Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
Informationen preiszugeben, muss ich sicherstellen, dass der hypnotische Befehl sie auch erreicht. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein Betäubungsmittel oder ein Beruhigungsmittel nicht mehr wirkt oder nur noch ganz geringfügig. Es behindert ansonsten den hypnotischen Vorgang.«
»Das heißt also, wenn ich dich recht verstanden habe, Konstanze, die Hypnose selbst darf nicht unter einer Sedierung durchgeführt werden, nur die Vorbereitungsphase sozusagen.«
»Genau, und hier wird es schwierig. Im Showbereich gibt es Hypnoseprofis, und unter so genannten Geistheilern und ähnlichen Spezialisten natürlich auch. Die spektakulären Wirkungen, die sie erzielen, entstehen durch die Kombination aus einer hohen suggestiven Begabung aufseiten des Hypnotiseurs sowie auf einer Bereitschaft des Probanden und auch dem Überraschungseffekt, der eine Abwehr der Suggestion erschwert. Aber, der Einsatz von Medikamenten ist noch eine ganze Stufe diffiziler. Erst einmal muss ich genau wissen, welche Mittel, zum Beispiel Barbiturate, kurz wirken, ich muss die Dosierung beherrschen, und ich muss selbstverständlich auch bei Zwischenfällen wie Atemstillstand oder Herz-Kreislauf-Problemen angemessen reagieren können.«
Lea hatte das Bedürfnis, den Raum zu verlassen.
»Hm, das sind eine Menge Bedingungen«, sagte Ullrich. »Ob die beim ISG wirklich jemanden haben, der über solche Kenntnisse verfügt?«
»Nach den Angaben von Kommissar Bender ist dieser Marcion eigentlich eher der Typ Blender«, warf Lea ein.
»Vielleicht ist das aber auch nur Tarnung«, ergänzte Ullrich den Reigen ihrer Spekulationen.
»Na gut«, sagte Sören schließlich, »ich telefoniere mit dem Labor und bitte die dort, ihr Screening auf Hypnotica und die gesamte Palette der Sedativa auszuweiten.«
Ullrich wiederholte die Information für Konstanze von Helmstetten.
»Das ist gut. Ich denke, dass ein Mittel wie Midazolam von der Wirkungsdauer her in Frage käme.«
Midazolam war Ullrich, Sören und Lea bekannt, da es ein häufig eingesetztes Mittel im Rahmen kleinerer chirurgischer Eingriffe war, die in Kurznarkose durchgeführt wurden.
Ullrich holte tief Luft. »Konstanze, wann hättest du Zeit, dich um unsere Angelegenheit zu kümmern?«
»Moment, ich sehe in meinem Terminplaner nach.« Es entstand eine kurze Pause. »Morgen, um 11 Uhr, da war eine Besprechung im Dekanat angesetzt, die wegen einer Erkrankung des Ausschussleiters abgesagt wurde. Ich hätte ungefähr zwei Stunden, wäre das in Ordnung?«
»Das wäre fabelhaft, Konstanze, vielen Dank für deine Hilfe!«
»Das ist doch selbstverständlich, Ullrich. Außerdem ist dieser ganze Sachverhalt hoch spannend. Mach’s gut, bis morgen!«
»Bis morgen, Konstanze, und nochmals vielen Dank!«, sagte Ullrich und legte auf.
Die Nacht war furchtbar. Lea wurde vom kleinsten Geräusch wach, von den Bewegungen im Bett, wenn Sören sich auf die andere Seite drehte, oder von ihren eigenen kreiselnden Gedanken. Stündlich stellte sie das Fortschreiten der Nacht mit Blick auf den Wecker fest, bis sie gegen Morgen in einen oberflächlichen Kurzschlaf verfiel.
Der Start in den Montagmorgen war entsprechend mühsam, und erst die heiße Dusche und die zweite Tasse Kaffee vermittelten ihr das Gefühl, wieder an der Welt teilzuhaben. Frühstücken konnte sie keinen Bissen. Durch die Erwartungsspannung hatte sich ihr Magen scheinbar zu einem kleinen harten Knäuel zusammengezogen und war in keiner Weise bereit, irgendein Nahrungsmittel aufzunehmen.
Gegen 9 Uhr 45 waren Sören und Lea auf der A 5 in Richtung Heidelberg unterwegs. Zuvor hatte sie in einer Blitzaktion verschiedene Untersuchungen in Sörens Klinik durchführen lassen. Die sonst staugefährdete Autobahn war erfreulicherweise ungewöhnlich leer. »Umso besser, da kommen wir wenigstens nicht zu spät«, meinte Lea, die zwischen hoffnungsvoller und unruhiger Erwartung des Treffens hin und her schwankte. Ullrich war in Mainz in der Praxis geblieben, da sie nicht alle Patienten umbestellen konnten; Sören hatte einen Kollegen gebeten, seine beiden Operationen an diesem Montagmorgen zu übernehmen. Franz Bender und Sandra Kurz, die Lea entgegen ihrer ursprünglichen Bedenken am Morgen schließlich doch noch angerufen hatte, wollten ebenfalls pünktlich in der Heidelberger Uniklinik im Fachbereich Neurophysiologie bei Frau Professor von Helmstetten eintreffen.
Am Telefon hatte Franz Bender Lea von den vorläufigen Ergebnissen der Spurensicherung
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