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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Watzlawick
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Achtuhrvorlesungen aufzustehen. Was immer sie auch versuchte,
sie brachte es einfach nicht fertig, vor zehn Uhr in der Universität
zu sein. Ihr Therapeut erklärte ihr, dass es für dieses Problem eine
recht einfache, aber unangenehme Lösung gebe und dass er sicher
sei, dass sie auf diese Lösung nicht eingehen werde. Dies veranlasste das Mädchen (das um seine unmittelbare Zukunft sehr
besorgt war und bereits zureichendes Vertrauen zum Therapeuten gefasst hatte), zu versprechen, dass sie mit jeder Lösung einverstanden sei und das Nötige tun werde. Der Therapeut verschrieb ihr darauf folgendes Verhalten: Sie hatte ihren Wecker auf
sieben Uhr zu stellen. Wenn er am folgenden Morgen ablief,
würde sie sich vor zwei Alternativen finden: Sie konnte entweder
aufstehen, frühstücken und um acht Uhr in der Vorlesung sein -
womit die Sache für sie erledigt war -, oder sie konnte, wie üblich,
liegen bleiben. In diesem Fall durfte sie aber nicht, wie gewohnt,
kurz vor zehn aufstehen, sondern sie hatte den Wecker auf elf
Uhr zu stellen und an diesem und dem folgenden Morgen im Bett
zu bleiben, bis er ablief. Während dieser Zeit durfte sie weder
lesen, schreiben, Radio hören oder irgendetwas anderes tun als
schlafen bzw. wach im Bett liegen. Am Abend des zweiten Tages
musste sie den Wecker wieder auf sieben Uhr stellen, und wenn
sie am folgenden Morgen beim Läuten wieder nicht aufstehen
konnte, musste sie an diesem und dem nächsten Morgen abermals
bis elf Uhr liegen bleiben usw. Die Studentin war über die scheinbare Annehmlichkeit dieser therapeutischen Anordnung sehr
erfreut. Als sie aber zu ihrer nächsten Sitzung kam, berichtete sie, dass sie am ersten Morgen, wie gewöhnlich, unfähig gewesen war,
rechtzeitig aufzustehen, und daher bis um elf im Bett geblieben
war. Diese erzwungene Bettruhe (und besonders die Zeit von
zehn bis elf) war aber fast unerträglich langweilig gewesen. Der
zweite Morgen war dann noch schlimmer; sie hatte nicht eine
Minute länger als bis sieben Uhr schlafen können, obwohl der
Wecker natürlich erst um elf Uhr ablief. Von da an besuchte sie
ihre Morgenvorlesungen, und erst dann wurde es möglich, die
Gründe zu explorieren, die ein Scheitern an der Universität für
sie scheinbar notwendig machten.

    Beispiel 6: Die gemeinsame Psychotherapie einer Familie
(bestehend aus den Eltern und zwei Töchtern im Alter von siebzehn und fünfzehn Jahren) hatte einen Punkt erreicht, an dem ein
langjähriger Beziehungskonflikt der Eltern sich abzuzeichnen
begann. Gleichzeitig ergab sich eine sehr auffällige Änderung im
Verhalten der älteren Tochter. Sie wurde streitsüchtig und störte
ganz allgemein den Verlauf der Sitzungen dadurch, dass sie
sprunghaft die Gesprächsthemen zu wechseln und die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen versuchte. Alle Bemühungen des
Vaters, sie zur Ordnung zu rufen, blieben erfolglos, und sie teilte
dem Therapeuten mit, dass sie in keiner Weise mehr zu den Sitzungen beitragen werde. Der Therapeut erwiderte, dass ihre Nervosität verständlich sei und einen wertvollen Gradmesser für den
erfolgreichen Verlauf der Behandlung darstelle; er wünsche deshalb, dass sie die Sitzungen so oft unterbreche und störe, wie sie
es für notwendig halte. Durch diese Aufforderung versetzte er sie
in eine unhaltbare Lage: Wenn sie den Verlauf der Therapie weiterhin störte, so trug sie zum Erfolg der Behandlung bei - was
nicht zu tun sie fest entschlossen war. Dies machte es aber nötig,
vor allem die Aufforderung des Therapeuten nicht zu befolgen.
Die Aufforderung konnte aber nur dadurch nicht befolgt werden, dass sie ihr störendes Verhalten einstellte, wodurch der
ungestörte Verlauf der Sitzungen möglich wurde.
    Sie hätte sich natürlich weigern können, überhaupt zu den
Sitzungen zu kommen, doch der Therapeut hatte ihr diesen Ausweg durch die Bemerkung verlegt, dass das abwesende Familienmitglied immer zum ausschließlichen Gesprächsthema der
Familie werde - eine Aussicht, von der er wusste, dass sie für sie
unerträglich war.

    Beispiel 7: Ein trinkender Ehepartner unterhält mit dem anderen Partner meist eine sehr stereotype Beziehungsstruktur. Der
Einfachheit halber sei im Folgenden angenommen, dass der Gatte
der Trinker ist, obwohl die Rollen ohne größere Veränderung der
Gesamtkonfiguration vertauscht werden könnten.
    Vom Standpunkt ihrer Kommunikationen liegt die Hauptschwierigkeit gewöhnlich in der

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