Menschliche Kommunikation
Beispiele zu verwenden - den Kühlschrank öffne und meine Katze herbeikommt, sich an meine Beine schmiegt und miaut, so bedeutet das nicht: «Ich will Milch!» (wie es ein Mensch ausdrücken würde), sondern appelliert an eine ganz bestimmte Beziehungsform zwischen ihr und mir, nämlich: «Sei meine Mutter!», da dieses Verhalten nur zwischen Jungtieren und ihren Eltern, aber nicht zwischen erwachsenen Tieren vorkommt. Tierbesitzer sind oft überzeugt, dass ihre Tiere die menschliche Sprache «verstehen». Was das Tier versteht, ist offensichtlich nicht die Bedeutung der Worte, sondern die zahlreichen Analogiekommunikationen, die im Ton der Sprache und der sie begleitenden Gestik enthalten sind. Überall, wo die Beziehung zum zentralen Thema der Kommunikation wird, erweist sich die digitale Kommunikation als fast bedeutungslos. Das ist nicht nur, wie wir eben sahen, zwischen Mensch und Tier der Fall, sondern in zahllosen Situationen des menschlichen Lebens, z. B. in Liebesbeziehungen, Empathie, Feindschaft, Sorge und vor allem im Umgang mit sehr kleinen Kindern oder schwer gestörten Patienten. Kindern, Narren und Tieren wird ja seit alters eine besondere Intuition für die Aufrichtigkeit oder Falschheit menschlicher Haltungen zugeschrieben; denn es ist leicht, etwas mit Worten zu beteuern, aber schwer, eine Unaufrichtigkeit auch analogisch glaubhaft zu kommunizieren. Eine Geste oder eine Miene sagt uns mehr darüber, wie ein anderer über uns denkt, als hundert Worte.'
Wenn wir uns nun erinnern, dass jede Kommunikation einen
Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat, so wird deutlich, dass
die digitalen und die analogen Kommunikationsweisen nicht nur
nebeneinander bestehen, sondern sich in jeder Mitteilung gegenseitig ergänzen. Wir dürfen ferner vermuten, dass der Inhaltsaspekt digital übermittelt wird, der Beziehungsaspekt dagegen vorwiegend analoger Natur ist.
2.54 In diesem Sachverhalt liegt die pragmatische Bedeutung
gewisser Unterschiede zwischen den beiden Modalitäten, die wir
jetzt näher untersuchen wollen. Zu diesem Zweck ist es notwendig, nochmals auf diese Modalitäten in künstlichen Kommunikationssystemen zurückzugreifen.
Die Leistung, Genauigkeit und Vielseitigkeit der beiden Arten
von Elektronenrechnern - den digitalen und den analogen - sind
sehr verschieden. Die von den Analogierechnern anstelle der
wirklichen Größen verwendeten Analogien können nie mehr als
Annäherungswerte sein, und die dadurch verursachten Ungenauigkeiten werden im Laufe der Rechenoperation meist noch vergrößert. Zahnräder, Getriebe und andere Übertragungen können
niemals fehlerlos funktionieren, und selbst jene Rechner, die
heutzutage ausschließlich mit elektrischen Strömen, Widerständen, Rheostaten und dergleichen arbeiten, unterliegen praktisch
unkontrollierbaren Schwankungen. Vom Digitalrechner ließe
sich andererseits sagen, dass er mit perfekter Genauigkeit arbeitete, wenn in ihm der Raum für die Speicherung von Zahlen nicht
unweigerlich beschränkt wäre, sodass es notwendig wird, jene
Zahlen auf- oder abzurunden, deren Stellenwert den für die Zahlenspeicherung verfügbaren Raum überschreitet. Wer mit einem
Rechenschieber (dem klassischen Beispiel eines Analogierechners) umgehen kann, weiß, dass er nur annähernde Resultate
erwarten darf, während jede Bürorechenmaschine genaue Resultate liefert, solange die Zahlen das Maximum der Stellenwerte
nicht überschreiten, für die die Maschine gebaut ist.
Abgesehen von seiner Präzision, hat der Digitalrechner den
unschätzbaren Vorteil, dass er nicht nur eine arithmetische, sondern auch eine logische Maschine ist. McCulloch und Pitts [99]
haben gezeigt, dass die sechzehn Wahrheitsfunktionen des logischen Kalküls (und damit die Elemente aller logischen Denkvorgänge) durch Kombinationen von Alles-oder-nichts-Impulsen
dargestellt werden können, sodass z. B. die Summierung von zwei
Impulsen dem logischen «und», die gegenseitige Ausschließlichkeit zweier Impulse dem logischen «oder», ein Impuls, der die Entladung eines Schaltelements blockiert, dem logischen «nicht»
entspricht usw. Da die Analogierechner mit tatsächlichen, positiven Größen arbeiten, ist es äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich, ähnliche logische Operationen durchzuführen, da sich
besonders das Prinzip der Negation infolge des Fehlens negativer
Größen einer direkten analogen Darstellung entzieht.
Einige dieser Charakteristika sind auch in der
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