Menschliche Einzelteile (German Edition)
ins Wohnzimmer.
„Wäre ich eine von diesen hässlichen Bardamen aus
Pfalzenberg, dann würde er mich wahrscheinlich mit einer Knarre
in der Hand auf einem Billardtisch bumsen“, murmelte sie
dabei.
Zu
Sörens Überraschung antwortete Remo darauf: „Verdammt,
wie hast du das denn rausgekriegt?“
Jessy
zeigte Remo einen Stinkefinger, ohne sich zu ihm umzudrehen.
„ Was
ist denn hier los? Dunkel wie im Bärenarsch. Was soll der
Blödsinn?“ Ewald natürlich – wer auch sonst?
„ Dieser
kleine Vollidiot hat mit seinem Schlappen die Lampe von der Decke
gefeuert“, antwortete der Schinken.
„ Kleiner
Vollidiot?“, fragte Remo. Sören konnte sein Gesicht zwar
nicht sehen, doch er konnte sich Remos Miene bestens vorstellen.
„ Ja,
der Enkel vom Doc“, sagte der Schinken. „Dieses
langhaarige Arschloch auf der Couch, das ist nämlich gar keine
Tussi, sondern ein Kerl.“
Remos
Silhouette zeichnete sich gegen das Licht im Treppenvorraum ab.
„Echt jetzt? Na prima, dann wissen wir wenigstens
einigermaßen, wer hier wer ist.“
„ Und,
wie ist es gelaufen?“, fragte der Schinken. „Habt ihr
diese beiden Dreckschweine erwischt?“
„ Nee.“
Remo ließ sich neben Sören auf die Couch plumpsen. „Wir
haben gar nichts erwischt. Im Gegenteil – die haben uns ganz
schön den Arsch versohlt. Max hat sich auf dem Dachboden
verschanzt und Margit hat den Detlev erledigt. Dann haben uns die
beiden ins Kreuzfeuer genommen.“
Sören
gestattete sich ein dreckiges Lachen – aber nur in Gedanken.
Da hatte es also einen dieser Gangster erwischt. Prima, so konnte es
ruhig weitergehen. Obwohl …
Sören
würgte das Lachen ab. Nein, so sollte das besser nicht
weitergehen. Ansonsten würden nur er, Heinz-Maria, Max und
Margit übrig bleiben. Das wäre nicht so gut. Mit etwas
Glück würden sich die beiden Killer zuerst über den
Kleinen hermachen, um irgendwelche Informationen aus ihm
herauszufoltern, doch am Ende würde Sören ziemlich
bestialisch dran glauben müssen. Nein, das war nicht gut. Aber
was, zum Donnerwetter, war denn nun gut? Wie sollte es denn nun
weitergehen?
Ewald
setzte dem Gedankengang zunächst einmal ein Ende, indem er
keifte: „Ins Kreuzfeuer genommen? Ins Kreuzfeuer genommen? So
ein Quatsch! Die Alte hat einen einzigen Schuss abgefeuert, mehr
nicht. Dann hast du dir die Hosen vollgekackt und bist stiften
gegangen!“
Remo
schoss sofort zurück: „Ja nun, hätten wir uns
vielleicht von hinten abknallen lassen sollen?“
So
drehten sich die beiden in ein Streitgespräch über die
Frage, ob der Rückzug nun hatte sein müssen oder nicht.
Sören konnte die Argumente beider Seiten bis zu einem gewissen
Punkt nachvollziehen. Dann drängte sich allerdings der Vorwurf
in den Vordergrund, Remo könne nicht bis drei zählen. Die
Erklärung hierfür, die Ewald darzulegen versuchte, brachte
das Gespräch an die Grenze des für Sören
Verständlichen. Als Remo dann auch noch versuchte, seinen
Standpunkt darzulegen und dabei zu dem Schluss kam, die Zahl Zwei
könne vor dem gegebenen Hintergrund und unter Berücksichtigung
der mathematisch-taktischen Überlegungen getrost mit der Zahl
Drei gleich gesetzt werden, glitt der Streit endgültig in eine
für Sören nicht mehr zugängliche Sphäre ab.
Erst
als Ewald lautstark forderte, den Angriff mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln – inklusive Schinken, Jessy und Typ aus
Frankfurt – fortzusetzen, klinkte sich Sören wieder in
das Gespräch ein. Sollte sich etwa eine Fluchtmöglichkeit
ergeben, wenn alle Gangster damit beschäftigt waren, sich von
den Killern ermorden zu lassen?
Diesmal
stand Ewald jedoch auf verlorenem Posten. Selbst der Schinken winkte
ab. „Vergiss es, Mann. Die Bude hier ist einfach zu
verwinkelt. Diese beiden Killer könnten sich überall
verstecken und uns in den Rücken fallen. Und wenn dann auch
noch die Bullen den Laden stürmen, ist der Ofen ganz aus.“
„ Nun,
ich glaube, die sind unsere einzige Chance“, sagte Remo. „Ich
sollte mal den Litzinger anrufen. So, wie der sich das vorstellt,
wird das nix.“
Jessy
mischte sich ein: „Und was willst du ihm sagen? Dass er
reinkommen soll, oder was?“
„ Nee.“
Remo schüttelte den Kopf. „Ich ziehe jetzt die Nummer mit
den Geiseln knallhart durch. Das hätten wir von Anfang an
machen sollen, anstatt uns mit diesen Verrückten da oben
anzulegen.“
Remo
schaute sich um und klopfte seine Taschen ab.
„ Äh,
hat irgendjemand von euch noch die Telefonnummer vom
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