Menschliche Kommunikation
und durchdringen einander in oft sehr komplexer Form.
Dieselben beiden grundsätzlichen Kommunikationsmodalitäten finden sich auch in künstlichen Organismen.' Es gibt Elektronenrechner, in denen das Alles-oder-nichts-Prinzip von Elektronenröhren oder Transistoren verwendet wird und die Digitalrechner heißen, weil sie insofern wirkliche Rechenmaschinen sind, als sie mit Zahlen (englisch digits) arbeiten. In diesen Rechnern werden sowohl die Daten als auch die Instruktionen in Form von Zahlen verarbeitet, wobei oft nur eine rein willkürliche Entsprechung zwischen einer bestimmten Information und der
ihr zugeordneten Zahl besteht. Mit anderen Worten, diese Zahlen
sind willkürlich festgelegte Kodifizierungen, die ebenso wenig
Ähnlichkeit mit den Daten zu haben brauchen wie Telefonnummern mit Fernsprechteilnehmern. Neben den Digitalrechnern
gibt es noch eine andere Art von Maschinen, die reale positive
physische Größen in ihren Operationen verwenden und die eine
Analogie der Daten darstellen. Diese sogenannten Analogierechner arbeiten z.B. mit den Drehungen von Rotoren, Differenzialgetrieben, Kurvenkörpern und natürlich vor allem mit der Stärke
und Spannung elektrischer Ströme.
2.52 Auf dem Gebiet der menschlichen Kommunikation liegen
die Dinge nicht wesentlich anders. Es gibt zwei grundsätzlich
verschiedene Weisen, in denen Objekte dargestellt und damit
zum Gegenstand von Kommunikation werden können. Sie lassen
sich entweder durch eine Analogie (z.B. eine Zeichnung) ausdrücken oder durch einen Namen. Diese beiden Ausdrucksmöglichkeiten entsprechen den oben erwähnten analogen und digitalen
Kommunikationsformen in natürlichen und künstlichen Organismen. Namen sind Worte, deren Beziehung zu dem damit ausgedrückten Gegenstand eine rein zufällige oder willkürliche ist.
Es gibt letztlich keinen zwingenden Grund, weshalb die fünf
Buchstaben k, a, t, z und e in dieser Reihenfolge ein bestimmtes
Tier benennen sollen - es besteht lediglich ein semantisches Übereinkommen für diese Beziehung zwischen Wort und Objekt
(designatum), aber außerhalb dieses Übereinkommens ergibt sich
keinerlei weitere Beziehung, mit Ausnahme der sogenannten
onomatopoetischen Wörter. Wie Bateson und Jackson feststellen,
«hat die Zahl Fünf nichts besonders Fünfartiges an sich und das
Wort nichts besonders Tischähnliches» [19, S. 271].
In der analogen Kommunikation dagegen finden wir etwas
besonders Dingartiges in dem zur Kennzeichnung des Dings verwendeten Ausdruck; schließlich liegt es ja im Wesen einer Analogie, dass sie eine grundsätzliche Ähnlichkeitsbeziehung zu dem Gegenstand hat, für den sie steht. Der Unterschied zwischen
digitaler und analoger Kommunikation wird vielleicht etwas klarer, wenn man sich vor Augen hält, dass bloßes Hören einer
unbekannten Sprache, z. B. im Radio, niemals zum Verstehen dieser Sprache führen kann, während sich oft recht weit gehende
Informationen relativ leicht aus der Beobachtung von Zeichensprachen und allgemeinen Ausdrucksgebärden ableiten lassen,
selbst wenn die sie verwendende Person einer fremden Kultur
angehört. Analoge Kommunikation hat ihre Wurzeln offensichtlich in viel archaischeren Entwicklungsperioden und besitzt
daher eine weitaus allgemeinere Gültigkeit als die viel jüngere
und abstraktere digitale Kommunikationsweise.
2.53 Nur im menschlichen Bereich finden beide Kommunikationsformen Anwendung.' Die volle Bedeutung dieser Tatsache ist derzeit nur ungenügend geklärt, kann aber kaum überbetont werden. Es besteht kein Zweifel, dass die meisten, wenn nicht alle menschlichen Errungenschaften ohne die Entwicklung digitaler Kommunikation undenkbar wären. Dies gilt ganz besonders für die Übermittlung von Wissen von einer Person zur anderen und von einer Generation zur nächsten. Andererseits aber gibt es ein weites Gebiet, auf dem wir uns fast ausschließlich nur der analogen Kommunikationsformen bedienen, die wir von unseren tierischen Vorfahren übernommen haben. Dies ist das Gebiet der Beziehung. Im Anschluss an Tinbergen [148] und Lorenz [95] konnte Bateson [8] nachweisen, dass Vokalisierungen, Ausdrucksbewegungen und Stimmungssignale von Tieren analoge Kommunikationen darstellen, die nicht denotative Aussagen sind (und daher nicht auf Dinge verweisen, wie das in der digitalen Kommunikation der Fall ist), sondern vielmehr die Beziehung zu anderen Tieren definieren. Wenn ich - um eines der von Bateson angeführten
Weitere Kostenlose Bücher