Menschliche Einzelteile (German Edition)
gefragt, weswegen sich der
Eisenonkel so sehr aufregte. Das war doch nur irgendein blöder
Horrorfilm. „Menschliche Einzelteile“ - ein
italienischer Exploitationfilm aus den Siebzigern. Von Lucio Fulci.
Oder von Dario Argento, soweit Sören sich erinnerte.
Bevor
er den Gedanken hatte vertiefen können, war der Eisenonkel mit
zwei schnellen Schritten herangekommen. Sören hatte für
einen Moment geglaubt, er bekomme nun eins in die Fresse, doch
stattdessen hatte sich Onkel Wotan nur die DVD-Hülle geschnappt
und gesagt: „Die kommt jetzt weg!“
Dann
war er abgedampft und hatte Sören mit der Plastiktüte auf
dem Tisch und der DVD auf dem Boden zurückgelassen. Sören
wollte gerade die Silberscheibe vom Boden aufklauben, als Tante Evy
zurück ins Wohnzimmer geschwebt war. Als Sören Evys Figur
gesehen hatte, die sich unter dem weißen Dress abzeichnete,
hatte er die DVD augenblicklich vergessen und stattdessen überlegt,
wie er die Geschichte mit der Keilerei in der Sektbar doch noch
gedreht bekam.
Als
dann jedoch plötzlich ein Typ mit einer Strumpfmaske über
dem Kopf und einer Maschinenpistole in der Hand durch die Verandatür
gestürmt war, hatte Sören das Nachdenken sofort
eingestellt.
„ So,
Ihr Arschlöcher, jetzt geht hier die Post ab!“, hatte die
Gestalt gesagt. Und von diesem Augenblick an war so ziemlich alles
schief gegangen, was nur schiefgehen konnte.
4. Sonder-Bar
Wie
jeder Stratege weiß, ist ein Schlachtplan keinen Pfifferling
mehr wert, nachdem der erste Schuss gefallen ist. Genau so erging es
auch dem Schlachtplan, den Berthold ausgearbeitet hatte – und
dafür musste noch nicht einmal geschossen werden.
Die
Planung hatte an einem Freitagabend begonnen.
Remo
Winkelmann wollte die Woche ausklingen lassen und mit seinen
Kumpanen ordentlich einen draufmachen. Tüchtig saufen,
Rammstein hören, ein bisschen Pogo tanzen, mit Heino einen
paffen und vielleicht auch eine Runde Fratzengeballer –
kurzum: Alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Bertholds
Kneipe zu bieten hatte.
Bertholds
Kneipe: Eigentlich trug die Kneipe den Namen „Sonder-Bar“.
Eröffnet hatte sie ein gewisser Lothar Flettner oder Flättner
– die Schreibweise wusste niemand mehr so genau. Es
interessierte auch niemanden, denn Berthold betreute die Kneipe von
der ersten Stunde an. Als Wirt vom Dienst drückte er ihr seinen
persönlichen Stempel auf, während Lothar den Gästen
gegenüber kaum in Erscheinung trat. Einige wenige Stammgäste
wussten allerdings von einem sportlichen Blondling zu berichten, der
sich hinter der Theke herumgedrückt und kaum ein Wort
gesprochen hatte. Irgendwann war der Blondling auf Nimmerwiedersehen
verschwunden. Angeblich hatte er sich beim Bodybuilding die Leber
ruiniert und in Frankfurt krumme Geschäfte mit der russischen
Organhändlermafia gemacht. Die hatte ihm zwei ziemlich
durchgeknallte Killer auf den Hals geschickt, hieß es. Doch
niemand wusste etwas Genaues.
Seither
dümpelte die Kneipe vor sich hin und Berthold führte das
Regiment. Wer hätte es sonst auch tun sollen? Es war ja niemand
da. Außerdem bekam Berthold Lothars Unterschrift ziemlich gut
hin und konnte so den Betrieb am Laufen halten. Und so lange es
Gäste gab und der Rubel rollte, ging das auch in Ordnung.
Remo
fühlte sich bei Berthold wohl. Allerdings konnte Remo nicht
sonderlich viele Rubel rollen lassen, weil in seinem Portmonee
ständig Ebbe herrschte. Deswegen hatte er sich zu Hause bereits
einige Dosen Bier in den Rachen laufen lassen, um es in der Kneipe
nicht zu teuer werden zu lassen.
An
diesem Abend wollte sich Remo neben dem Suff auch noch etwas
Abwechslung vom Blümchensex mit Jessy verschaffen. Dieses Thema
begrub er jedoch schon bald nach seinem Eintreffen, denn das Alter
der anwesenden Damen besaß keine Kompatibilität mit Remos
33 Jahren. Entweder hatten die Damen dieses Alter bei Weitem noch
nicht erreicht oder bereits deutlich überschritten – und
Remo zählte sich weder zu den Pädo- noch zu den
Nekrophilen. Zumindest nicht im halbwegs nüchternen Zustand.
Also
widmete sich Remo dem Alkohol und wartete ab, bis die Uhrzeiger auf
1 Uhr am Morgen vorrückten. Zu dieser Zeit schlossen alle
anderen Kneipen in Pfalzenberg. Dann tauchten die dort beschäftigten
Bardamen und Kellnerinnen nach und nach bei Berthold auf, um noch
einen Absacker zu nehmen. Vielleicht befand sich darunter eine
willige Frau in den Dreißigern, bei der Remo sein Rohr
verlegen konnte. Bis dahin musste sich Remo
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