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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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diesen Ossi und die Freaks, mit denen er sich umgab,
endlich aus dem Verkehr zu ziehen. Dennoch konnte er eine Pflaume
wie Göbel nicht ungeschoren davonkommen lassen.
    „ Mann,
Göbel, sie bringen mich noch um den Verstand! Gab es in den
vergangenen Monaten eigentlich einen Tag, an dem sie keine Scheiße
gebaut haben? Alleine wegen dieser bescheuerten E-Mails, die sie im
Büro herumschicken und in denen sie allen möglichen
Kollegen ein Disziplinarverfahren androhen, sollte ich ihnen ein
Disziplinarverfahren anhängen. Und was machen sie jetzt? Sie
ballern blindlings auf einen Verdächtigen – und dann auch
noch auf den Falschen! Haben sie ihn wenigstens getroffen?“
    Göbel
zuckte mit den Schultern und schaute von oben auf Hubert herab.
Hubert hätte es lieber gesehen, wenn Göbel zu ihm
aufgeblickt hätte, doch das war bei einem zwei Meter hohen
Klappergestell wie Göbel nun einmal nicht möglich.
Außerdem hätte Hubert dann auf Göbels Glatze
herunter schauen müssen. Glatze und Vollbart – ohnehin
eine katastrophale Kombination, die Göbel seinem Kopf verpasst
hatte. Hubert überlegte, ob er möglicherweise alleine
daraus einen Grund für ein Disziplinarverfahren stricken
konnte.
    Göbel
schüttelte unterdessen den Kopf. „Nein, Chef. Ich glaube,
ich habe ihn verfehlt. Ich habe genau nach Dienstvorschrift
gehandelt und auf die Beine gezielt. Die Kugel ist dann über
der Tür eingeschlagen, soweit ich es mitbekommen habe.“
    Hubert
wandte sich kopfschüttelnd ab. „Mann, Göbel, Sie
machen mich wirklich fertig. Ihr erster Schuss auf einen
Verdächtigen – und Sie lochen eine Fahrkarte. Wirklich
ganz ausgezeichnet. Und jetzt geht der Tanz für sie erst los.
Zuerst der Polizeiseelsorger, dann Gesprächstherapie und am
Ende werden sie nie wieder bumsen. Nie wieder. Wissen sie, ich lasse
das mit dem Diszi mal sein. Sie sind nämlich schon gestraft
genug. So, und jetzt gehen sie wieder hinter den Autos in Deckung.
Und stecken sie Ihre Dienstwaffe weg. Am Ende treffen sie beim
nächsten Schuss doch noch jemanden. Dann fällt Ihnen der
Schwanz komplett ab.“
    Göbel
verzog sich wieder hinter die Polizeiwagen. Dabei ließ er den
Kopf weit genug hängen, um mit dem Kinn eine Furche in den
Boden zu pflügen.
    Einen
Augenblick später knallte im Haus ein einzelner Schuss.
    „ Was
war das denn?“, murmelte Hubert und zog sein Telefon hervor.
Eigentlich wollte er warten, bis Müller Zwo wieder von der
Bierbeschaffung zurück war, doch dieser einzelne Schuss hatte
nun Vorrang. Vielleicht hatten die Knallköpfe da drin eine
Geisel erledigt – dann hätte Hubert ein Problem weniger
gehabt.
    Er
zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und drückte die Taste für
Wahlwiederholung. Zu seiner Überraschung hörte er Sekunden
später ein Besetztzeichen.
    „ Besetzt?
Verdammte Scheiße, was soll das denn jetzt? Mit wem quatschen
die?“
    „ Vielleicht
ruft der Winkelmann schon mal seinen Anwalt an“, sagte einer
der Polizisten.
    Hubert
schüttelte den Kopf. „Nee nee. Nicht der Winkelmann.
Erstens kann sich dieser Hungerleider keinen Anwalt leisten und
zweitens kann er einen Rechtsanwalt nicht von einem Rechtsradikalen
unterscheiden. Nein, da läuft etwas anderes. Ich frage mich nur
…“
    „ He,
Chef, hören sie mal!“, rief Göbel in diesem Moment
aus. „Was ist das denn?“
    Hubert
horchte auf. „Hä? Was meinen sie? Pfeifen Ihnen immer
noch die Ohren von Ihrer Schießerei, oder was?“
    „ Nein,
Chef. Hören Sie doch mal! Das kommt näher.“

32. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

    Unterdessen
ging im Wohnzimmer wieder das Licht an. Jessy hatte unter
Heinz-Marias Führung den Schalter für die Innenbeleuchtung
einer Vitrine gefunden. Die Funzeln tauchten das Wohnzimmer zwar nur
in Zwielicht, doch wenigstens lief man nicht mehr Gefahr, über
alle möglichen Sachen zu stolpern. Allerdings sahen alle wegen
der Schlagschatten aus, als seien sie geradewegs einem Gruselfilm
entsprungen.
    Zu
Sörens Überraschung verloren die Gangster kein einziges
Wort mehr über den Eisenonkel und dessen geplanten Besuch.
Sören hatte zwar versucht, das Thema noch einmal zur Sprache zu
bringen, doch die Gangster hatten ihn einfach ignoriert – wie
üblich.
    Stattdessen
war die Diskussion wieder an genau dem Punkt entgeflammt, an den sie
vom Anruf des Eisenonkels unterbrochen worden war.
    „ Und
ich sage, jetzt ist Schluss mit diesem Blödsinn“,
schwadronierte Ewald gerade. „Ich lasse mich hier doch nicht
länger zum Affen

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