Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
sei.«
Lea hörte stumm zu.
»Diese Mitarbeiterin, eine Frau Dana Schlüter – kennen Sie den Namen?«
»Auch nicht.« Lea schüttelte den Kopf.
»Also, diese Frau Schlüter nimmt die Kursanmeldungen und Registrierungen in Wartelisten vor.«
»Und?«
»Sie hat Ihren Besuch bestätigt und angegeben, Sie seien mit Infomaterial aufgebrochen, um noch den Rest irgendeiner Fortbildungsveranstaltung mitzubekommen. Können Sie sich auch daran nicht erinnern?«
Erwartungsvoll blickte er Lea an. Diese stand neben Sören, in den viel zu großen Mantel eingehüllt, und schüttelte wiederum den Kopf.
Die Polizisten hatten begonnen, mit Taschenlampen die Umgebung des Unterstandes abzusuchen. Die Lichtkegel ihrer Lampen entfernten sich Meter um Meter. Lea fing trotz des wärmenden Mantels an, mit den Zähnen zu klappern, und ihre Gesichtsfarbe wirkte selbst in der Dunkelheit aschfahl. Mit einem Blick auf sie beschloss Franz Bender, seine Fragen zurückzustellen. »Ich würde vorschlagen, Herr Johannsen, Sie bringen Ihre Frau nach Hause und verarzten sie. Wir werden uns hier im Wald noch weiter umschauen, und ich gebe Ihnen morgen Bescheid. Ihr Mann sagt, Sie vermissen Ihre Handtasche?«
»Ja, und mein Handy.«
Lea schloss die Augen. Jetzt war sie endgültig mit ihren Kräften am Ende.
»Gut, ich schlage vor, wir setzen uns morgen zusammen und versuchen, die Ereignisse Schritt für Schritt noch einmal nachzuvollziehen.«
Lea stimmte seinem Vorschlag dankbar zu und ging, von Sören mehr getragen als gestützt, in Richtung Parkplatz, der sich oberhalb der Holzhütte befand.
Es begann zu regnen. Erst vereinzelte Tropfen, dann immer heftiger. Ein stürmischer Wind bewegte die Wipfel der hohen Tannen, die vor dem nächtlichen Himmel mit weit ausladenden Bewegungen schwankten.
»Herr Johannsen«, Kommissar Bender war ihnen zum Wagen gefolgt und hatte sich seinen Kragen nach oben über den Kopf gezogen, »bitte dokumentieren Sie die Verletzungen Ihrer Frau.« Sören nickte.
Da Lea kaum sitzen konnte, brachte Sören die Lehne des Beifahrersitzes in Liegeposition und fuhr so vorsichtig an, wie es auf dem unebenen Parkplatz nur möglich war.
Als sie das letzte Mal so gefahren wurde, war sie auf dem Weg in die Klinik, und kurz darauf wurde Frederike geboren, erinnerte sich Lea. Das war in einem anderen Leben gewesen, so kam es ihr vor.
Auf der Heimfahrt schlief sie erschöpft ein, und als Sören sie dann ins Haus trug, registrierte sie es kaum.
Die Kirchenglocken läuteten entfernt, als Lea spät am Sonntagmorgen erwachte. Sie dehnte sich etwas, und selbst diese kleine Bewegung tat höllisch weh. Der Schmerz im Rücken bewirkte jedoch, dass sie schlagartig hellwach wurde. Eine milde Dezembersonne schien durch die hellen Gardinen ins Schlafzimmer. Die Tauben gurrten wie immer, unbeeindruckt von jedwedem Ereignis.
Die Schlafzimmertür wurde vorsichtig geöffnet, und Frederike streckte ihren Kopf herein. So vorsichtig, wie sie die Tür geöffnet hatte, so laut rief sie jetzt:
»Sie ist wahach! Aber ich hab sie nicht geweckt, sie hatte ihre Augen schon auf!«
Offensichtlich hatte Sören den Kindern befohlen, sie ausschlafen zu lassen. Frederike kam näher und saß mit einem Hopser neben Lea auf dem Bett. Die verzog das Gesicht. Auch diese kleine Erschütterung war unangenehm, und sie musste husten. Frederike sah sie besorgt an.
»Mama, tut dir was weh, ist dir schlecht?«
»Nein, geht schon, ist nicht so schlimm«, beschwichtigte Lea, »aber ich bin wohl gestern im Wald ausgerutscht und einen Abhang heruntergepurzelt. Deshalb habe ich überall blaue Flecken, und die zwicken ordentlich.«
»Au weia! Weißt du noch, wie ich mit den Inlinern letzten Sommer auf beide Knie gefallen bin? Das war auch richtig schlimm!« Frederike strich Lea vorsichtig übers Haar. Die warme, weiche Kinderhand tat Lea gut.
»Warum bist du überhaupt an einem Abhang spazieren gegangen?«, forschte ihre Jüngste weiter nach.
»Das frage ich mich auch, mein Schatz.«
Nachdem auch Jonas und Marie ins Schlafzimmer gekommen waren, saßen sie nun alle rund um Lea auf dem Bett. Marie, der man die Erleichterung ansah, dass Lea endlich aufgewacht war, hatte ein Tasse Kaffee mitgebracht.
»Mensch, Mama, wir haben uns große Sorgen gemacht, als Elisabeth gestern angerufen hat und sagte, du wärst in diesem unheimlichen Institut verschwunden.«
»Da kannst du mal sehen, wie es mir sonst immer geht. Es streichelt jedenfalls mein Ego, dass ihr nicht
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