Menschliche Einzelteile (German Edition)
Sekunde schneller geschaltet und
seine Glock 17 bereits in Anschlag gebracht.
„ Was
bist du für ein Typ?“, fragte Remo. „Wo ist der
richtige Doktor?“
Der
Mann verschenkte ein weiteres Grinsen. „Ist doch völlig
egal, wer ich bin. Sagen wir einfach, ich bin ein Mann, der hier
einen Job erledigt. Ihr seid mir dabei in die Quere gekommen. Aber
ich mache euch einen Vorschlag: Wenn ihr ganz schnell das Zaubern
lernt und euch ganz weit weg zaubert, dann mache ich meinen Job hier
zu Ende und euch passiert nichts. Na, wie wäre das?“
Remo
schüttelte den Kopf. „Die Bullen stehen vor der Tür,
Mann!“
„ Ich
weiß. Du meinst diese Dorfsheriffs, die da unten bei ihren
beiden Streifenwagen stehen und schon ganz nervös an den
Sicherungsflügeln ihrer Dienstpistolen herumspielen. Mit denen
werde ich einen Haufen Spaß haben.“
„ Du
kapierst das nicht, oder? Wir haben drei Geiseln. Deswegen werde ich
jetzt nach unten gehen und mit den Bullen verhandeln. Wir lassen uns
eine Limousine zum Flughafen kommen, steigen in ein Flugzeug und
hauen ab in die Karibik. Oder sonst wohin. Aber du … für
dich habe ich in meinem Flugzeug kein Ticket reserviert. Du kannst
dann den Bullen gerne diese Schweinerei hier erklären.“
Der
Killer bewahrte seine Gelassenheit. „Du willst abhauen und
diese Dorfbullen auf mich hetzen? Tatsächlich? Dann sag mir
Eines: Wie kommst du eigentlich darauf, die könnten mir etwas
anhaben?“
„ Ganz
einfach“, antwortete Remo, „die haben Kanonen und du
hast gar nichts.“
„ Gar
nichts?“ Der Typ schüttelte den Kopf. „Stimmt nicht
ganz. Schau dir mal die ganzen Messer auf dem Tisch an.“
Remo
folgte der Aufforderung nur mit Widerwillen. Sämtliche Messer
und Bestecke sahen aus, als hätten sie über Nacht im
Blutbad gelegen.
„ Fällt
dir nichts auf?“
Remo
schüttelte den Kopf. „Nee. Was soll denn da sein?“
„ Na“,
lachte der Killer, „da fehlen einige.“ Dann wischte sein
rechter Arm mit einem Ruck nach unten. Remo ließ seinen Blick
gerade vom Tisch zurück zu dem Killer wandern und bekam die
Bewegung nur am Rande mit. Hätte der Typ aus Frankfurt nicht
plötzlich einen Schritt nach hinten gemacht, die Waffe
hochgerissen und ein Loch in die Decke geschossen, dann hätte
Remo glatt angenommen, er habe sich die Bewegung nur eingebildet.
Das Küchenmesser, das bis zum Heft im Bauch des Typen aus
Frankfurt steckte, bildete sich Remo jedoch nicht ein.
Diesmal
reagierte Remo zwar nicht bewusst, sondern eher instinktiv –
doch nichtsdestotrotz vorbildlich: Er krümmte seinen Finger um
den Abzug seiner MP und feuerte eine Salve in Richtung des Killers.
Dieser schaffte es, unter dem Feuerstoß hinweg zu tauchen und
sich durch die Tür in den Nebenraum zu werfen. Remo fackelte
nicht lange und setzte dem Killer nach.
Er
erreichte die Tür und fand sich einen Schritt später in
einem Badezimmer wieder. Hier mischte sich der Duft nach Duschgel
und Deospray unter den Schlachthausgeruch. Auf der gegenüber
liegenden Seite des Badezimmers konnte Remo durch eine zweite Tür
in ein weiteres Zimmer blicken. Soweit er erkennen konnte, handelte
es sich um das Spiegelbild des Zimmers, in dem Bertholds Einzelteile
lagen, auf der anderen Seite des Hauses. Dort erhaschte er auch noch
einen Blick auf den Flüchtenden.
Remo
wollte gerade das Feuer auf den Killer eröffnen, als dieser
sich nach links wandte und plötzlich senkrecht nach unten
verschwand. Remo setzte noch einmal nach, bremste an der Tür
aber ab.
In
diesem Zimmer gab es eine Hintertreppe!
Remo
überlegte. Sollte er den Killer verfolgen? Sollte er das Risiko
eingehen, diese Treppe hinunter zu stürmen? Wusste er, was ihn
unten erwartete? Und was, wenn der Killer ihm dort eine Falle
stellte?
Remo
konnte alle Fragen mit „Nein!“ beantworten – sogar
die letzte. Dort passte das „Nein!“ zwar nicht zur
Fragestellung, doch Remo wollte nicht päpstlicher sein als der
Papst.
Er
brach die Verfolgung ab, machte kehrt und stürmte durch das Bad
zurück in den Operationssaal. Dort saß der Typ aus
Frankfurt auf dem Boden und fingerte vorsichtig an dem Messer herum,
das in seinem Bauch steckte.
Remo
fackelte nicht lange. Er riss den Typen aus Frankfurt auf die Beine.
„Los, runter!“ Dann ging es im gestreckten Galopp über
die Haupttreppe zurück ins Erdgeschoss.
17. Heißer Moment in kalter Küche
Im
Erdgeschoss verliefen die Minuten, nachdem Remo und der Typ aus
Frankfurt verschwunden waren, zunächst sehr
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