Mephistos Erben: Kriminalroman (German Edition)
stellte sich Frau von Helmstetten vor, wie sie mit zwei geballten Fäusten in ihrem Arbeitszimmer saß, und musste lächeln.
»Vielen Dank für alles«, sagte sie und legte auf.
Sofort hob sie erneut das Telefon aus dem Halteapparat, wählte die Telefonnummer im Polizeipräsidium und ließ sich mit Kommissar Bender verbinden.
»Das ist aber ein erfreulicher Anruf«, begrüßte Bender sie überrascht, da er die munteren Unterhaltungen mit Lea offensichtlich vermisst hatte.
»Ich habe mich an etwas erinnert«, fiel Lea mit der Tür ins Haus.
»Wie, einfach so?«
»Nein, es kamen mehrere Dinge zusammen.« Sie erzählte dem Kommissar von der Panikattacke in der Uniklinik sowie der in ihrer Praxis und das Wichtigste – der Erinnerung an die junge Frau im ISG am Computer und deren Fragen.
»Sehr gut!«
Da war Lea ganz seiner Meinung, und aufgeräumt fuhr sie fort: »Frau Professor von Helmstetten meinte, dass vielleicht Stück für Stück die gesamte Erinnerung zurückkehrt.«
»Können Sie sich außer an die Frau mit dem PC und die Fragen nach Ihren Personalien noch an etwas anderes erinnern? Aussehen der Frau, vielleicht den Namen?«
»Hm, ehrlich gesagt nicht genau.«
Lea stellte sich das Zimmer vor, wie sie es in ihrem Stückchen Erinnerung wahrgenommen hatte, und versuchte es mit einer Beschreibung.
»Die Frau war jung, vielleicht Mitte zwanzig, schlank.«
Lea tastete sich in ihrem persönlichen Trailer, den sie immerzu aufs Neue abspulte, vorwärts. »Ich glaube, sie war ganz attraktiv, schmales Gesicht, große dunkle Augen, und ihre Frisur war eine Banane.«
»Eine was, bitte?«
Lea überlegte bei dieser Frage, ob es zu Kommissar Bender eine Ehefrau gab oder vielleicht Töchter. Sören hätte sofort gewusst, um was es sich dabei handelte, er war von Frederike und Marie über die neuesten Frisurentrends informiert. Klassiker waren wieder in Mode. Aber Franz Bender wurde diesbezüglich wohl nicht auf dem Laufenden gehalten.
»Eine Banane, so nennt man eine klassische Frisur, bei der das Haar eingedreht und am Hinterkopf in Form einer Banane festgesteckt wird.«
»Ah, ja, was es alles gibt.« Für einen kurzen Augenblick mischte sich eine gewisse Heiterkeit in die Stimme des Kommissars, doch der war sogleich vorüber. »Wenn diese Erinnerung richtig ist, passen Ihre Angaben womöglich zu einer Personenbeschreibung in unseren Akten.«
»Ja? Wie?« Lea wusste nicht, worauf Bender hinauswollte.
»Sie erinnern sich doch sicher an die Aussagen der ISG-Mitarbeiterinnen, die wir über Ihren Aufenthalt befragt haben?«
»Ich erinnere mich: Sie sagten, ich sei ungefähr dreißig Minuten dort gewesen, hätte eine Broschüre über das Institut erhalten und mich wieder auf den Heimweg begeben.«
»Richtig, das wurde in das Befragungsprotokoll aufgenommen, und die Broschüre fand sich, wie wir wissen, wirklich in Ihrem Mantel.« Franz Bender unterbrach seine Rede kurz. »Einen Moment noch, bitte«, sagte er, »ah ja, hier. Die Zeugin ist wohl für die Verwaltungsarbeiten im ISG zuständig. Ihre Personenbeschreibung könnte auf diese junge Dame zutreffen. Ich kann mich nicht an die Details ihrer Frisur erinnern, jedoch war es eine Art Hochsteckfrisur. Ihr Name ist Dana Schlüter. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Nein, er kommt mir nicht bekannt vor.«
»Schade. Allerdings bei unserem zweiten Besuch im ISG im Dezember war sie nicht dort und bei unserem letzten, vor ungefähr einer Woche, auch nicht.«
»Letzte Woche waren Sie noch einmal dort?«, unterbrach Lea den Kommissar.
»Ja, letzte Woche. Frau Kurz hat in akribischer Puzzlearbeit aus den zahlreichen Kurslisten herausgearbeitet, dass einige der Kurse in einem ungefähren Dreimonatsrhythmus fortgesetzt werden, also haben wir jetzt, Anfang März, zum Teil dieselben Kursteilnehmer wie im Dezember.«
»Und, hat mich jemand gesehen?«
»Leider nein, aber etwas weiter sind wir schon gekommen, denn Ihre Freundin Elisabeth wurde von einem der Kursteilnehmer gesehen, fast genau eine Stunde, nachdem Sie in dem Institut verschwunden sind. Das wirft noch einmal die Frage auf, warum Sie und Elisabeth sich verpasst haben, wenn Sie angeblich bereits nach einer halben Stunde wieder hinausgegangen sein sollen.«
Lea versuchte sich das Gebäude, in dem sie sich befunden hatte, vorzustellen, aber es wollte ihr nicht gelingen.
»Was ist mit dieser Frau aus dem Büro? Wissen Sie, warum sie nicht dort war?«
»Frau Schlüter meinen Sie. Auf unsere Frage nach ihr teilte
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