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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Schinken erstickte Ewalds Gegenwehr im Keim, indem er den
Neandertaler im Genick packte wie eine Miezekatze und noch ein Stück
weiter in den Hintergrund schob.
    „ Litzinger,
ich bin's wieder.“
    „ Winkelmann?
Meine Fresse, rede ich Swahili oder irgendeine andere Bantusprache?
Ich will mit dem Herrn Doktor von Brechtow reden, und zwar jetzt
gleich. Kapiert ihr Astronauten das nicht? Mann, mir geht es gehörig
auf den Geist, überhaupt an einem Freitagabend hier
herumzuhängen. Ich habe keinen Bock, auch noch das SEK
einzuschalten, um euch Intelligenzbestien da raus zu holen!“
    „ Äh,
aber der Doc kann gerade nicht.“
    „ Was
soll das heißen, der kann gerade nicht? Jetzt sag' mir nicht,
er hat irgendwas abgekriegt. Wenn das so ist, dann seid ihr alle
reif, das schwöre ich euch! Dann reiße ich jedem von euch
… wie viele seid ihr? Sieben? Oh Mist, die Glorreichen
Sieben! Dann reiße ich jedem Einzelnen von euch sieben
Strategen den Arsch höchstpersönlich auf!“
    Sören
registrierte mit Freude, wie Remo unter der Tirade des Polizisten
tatsächlich ein Stück weit vom Telefon zurückwich.
Doch dann fing er sich und giftete zurück: „Weißt
du, Litzinger, erstens hätte der Doc ganz sicher keinen Bock,
sich mit dir zu unterhalten. Das wäre ja ungefähr so, als
würde er mit einer abgelaufenen Parkuhr quatschen. Und zweitens
führt der er gerade eine Operation durch und darf nicht gestört
werden.“
    Am
Telefon herrschte einige Sekunden lang Stille. Dann fragte Hubert
sehr, sehr langsam: „Was macht der Doktor gerade?“
    „ Er
operiert“, antwortete Remo. „Der Mann ist Chirurg, schon
vergessen? Der macht gerade seinen Job und will nicht gestört
werden.“
    Erneut
ließ sich der Polizist viel Zeit mit seiner Erwiderung. Dann
sagte er: „Ihr erzählt ja nur Scheiße. Und ich
werde euch jetzt einmal erklären, woher ich das weiß.
Zuerst einmal: Herr Doktor von Brechtow ist Witwer. Seine Frau ist
schon vor gut fünf Jahren gestorben. Seine Kinder sind
erwachsen und wohnen schon lange nicht mehr hier. Nur sein kleiner
Enkel kommt ihn ab und zu besuchen. Außerdem operiert der Herr
Doktor schon seit gut zwanzig Jahren nicht mehr.“
    Nun
geriet Remo in Rage. „Da sind sie aber ganz falsch informiert,
Litzinger! Ich habe hier nämlich seine Frau und seine Tochter
als Geiseln. Der Doktor selbst führt gerade eine komplizierte
Operation durch. Außerdem haben wir noch einen anderen Typen
als Geisel genommen.“
    „ Der
Herr Doktor führt eine Operation durch? An wem denn?“
    „ Das
geht sie überhaupt nichts an! Und überhaupt … wie
kommen sie darauf, der würde nicht mehr operieren?“
    Sören
hörte deutlich, wie sich der Polizist die nächsten Worte
auf der Zunge zergehen ließ: „Herr Doktor von Brechtow
ist über achtzig Jahre als und hat Parkinson. Er hat Parkinson.
Weißt du, was das ist, Winkelmann? Der Herr Doktor zittert
dermaßen, dass er nicht einmal mehr ein Glas Wasser trinken
kann, ohne sich die Hälfte davon in den Ausschnitt zu kippen.“
    „ Was?“
    „ Parkinson,
Winkelmann! Parkinson. Das ist ein englischer Name für eine
Nervenkrankheit. Kannte man wohl nicht in der DDR, nehme ich an. Bei
euch nannte man das wohl den Gromek-Tremor oder das Honecker-Beben.
Außerdem ist Herr Doktor von Brechtow so gut wie blind. Der
trägt eine Brille, die man ohne Weiteres als Teleskop bei der
Sternwarte einsetzen könnte. Glaub mir, Winkelmann, der
operiert niemanden mehr. Der schafft es nicht einmal mehr, eine
Weihnachtsgans zu tranchieren.“
    Remos
Gesichtsfarbe verabschiedete sich mit einem Schlag. Detlev ließ
ein leises „O Scheiße“ hören – und
selbst Ewald wirkte in diesem Augenblick ordentlich schockiert.
Sören stellte sich dabei nur eine Frage. Und bevor er die Frage
zu Ende gedacht hatte, sprach Remo sie auch schon laut aus:
    „ Aber
… aber … wer ist dann der Typ, der da oben den
Berthold operiert?“

16. Schlachthaus

    Für
Remo hatte sich die gesamte Geschichte bereits vor einiger Zeit in
einen Albtraum verwandelt. Und immer, wenn Remo glaubte, er habe den
Höhepunkt des Albtraums erlebt, da legte das verdammte Ding
Kohlen nach und schob etwas noch Schlimmeres hinterher.
    Gerade
in diesem Augenblick erlebte Remo erneut eine dieser Situationen.
Hatte er tatsächlich geglaubt, es gehe nach Litzingers Anruf
nicht mehr schlimmer? Hatte er wirklich angenommen, die Aussicht auf
einen Gefängnisaufenthalt von unbestimmter Zeit sei nicht mehr
zu toppen?
    Ja,
hatte

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