderen Höllen noch nicht kennen
gelernt hatte.
    Da
war beispielsweise Bertholds Gewicht, das Sören permanent zu
Boden ziehen wollte. Da war der Riese auf Bertholds anderer Seite,
den das Gewicht offenbar nicht weiter kümmerte – auch
wenn er dauernd über seine Bandscheibe klagte. Und dann war da
dieser Geruch nach Blut. Sören hatte noch nie zuvor Blut
gerochen – noch nicht einmal in der Küche, denn Mutti
Freya kochte ausschließlich vegetarisch. Sie fand es chic ,
einen Nahrungstick zu haben, mit dem sie sich bei ihren Freundinnen
in den Vordergrund spielen konnte.
    Jedenfalls
fürchtete Sören während der nächsten Minuten,
noch einmal kotzen zu müssen, entweder wegen der Anstrengung,
wegen des Gestanks oder wegen des Gedankens an Agnes Freyas
Kochkünste.
    Gemeinsam
mit dem Schinken schaffte er es aber, Berthold die Treppe hinauf in
das erste Stockwerk zu wuchten. Dort fanden sich die Männer
erneut in einem Treppenvorraum wieder. Dieser hier bot allerdings
nicht ganz so viel Platz wie der Raum im Erdgeschoss. Direkt
gegenüber der Treppe führte eine Doppelflügeltür
in ein großes Zimmer. Sören erkannte in diesem Zimmer
einen Schreibtisch mit einem Computermonitor, einer Tastatur und
allerlei Schreibutensilien. Links neben der Tür sah Sören
Regale. Es sah aus wie ein großes Arbeitszimmer oder ein Büro.
Rechts und links vom Treppenvorraum zweigten ebenfalls Türen
ab.
    „ Wo
lang?“, fragte Remo.
    Der
Doktor sah sich um und wirkte dabei

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