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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ordentlich besaufen,
denn das Aussehen der pfalzenberger Bardamen und Kellnerinnen
eignete sich bestenfalls zum Abschrecken von Eiern oder dem
Traumatisieren kleiner Kinder. Daher setzte der Sex mit einer dieser
Damen eine Absenkung der Schmerzgrenze voraus.
    Hochprozentiges,
um diese Absenkung zu beschleunigen, konnte sich Remo von seinem
Hilfsarbeiterlohn nicht leisten, also blieb er beim Bier, das er mit
Entschlossenheit zu sich nahm.
    Zu
Remos Überraschung leerte sich die Kneipe kurz nach
Mitternacht. Alle Gäste verschwanden nach und nach, nachdem
Berthold einige Worte mit ihnen gewechselt hatte. Zurück
blieben nur Remos Saufkumpane, Detlev Koschinsky, Ewald Kleiber und
Heino Bock.
    An
den vergangenen Wochenenden – und an so manchen Tagen unter
der Woche – hatte Remo mit Berthold und diesen drei Jungs
zusammengesessen und über die Ungerechtigkeit in der Welt
philosophiert. Dafür bot diese Gruppe den idealen Hintergrund,
denn alle hatten ihre liebe Mühe mit der menschlichen
Gesellschaft.
    An
diesem Abend gab sich Berthold besonders geheimnisvoll. Hinter den
letzten Gästen drehte er den Schlüssel im Schloss. Als er
dann hinter die Theke zu seinem Stammplatz am Zapfhahn zurückkehrte,
machte er unterwegs kurz bei Ewald Halt, der – wie üblich
– ein Stück abseits saß. Ewald schnappte sein Bier
und drängelte sich zwischen die anderen an der Theke. Dies
schaffte er nicht, ohne genau drei Provokationen loszuwerden –
für jeden Anwesenden eine. Remo erwiderte die Anmache mit einem
blöden Spruch, Detlev verglich sie mit einer Szene aus einem
Kung-Fu-Film und Heino kapierte – wie üblich –
überhaupt nichts. Alle kannten Ewald und dessen Hang zur
Aggression. Deswegen hielt es niemand für notwendig, auf seine
Anmache einzusteigen.
    Berthold
machte es sich unterdessen auf seinem Barhocker hinter der Theke
bequem und warf einen Blick in die Runde. Dann sagte er: „Also,
Leute, wir haben heute etwas zu besprechen.“
    Alle
starrten Berthold an, wie ein Kinopublikum, das auf die Aufführung
des Hauptfilms wartete. Nur Remo schüttelte den Kopf. „Das
kannste vergessen, Berthold. Ich bin viel zu besoffen, um noch was
zu besprechen. Komm, schließ den Laden wieder auf und lass die
Miezen rein.“
    Berthold
schüttelte seinen Kopf. „Nee, ich glaube nicht, dass du
zu besoffen bist, um etwas zu besprechen.“
    Remo
schnappte seinen Bierdeckel und deutete auf den Gartenzaun von
Strichen, die Berthold mit Kugelschreiber auf den Rand des Deckels
gekrakelt hatte und von denen jeder ein großes Bier markierte.
    „ Und
was ist das hier? Hab' ich alles in mich rein geschüttet. Ich
bin also stinkbesoffen.“
    Berthold
schüttelte erneut seinen Kopf. „Nee, glaube ich nicht.“
    Remo
zählte nach. „Hier, das sind zehn ... elf große
Bier. Also, wenn ich jetzt nicht besoffen bin, was dann?“
    Abgesehen
davon überlegte Remo gerade, wie er die elf Bier bezahlen
sollte. Daran hatte er während des Trinkens überhaupt
keinen Gedanken verschwendet.
    Berthold
schüttelte schon wieder seinen Kopf. „Nee, glaube ich
nicht.“
    Ewald
ließ seine Faust auf die Theke donnern. „Ja Scheiße
nochmal, hört ihr jetzt mal mit diesem blöden Mist auf,
oder was? Andauernd hin und her – 'ich bin besoffen' –
'nee' – 'doch' – 'bäääh' - wie die
Kinder, echt.“
    „ Ja,
finde ich auch“, sagte Remo. „Bei dem, was ich hier
gesoffen habe, muss ich ganz einfach besoffen sein. Das waren jetzt
… Moment … ein Bier hat Null Komma vier Liter, also
viertausend, äh, hundert … dann sind elf … nee,
sagen wir erstmal zehn … also, das sind schon ein paar …
äh … das ist eine ganze Menge Bier.“
    Berthold
nickte. „Stimmt genau. Das ist eine ganze Menge Bier. Und
alles alkoholfrei.“
    „ Wah?“
    „ Alkoholfrei.
Wir haben heute etwas zu besprechen. Glaubst du, da lasse ich zu,
dass du dich abfüllst?“
    Remo
starrte Berthold noch einige Sekunden lang an. Dann schnappte er
sich sein Glas und roch daran. „Scheiße, Mann. Du willst
mich jetzt verarschen, oder?“
    Berthold
schüttelte seinen Kopf. „Nee, glaube ich nicht.“
    Dann
ging Ewald hoch wie eine Feuerwerksrakete. Bevor jemand reagieren
konnte, war er schon von seinem Barhocker in die Höhe
geschnellt und halb über die Theke geklettert.
    „ Moment
mal! Soll das heißen, du hast mir auch diese alkoholfreie
Pisse angedreht?“
    Berthold
zögerte keine Sekunde. Er winkte ab und sagte: „Nein,
Ewald, dir nicht.“
    „ Dann
ist ja gut.“ Ewald

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