Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Uniklinik Heidelberg um diese Zeit noch gearbeitet wird?«
Ullrich winkte ungeduldig ab. »Also, wenn sich nichts geändert hat, gibt es für Konstanze immer noch sieben Arbeitstage die Woche; fünf fand sie schon immer lächerlich.«
»Ich dachte, diese Einstellung hätten ausschließlich wir Chirurgen.« Sören war von seinem Sitzplatz auf der Schreibtischkante aufgestanden und schüttelte den Kopf: »Also, ich weiß nicht, das kommt mir alles recht abenteuerlich vor und …«
Lea unterbrach ihn. »Sören, bitte, was ist, wenn es wirklich einen Zusammenhang gibt? Wir haben doch nichts zu verlieren.« Sie tippte Ullrich, der noch vor dem PC saß, auf die Schulter: »Bitte ruf diese Kollegin in der Uni Heidelberg an. Wenn sie heute nicht zu erreichen ist, dann können wir es morgen noch mal versuchen, ja?«
»In Ordnung.« Ullrich griff zum Telefon und tippte die Telefonnummer aus dem Menüfeld »Ihr Kontakt zu uns« ein.
»Uniklinik Heidelberg, Zentrale«, meldete sich eine Dame am anderen Ende der Leitung. Lea hatte das Telefon auf Lautsprecher umgestellt, so dass alle mithören konnten.
»Doktor Köller aus Mainz, guten Tag. Ich wollte nachfragen, ob Frau Professor von Helmstetten heute im Klinikum ist?«
»Moment bitte, ich schau mal nach, ob sie ihren Funk abgeholt hat.«
Es entstand eine Pause, vier, fünf, sechs Sekunden. Die Frau aus der Telefonzentrale meldete sich wieder.
»Tut mir leid, ihr Funk ist im Fach, dann wird sie heute nicht im Hause sein.«
»Vielleicht ist sie ja in ihrem Arbeitszimmer, ohne Funk?«
So schnell gab Ullrich nicht auf. Seine Beharrlichkeit hatte zur Folge, dass sich eine diskrete Anspannung am anderen Ende der Leitung aufbaute.
»Das glaube ich zwar nicht, aber ich kann Sie gerne durchstellen, Herr Doktor. Wenn Sie niemanden erreichen sollten, notieren Sie sich bitte die Durchwahl.«
Dies war der deutliche Hinweis, künftige Kontaktversuche direkt und keinesfalls nochmals über die Zentrale vorzunehmen.
Das Telefon gab ein Wartesignal von sich. Eine ganze Weile vernahm man diesen einförmigen Ton, bis sich eine klare, melodische Stimme meldete: »Von Helmstetten, ja bitte?«
»Hallo, Konstanze, hier ist Ullrich aus Mainz. Kannst du dich noch an deinen Lieblingskollegen erinnern?«
Für wie viele weibliche Wesen Ullrich wohl der Lieblingskollege gewesen war?, überlegte Lea und schätzte, dass es etliche gewesen sein mochten. Bis Ullrich seine Françoise kennengelernt hatte, war er sicherlich kein Kind von Traurigkeit gewesen. Er pflegte mit Frauen immer sehr charmant umzugehen.
»Natürlich, wie könnte ich dich je vergessen …«
»Äh, ja«, Ullrich wurde nun doch etwas verlegen, überspielte die Situation jedoch sofort, »nett gesagt, Konstanze. Pass auf, wir haben hier ein Problem, das unter Umständen mit Hypnose zu tun hat, und da bist du mir natürlich als Expertin eingefallen. Ich habe meine Kollegin hier und ihren Ehemann, die hören mit.«
»Okay. Guten Tag zusammen. Was gibt’s?«
Nachdem Ullrich ihr den wesentlichen Teil der Geschichte berichtet hatte, kam eine für alle unerwartet klare Aussage:
»Natürlich kann ein Zusammenhang bestehen zwischen Einstichstelle, Gedächtnisverlust, Hypnose und irgendetwas anderem, von dem ihr vielleicht nichts ahnt.«
»Was heißt: nichts ahnt? Wie meinst du das?«, hakte Ullrich nach, und Konstanze von Helmstetten erklärte: »Nun, bei hypnotischen Befehlen – und um einen solchen würde es sich unter Umständen handeln – ist es üblich, dass eine Order oder eine Handlungsanweisung erteilt wird. Dazu wird das Gedächtnis für den Zeitraum der Hypnose blockiert. Das muss nicht sein, kann aber.«
»Das wird ja immer abenteuerlicher.« Sören stand auf.
»Eher mysteriöser«, flüsterte Lea ihm zu, da sie nicht stören wollte. Sie hatte sich neben Sören gestellt, um so Ullrichs Telefonat mit seiner ehemaligen Kollegin besser verstehen zu können.
Der fragte weiter: »Wofür benötigt man zur Hypnose Medikamente, die man intravenös verabreicht?«
»Da gibt es verschiedene Gründe. Normalerweise kommt das Hypnoseverfahren ohne irgendwelche Medikamente aus, denn die Hypnotisierten haben in der Regel ihre Einwilligung erteilt. Allerdings gibt es auch Forschungsberichte über den Einsatz von Medikamenten im Rahmen von Hypnosuggestion, die von militärischen Einrichtungen in Auftrag gegeben worden sind.«
»Und zu welchem Zweck?«, fragte Ullrich.
»Nehmen wir einmal an, der Bundesnachrichtendienst,
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